Kapitel 34

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Die nächsten Minuten vergingen so schnell. Batuhans Vater hatte ihn geschlagen und angebrüllt. "Wir sind hier nicht bei RTL, dass du die erlauben kannst mit 17 Vater zu sein!", schrie er. "Und dann noch deine Stiefschwester! Was hast du dir dabei gedacht? Was ist nur bei dir im Kopf schief gegangen?" In dem Moment kam es wie ein Schlag. Sofort fiel mir jener Tag ein, an dem Batuhan mir gebeichtet hatte, dass er Jenny geschwängert habe. Sofort versammelten sich Tausende Gedanken und ich wurde misstrauisch. Doch erst einmal half ich Batuhan, dessen Nase anfing zu bluten. Ich näherte mich ihm und nahm seine Hand in meine. In dem Moment machte der Vater Batuhan bei mir schlecht:" Dilara, ich rate dir nur dich von ihm fernzuhalten! Er ist noch zu unreif, um eine ernsthafte Beziehung zu führen." Trotz dieser Worte, ließ ich Batuhans Hand nicht los. "Hörst du nicht? Der Junge wird Vater! Hast du in den letzten Jahren die ganzen Mädchen, die ins Haus kamen übersehen?", fügte der Vater hinzu und brachte mich zum grübeln. Immerhin hatte er recht. Zwar war Batuhan die letzten Monate nett gewesen, doch seine Vergangenheit schüchterte mich ein. Bevor ich mir weitere Gedanken darüber machen konnte, holte mich die Gegenwart ein. Denn im selben Moment ließ Batuhan mich los und rannte wütend auf sein Zimmer. Ich rannte ihm hektisch nach und sah, wie Batuhan eine Sporttasche nahm und viele seiner Klamotten und Wertsachen einpackte. "Was tust du da?", fragte ich vorsichtig, doch bekam keine Antwort. Mit einer blutiger Nase lief er an mir vorbei durch die Tür. Ich lief ihm nach und bevor Batuhan das Haus verließ, hörten wir noch seinen Vater. "Bleib stehen! Wohin willst du gehen? Du bleibst Zuhause!", befiel er ihm. "Nein!", sagte Batuhan wütend. "Du bist noch keine 18. Du bleibst Zuhause.", mit diesen Worten kam er zu uns in den Flur. Aggressiv ging Batuhan auf ihn zu:" Nach der ganzen Schläge von Leyla hast du kein Recht mich zu schlagen. Außerdem hast du mir das als Kind versprochen. Und jetzt dein Versprechen gebrochen." Am Ende seines Satzes öffnete er die Tür und verließ dramatisch das Haus.

Ich ging ihm nach. Auf halber Strecke zur Bushaltestelle, rief ich seinen Namen, damit er stehen blieb. Doch er tat es nicht. Also rannte ich auf ihn los, um ihn aufzuhalten, in den Bus zu steigen. Vor ihm blieb ich stehen und er sah mich wütend an. Währenddessen Biss er sich auf seinen Kiefer und ich wurde schwach. All die Worte seines Vaters, die mich zum nachdenken und grübeln gebracht hatten, verloren an Wert, denn sobald ich in Batuhans Augen sah, wusste ich, dass er trotz seiner widerlichen Vergangenheit ein reines Herz hatte. "Dilara, geh!", forderte er mich auf. Das altbekannte Spiel begann. "Sieh mir in die Augen und sag ich soll gehen. Dann tue ich es." Wieder einmal konnte er mir nicht in die Augen schauen. Ein Lächeln bildete sich und ich umarmte ihn fest. Ich merkte, dass Batuhan in dem Moment diese Umarmung gebraucht hatte. Es schien so, als wolle er mich nie wieder loslassen. Ich roch seinen schönen Eigenduft ein und könnte am liebsten in diesem Duft schwimmen. Nach der Umarmung nahm ich seine Hand und wollte Richtung meines Hauses laufen, doch er blieb stehen. "Du schläfst bei mir, solange sich dein Vater beruhigt.", sagte ich. Er lehnte meine Einladung jedoch ab:" Nein, ich gehe einfach in ein Hotel am Hauptbahnhof." Doch ich bestand auf seine Anwesenheit in meinem Haus:" Nein, kommt nicht in Frage. Du kommst mit zu mir. Sind ja nur paar Tage."

Somit überredete ich ihn und wir liefen zurück und betraten mein Haus. In dem Moment kam meine Mutter lächelnd auf uns zu. Ihr Lächeln verschwand allerdings sofort als sie Batuhan sah. Aus hatte ihn schließlich nicht gemocht, da er uns beide in Lebensgefahr brachte. "Schatz, dein Vater war heute in der Schule. Die haben unseren Antrag, die Schule zu wechseln abgelehnt, weil du sowieso nur noch 3 Monate zur Schule gehen musst.", erzählte sie mir und ich war einverstanden. Irgendwie war ich erfreut darüber und irgendwie auch nicht. Nach den Ferien sollte ich auf einer anderen Schule meine Abitur beginnen, also Zwang ich mich die nächsten Monate zusammenzureißen.

Batuhan und ich lagen gegen 23 Uhr zusammen auf meinem Bett. Meiner Mutter fiel nicht auf, dass Batuhan noch da war und sobald ich merkte, dass sie auf mein Zimmer kam, versteckte sich Batuhan auf dem Balkon. Als wir im Bett lagen und miteinander redeten, durchzog plötzlich eine Gänsehaut meinen gesamten Körper. Ich zuckte zusammen und Batuhan sah mich überrascht an:" Alles gut?" Ich nickte:" Mir ist nur bisschen kalt." Als ich diese Worte aussprach, nahm Batuhan meine Hüfte und zog mich langsam in seine Arme. Ich musste lachen und kuschelte etwas mit ihm. Währenddessen sah ich ihm tief in die Augen und war wenige Zentimeter von ihm entfernt. Diese Situation fand ich angenehm und war einfach nur unendlich glücklich in Batuhans Armen zu liegen. Er strich ein Haar aus meinem Gesicht und steckte es hinter meinem Ohr. "Du bist so schön.", sagte er mit einem verträumten Blick. Ich grinste:" Gar nicht wahr." Sofort sah er mich beleidigt an:" Du Esel." Noch immer war ich am grinsen. Minuten vergingen und Batuhan sah mich verräumt an, bis ich die Stille unterbrach:" Woran denkst du?" "Ich will dich küssen." "Dann tu es doch." Er schüttelte seinen Kopf:" Nein. Du bist noch in Anil verliebt." Mein Gesichtsausdruck veränderte sich kein bisschen. Batuhan log nicht. Natürlich war ich noch in Anil verliebt, doch tagelang versuchte ich ihn aus meinen Gedanken zu verdrängen. Es gelang mir auch ganz gut. Doch nach 3 Jahren konnte ich nicht so einfach so tun, als würde ich nichts mehr für ihn empfinden. Ich wusste, dass Anil kein einzigen Gedanken, den ich an ihn widmete verdiente. Doch was hätte ich tun sollen?

Batuhan sah mich immer noch verträumt an:" Dilara." Ich sah ihn lächelnd an. "Dilara..", ich liebte es, wie er meinen Namen aussprach. "Ich schwöre dir, ich werde jede Person, die dich verletzt umbringen! Vor allem die Hunde aus der Schule. Jeden Einzelnen werde ich für die Beleidigungen büßen lassen. Die sollen noch einmal wagen, etwas über dich zu sagen. Alles nur richtige Neider. Ich verspreche dir.. Nein, ich schwöre dir, ich werde immer um dich kämpfen." Diese Worte gaben mir den Rest. Würdet ihr jemanden, der euch diese Worte, während er tief in eure Augen schaut, sagt, nicht auch festhalten und niemals wieder loslassen wollen? Einzelne Tränen liefen an meiner Wange entlang und aus Reflex nahm Batuhan sofort mein Gesicht in seine Hände. Mit seinen Daumen wischte er jede Träne Weg und legte meinen Kopf auf meine Brust. Ich roch Batuhans Eigenduft und spürte seine Nähe. Dieser Abend war unvergesslich.

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