Fragwürdig

Kapitel 48

"Nein, das können wir nicht..", ich versuchte Batuhans Idee einfach abzuhauen abzustreiten. Meine Familie würde es mir niemals verzeihen.

"Dilara, Seni seviyorum. Ich schwöre, bevor ich sterbe, nimmt dich keiner mir weg!"

Diese Worte brachten mich um. Die Art und Weise wie Batuhan sie aussprach, war einfach unbeschreiblich. Mit einem Lächeln ging ich darauf ein:" Bende seni." Langsam näherte ich mich ihm und unsere Lippen berührten sich erneut zärtlich.

Der Kuss endete aber ganz schnell, denn wir hörten jemanden brüllen. "VERPISS DICH, DU HUND!", schrie die Stimme aggressiv und öffnete plötzlich die Tür zu den Mädchentoiletten. Ich blieb sofort still, denn ich wusste, wer einen solchen Aufstand verursachte: Anil. Seine wütende Stimme könnte ich unter tausenden erkennen. "DILARA DU HURE, KOMM RAUS!", schrie er und schlug gegen die Kabinen. Ich bekam Angst und sah Batuhan dementsprechend an. Jedoch ließ er Anil nicht unbestraft mich beleidigen. Batuhan öffnete wutentbrannt die Tür und ging auf Anil los. Ich sah nur zu, da ich meiner Meinung nach nichts in meiner Macht stehende tun könnte. Batuhan nahm Anil an seinen Kragen und drückte ihn fest gegen die Wand.

"DU ELENDE MISSGEBURT, HABE ICH DICH NICHT VORGEWARNT?! DILARA GEHÖRT MIR. IST MIR EGAL, VON MIR AUS KÖNNT IHR IHR TAUSENDE RINGE IN DEN FINGER STECKEN. SIE BLEIBT MEINS, VERSTANDEN?! UND WAS MEINS IST, KANNST DU NICHT BELEIDIGEN! NICHT ANFASSEN! NICHT ANSEHEN!", mit diesen Worten verpasste Batuhan Anil einen Schlag, sodass er zu Boden fiel.

Darko und viele andere betraten die Toilette und versuchten Batuhan von Anil zu trennen. Anil lag blutverschmiert auf dem Boden und konnte nichts, als ihn wütend ansehen. Batuhans Worte fand ich so unglaublich berührend. Er liebte mich wirklich. Es war krass, dass ein Außenstehender mich mehr liebte, ehrte und beschützte, als meine eigene Familie. Ich ging langsam auf ihn zu und hielt seine Hand, die mit hervorgehobenen Adern verzieht war. Ich umschlug meine Hand in seiner und sah zu ihm hoch. Meine Berührung beruhigte ihn und er konnte regelmäßig atmen. Batuhan sah zu mir runter und umarmte mich leidenschaftlich. Ich schloss meine Augen, als ich seinen Eigenduft roch und er küsste mich auf meinem Kopf.

Zuhause angekommen setzte ich mich ans Klavier, denn ich hätte am nächsten Abend einen Auftritt. Lustlos fing ich an zu klimpern. Ich hatte weder Inspiration, noch besonders Lust. Doch ich fühlte mich verpflichtet. Nach einer Stunde kam mein Bruder wütend nach Hause. Sofort machte sich eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper bereit. Ich hatte Angst vor meinem Bruder. Fürchterliche Angst. Er hatte sich sehr verändert.

"DILARA!", brüllte er und ich stand schlagartig auf. Mit schnellen Schritten kam er wütend auf mich zu. Mein Herz schlug unregelmäßig und sehr laut. Mustafa nahm mich erneut am Handgelenk fest und zerrte mich aggressiv auf mein Zimmer. Ich stöhnte die ganze Zeit vor Schmerzen und bat ihn, mich loszulassen, doch er tat es nicht. Sein Handgriff war brutal und in meinen Augen sammelten sich Tränen. Auf meinem Zimmer angekommen schmiss er mich auf mein Bett. Ich verschränkte meine Arme und Beine an meinen Körper und sah ihn hilflos an. "HALT. DICH. VON. BATUHAN. FERN. VERSTANDEN?", jedes Wort betonte er wütend und mit ausdrucksstarken Augen. Ich nickte. "ANIL IST DEIN VERLOBTER! WEHE DU REDEST NOCH EINMAL MIT BATUHAN! ICH BRINGE ERST IHN, UND DANN DICH UM!" Mustafas Drohungen trafen mich besonders hart. Ich nickte Dutzende Male. Dann ließ er auch locker und verließ mein Zimmer. Ich dachte, ich könnte endlich ausatmen. Doch im nächsten Moment hörte ich, dass er meine Zimmertür abschloss.

Wie konnte ein Mensch nur so aggressiv mit seiner Schwester umgehen? Ich war schließlich nicht sein Besitz. Außerdem, wie konnte er sich so in mein Leben einmischen? Wie konnte man jemanden zwingen zu heiraten? Ich liebte Anil nicht einmal mehr. Er war nichts als Abschaum in meinen Augen. Ich kuschelte mich in meine Decke, nahm mein Handy, schaltete traurige Musik an und schloss meine Augen. Ich wollte nicht schlafen. Ich wollte nachdenken.

Nach einer halben Stunde des Nachdenkens, kam ich zum Entschluss: Ich musste endgültig das Verhältnis zwischen Batuhan und mir beenden. Ich liebte ihn mehr als jeden anderen, aber es brach nichts. Die Gefühle waren nutzlos und unangebracht, denn schließlich musste ich mit Anil zusammen sein. Ob ich wollte, oder nicht. Je früher ich Batuhan verließ, desto schneller könnte er mich vergessen.

War es die richtige oder falsche Entscheidung, aufzuhören zu kämpfen?

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