Kapitel 26

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Es schien so, als wolle Batuhan mich nicht loslassen. Trotz meiner unzähligen Tränen, die nacheinander durch meine Wangen strömten, bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Und ich flüsterte:" Batuhan, ich brauche dich!" Er nickte:" Ich dich auch." Mit dem selben Lächeln lösten wir uns und ich blickte in seine grünen Augen. Ich stellte die Aussage "Niemand ist perfekt" langsam in Frage. Äußerlich sah Batuhan mehr als perfekt aus. Doch Aussehen ist bekanntlich nicht alles. "Was ist passiert?", fragte er mich konzentriert. Lange überlegte ich, ob ich meine Krankheit Batuhan anvertrauen sollte. Ich entschied mich dagegen, da ich es meinem Vater versprochen hatte. "Ich bin so allein.", antwortete ich stattdessen. Er schüttelte seinen Kopf:" Das bist du nicht. Ich bin immer da." "Heute bin ich mehr als von 100 Leuten umgeben gewesen, doch die Person, die ich am meisten wollte, war nicht da: Du!", erzählte ich. "Die Person, die du am meisten wollen solltest, ist Anil! Das ist falsch, wenn du an mich denken musst." "Wieso fühlt es sich dann so richtig an?", fragte ich ihn und näherte mich seinem Gesicht. Meine Begierde stieg bei jedem Atemzug umso mehr und ich wollte Batuhan küssen. Ich merkte, er wollte es auch. Seine Blicke wichen abwechselnd von meinen Lippen zu meinen Augen. Nun standen wir nur noch wenige Zentimeter voneinander. Kurz bevor sich unsere Lippen wirklich berührten, schloss ich meine Augen. Aber Batuhan machte einen Schritt nach hinten. Überrascht sah ich ihn an und schämte mich leicht. "Dilara! Verwirr mich nicht!", sagte er mit einer strengeren Tonlage. Ich bekam aus Schamgefühl zunächst kein Wort heraus. "Du bist Anils Freundin.." Sofort unterbrach ihn:" Er hat mich doch auch betrogen!" Batuhan sah mich verwundert an:" Das macht aber keinen besseren Menschen aus dir." Ich sah enttäuscht auf den Boden und war sprachlos. Batuhans Worte entsprachen der Wahrheit und ich konnte die Wahrheit nicht verkraften. Langsam kam er leicht lächelnd auf mich zu und nahm meine Hände, die er sich dann an seinen Körper stützte. "Und wenn ich dich küsse, dann nicht, wenn du dich einsam fühlst. Ich will, dass du dich glücklich an unseren ersten Kuss erinnerst.", fügte er hinzu und gab mir einen leichten Kuss auf die Wange. "Ich will dich nach diesem komischen Abend nicht als Freund verlieren. Besonders in der Schule brauche ich dich!", sagte ich während ich mich innerlich unwohl fühlte. Mein Magen verzog sich und mir war übel. Doch ich ließ es mir nicht anmerken. "Ganz ehrlich, Dilara. Das sollten dein kleinstes Problem sein. Ich bin immer für dich da, dass verspreche ich dir!", versicherte er mir. "Und was war heute morgen?", fragte ich misstrauisch, als wir uns auf mein Bett setzten und es uns gemütlich machten. Batuhan erzählte mir, dass er eine harmlose Auseinandersetzung mit Anil hatte. Ich verstand nicht, was sich Anil dabei dachte. Aber auf einer Seite, war sein Verhalten nachvollziehbar. Immerhin war ich seine Freundin und ich dachte, er würde mich lieben.

Batuhans Sicht:

Langsam fragte ich mich, wie lange ich es noch aushalten sollte, Dilara nicht zu berühren. Sie war in meinen Augen so wertvoll und ich wollte sie nicht wie die ganzen anderen Mädchen behandeln.

Am nächsten Morgen fuhren wir beide auch zur Schule und ließen die Verwirrung am gestrigen Abend ungeschehen. Während der Schulzeit rief mein Trainer mich an und erzählte mir große Neuigkeiten. Der wichtige Mann, der sich mein Training angesehen hatte wollte mich erneut spielen sehen, um entscheiden zu können, ob er mich unter Vertrag nimmt. Unbeschreibliche Freude sammelte sich in mir und ich wusste nicht, wie ich mit den Neuigkeiten Leben sollte. Selbst die 4-, die ich in Mathe bekam ließ mich kalt. Herr. Ay, den ich als den "wichtigen Mann" beschrieb, wollte mich auch auf einer Broschüre des Vereins sehen. Meine Freude war kaum zu übersehen. Ich rannte durch den Jahrgang und konnte mein Glück kaum fassen. Obwohl ich an dem Training noch leicht angetrunken und kaputt war, fand Herr. Ay mich gut. Wie geil war das denn?

Es war 19 Uhr und ich machte mich fertig. Gerade als ich über Dilaras Balkon klettern wollte, um sie zu überraschen, bekam ich eine Nachricht von Jenny. Sie schrieb, sie müsse mit mir reden. Doch ich ignorierte sie und kletterte hoch auf Dilaras Balkon. Anschließend sah ich durch die Glastür in ihr Zimmer. Doch was ich sah, gefiel mir nicht. Anils hässliche Fresse sah mich überrascht an. Dann merkte ich, wie er Dilara anbrüllte. Gerade wollte ich handeln, rief mich Jenny an.

Ich nahm ab und sie war am weinen. Auf dem Balkon lief ich hin und her. "Was ist passiert?", fragte ich sie genervt, da sie mir inzwischen egal war. Sie war nicht meine Schwester und ich hörte auf zu versuchen, sie zu beschützen. "Wir hatten doch miteinander geschlafen und ich habe dir gesagt, dass ich die Pille nehme?", sie suchte Bestätigung, die ich ihr auch gab. "Es tut mir leid, aber ich bin anscheinend Schwanger von dir.."

FragwürdigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt