Kapitel 53

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Je tiefer ich in Batuhans Augen blickte, desto mehr Hass und Wut erkannte ich. Es kam mir so vor, als wären alle Augen auf uns gerichtet. Dennoch ließ es mich nicht davon abhalten meinen Tränen freien Lauf zu lassen. "Batuhan..", sagte ich und schüttelte meinen Kopf, denn ich konnte nicht verkraften, wie er mich behandelte. "Nimm meinen Namen nie wieder in den Mund.", sagte er noch immer wütend und lief eiskalt an mir vorbei. Sofort fing ich an zu weinen, obwohl ich mir im Klaren war, dass mich alle ansahen. Mit zittrigen Beinen verließ ich das Café und wusste nicht mehr weiter. Also lehnte ich mich gegen die Wand und hielt meine Hände vors Gesicht, während ich schluchzte.

Wenig später spürte ich, dass jemand vor mir stand. Als ich meinen Kopf hob, erkannte ich einen Jungen. Ich kannte ihn nicht und sah ihn fragend an. Er reichte mir einen Taschentuch. Ich nahm es an und wusch damit meine Tränen weg. "Geht's dir gut?", fragte der Junge und ich nickte. "Batuhan ist zu allen so, also Ärger dich nicht..", sofort unterbrach ich ihn. "Woher kennst du denn Batuhan?" "Er ist mein Kollege. Du bist Dilara, oder?" Ich nickte. "Batuhan hatte mir und meinen Freunden vor längerer Zeit die Aufgabe gegeben auf dich aufzupassen.", erzählte er mir. Ich sah ich überrascht an:" Im Ernst?" Er nickte:" Wenn wir dich sahen mussten wir ihm sofort Bescheid geben, wo du dich befindest, mit wem du dich befindest und ob du okay aussiehst." Ich musste grinsen, denn es überraschte mich nicht. Der alte Batuhan hatte mich auf Händen getragen, während ich so dumm war und Kontakt abbrach. "Wenn du willst können wir ja Nummern austauschen und..", schnell unterbrach ich ihn. "Ich bin verlobt." Er lachte kurz:" Ich weiß. Mit Anil, nh?" Ich nickte unsicher. "Wir können ja trotzdem Kontakt aufbauen. Immerhin Schwärme ich schon eine Weile von dir..", erzählte er mir verlegen. Ich grinste kurz, doch dieses grinsen verschwand auch ganz schnell, da ich mir so vorkam, als würde ich gerade Anil betrügen. "Lass mich in Ruhe!", brüllte ich etwas lauter und lief ohne auch nur ansatzweise nachzudenken auf die Straße. Ein Autohupen nahm mich aus den Gedanken und ich sah zum Auto rüber, welcher haarscharf bremste. Im nächsten Moment brüllte der Fahrer mich laut an. Ich verzog entsetzt mein Gesicht, entschuldigte mich und lief zurück auf die Straßenseite. "Ich bin Rashid und nur damit du Bescheid weißt Dilara. Das war gerade ein Hinweis von Gott, damit du mir deine Nummer gibst.", sagte der Junge und ich musste lachen. Letztendlich überredete er mich und ich gab ihm meine Nummer.

Als ich zuhause ankam musste ich feststellen, dass wir wieder einmal Besuch von Anils Familie hatten. Die ständige Frage "Kind, wo warst du denn?" Nervte mich gewaltig, doch ich blieb gelassen und zeigte kaum die Trauer, die mir Batuhan antat.

Nachdem wir als Familie zusammen aßen wollte Anil mit mir auf mein Zimmer gehen und reden. "Reden" nahm er jedes Mal als Ausrede um mit mir zu kuscheln und um mich zu küssen. Ich tat schon lange nicht mehr so, als würde ich Anil lieben. Doch er ließ mich trotzdem nicht los.

Als wir in meinem Zimmer ankam, legte er sich auf mein Bett und tippte auf seinem Handy herum. Ich setzte mich an mein Schminktisch, nahm mir ein Abschminktuch und entfernte das restliche Make-Up von meinem Gesicht.

"Ey, du willst ja bis zur Ehe warten, ne?", sprach Anil. Ich sah ihn überrascht an:" Natürlich. Wie kommst du jetzt darauf?" Er lachte und sah immer noch auf sein Handy. Ich wurde langsam unruhig:" Hä, was ist denn jetzt los?" "Warte mal." Ich sah neugierig aus sein Handy und las, dass er mit einer Sarah schrieb. Anscheinend verstanden sie sich laut deren Chat gut. Er ging auf das Profilbild von ihr und ich erkannte eine dünne, langhaarige blonde mit blauen Augen und tonnenweise Schminke im Gesicht.

"Mit der habe ich paar mal geschlafen. Ich schwöre, die ist so geil!", erzählte mir Anil und sah weiterhin auf sein Handy.

Ich denke, ihm war der Ernst der Lage nicht bewusst. Ich schrie auf:" Was?! Du hast mit ihr geschlafen?" Er sah mich überrascht an:" Du weißt doch, ich brauche sowas. Und dich würde ich niemals anfassen, Schatz." Er lächelte mich an, kam mir näher und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich war wie versteinert und konnte nicht realisieren, was er mir soeben gestand. Ich mein, es gibt 26 Buchstaben, 5,3 Millionen deutsche Wörter und ich könnte niemals beschreiben, wie ich mich in dem Moment fühlte.

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FragwürdigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt