Kapitel 3

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Eigentlich sollte man lernen Schmerz und Enttäuschung als Teil seines Lebens zu akzeptieren. Doch ich war an diese Gefühle nicht gewöhnt und wusste nicht, wie ich mich zu verhalten hatte. Anil hatte ich mehr als jedem anderen vertraut. Er hatte mich zum Lachen gebracht. Nicht nur meine Lippen, sondern auch mein Herz.

Mit gemischten Gefühlen verließ ich die Hinterbühne und lief auf Anil zu. Er stand draußen alleine und wartete. Ich war unendlich wütend und sofort schrie ich ihn an:" Wie konntest du nur dieses Video herum schicken?" Er sah mich missverstanden an:" Was? Welches Video?" "Tu nicht so unwissend. Das Video, was du vor einigen Wochen aufgenommen hattest." "Das Video habe ich nicht weiter geschickt!", sagte er selbstüberzeugt. Ich glaubte ihm kein Wort. Wie sollte ich ihm denn nachdem er mich hintergangen hatte, jemals wieder Vertrauen können? Ich war mir so sicher. Nur er hatte das Video. "Und warum hat Aurela mir das Video geschickt?!", ich legte die Karten auf den Tisch. "Woher soll ich das wissen?", er wurde ebenfalls aggressiv. Anil packte mich an meinem Handgelenk und zog mich um die Ecke. Ich stand mit dem Rücken zur Wand und Anil stand sehr nah vor mir. Ich konnte nichts sagen und auch nichts tun. Er kam mir immer näher. Am liebsten hätte ich ihn von mir geschubst, doch ich konnte nicht. Vielleicht konnte ich es nicht, weil ich ihn liebte. Ich liebte Anil vom ganzen Herzen. Zwar waren wir sehr jung als wir zusammen kamen, doch wir beide waren reifer. Ich wusste, Anil liebte mich auch. Er sah mir abwechselnd auf die Lippen und in die Augen. Seine Blicke machten mich schwach und ich konnte nicht reagieren, als er mich zärtlich küsste. Anils Küsse waren wie eine Droge für mich. Ich habe sie gebraucht und war abhängig. Er küsste mich langsam wilder und auch unsere Zungen waren im Spiel. Ich ließ alles mit mir machen, da ich nicht klar denken konnte. Doch während des Kusses fiel mir ein, dass er mit einer anderen geschlafen hatte. Sofort schubste ich ihn von mir und musste schlucken, um nicht zu weinen. Anil wurde wütender und kam mir gefährlich nah:" Dilara, jetzt hör mir gut zu. Du liebst mich. Ich liebe dich. Wehe du beendest unsere Beziehung" Ich versuchte mich zusammen zu reißen. Doch je mehr ich es versuchte, desto mehr brach ich zusammen. Die Wunde war noch zu frisch, um schlau zu handeln:" Du Arschloch hast mich betrogen!" Ich schrie so laut ich konnte. Sofort brach ich in Tränen aus und schrie ihn noch lauter an:" Wie kannst du von mir erwarten, dass ich dir das verzeihe? Ich habe dir vertraut! Ich habe dich geliebt, verdammt. Und nur weil du deinen Spaß wolltest, hast du mit einer anderen geschlafen. Anil, du bist ein Arschloch! Ich will dich nie wieder sehen!" Mit diesen Worten schlug ich so fest ich konnte gegen seinen Brustkorb. Anil ließ mich meine Wut und Trauer ausleben und schloss schuldbewusst seine Augen. Bei meinen letzten Schlägen nahm er meine Hände in seine eigene:" Ich liebe dich. Egal was du jetzt von mir denkst. Und ich hoffe so, dass du mich nicht verlässt. Dilara, du bist alles was ich habe. Nur du gibst mir tagtäglich einen Grund, um aufzustehen.." Und zu allem Überfluss kam meine Mutter dann auf uns zu. Sie guckte uns verwirrt an:" Dilara, ich habe dich überall gesucht. Was ist denn hier los? Warum weinst du, mein Kind?" Anil schreckte sofort von mir weg und setze ein Lächeln auf, als wäre nichts passiert. "Alles ist wieder gut, Frau Güven. Dilara und ich hatten nur einen kleinen Konflikt, den wir jetzt wieder geklärt haben." Mit unschuldigen Augen sah er meine Mutter an und sie sah mir tief in die Augen:" Dilara stimmt das? Geht's dir wieder Besser?" Ich rüttelte mich, setzte ein falsches Lächeln auf und nickte. Sie schien nicht so überzeugt, ging aber nicht weiter drauf ein:" Wir gehen jetzt. Verabschiede dich von Anil." Sie lächelte Anil an und wartete darauf, dass ich mich verabschiedete. Ich lächelte Anil falsch an und gab ihm eine Umarmung. Er drückte mich ganz fest an sich und wollte mich nicht mehr loslassen. "Reicht jetzt..", sagte ich lachend, damit er mich losließ. Langsam ließ er mich auch los und gab mir einen kurzen Kuss.

Gegen 22 Uhr legte ich mich seitwärts auf meinem Bett und winkelte meine Beine an meinen Körper an. Ich dachte über den ganzen, langen Tag nach. Mein ganzer Körper zitterte und ich wusste nicht weiter. Ich zog es auch in Betracht, Anil diesen Fehler zu verzeihen. Nicht weil ich seine Lage Verstand, sondern aus Angst alleine zu sein. Ich war es nicht gewohnt alleine zu sein.

Nach einer knappen halben Stunde versuchte ich mich dann abzulenken. Mit meinem Handy wollte ich mich in Facebook anmelden, doch da stand, dass mein Passwort falsch wäre. Nach mehrmaligen versuchen bekam ich Zweifel. Hatte jemand mein Passwort geändert? Sofort stand ich auf und loggte mich am Computer meines Bruders auf Facebook ein. Ich war in seinem Account und sah mir mein Profil an. Und schon kam der nächste Schlag. Jemand hatte mich gehackt und so viele peinliche Fotos und Videos veröffentlicht. Ich bekam Tränen, als ich mir alles ansah und die Kommentare dazu durchlas. Anscheinend fanden das alle amüsant und machten sich lustig. Es gab teilweise Videos mit mehr als 100 Kommentaren. "Hahahahah, genial. Bist so peinlich.", "Ich wusste schon immer das du eine Schlampe bist", "Was wohl Anil dazu sagt", "Bist du jetzt schon so tief gesunken das du damit Aufmerksamkeit suchst", "Leute, die will Schwanz! Anil konnte sie nicht befriedigen." und viele mehr. Die Kommentare zu lesen tat am aller meisten weh. Jeder machte sich lustig über mich, sogar meine besten Freunde. Dann sah ich auf meine Statüsse, die mehr als peinlich waren. Es war wie die Hölle:" Gestern anschaffen gewesen, um mir neue Schuhe zu kaufen. Warum ist keiner gekommen, ich habe die Schuhe nötig!" Oder:" Ich bin gerade so geil. Jemand muss meinen fetten Arsch versohlen. Ich würde sogar dafür bezahlen."

Ich fing an höllisch zu weinen und machte den Computer aus. Ich konnte einfach nicht fassen, was man alles, über meinen Namen schrieb.

FragwürdigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt