Kapitel 15

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Nach der Schule wollte ich mit dem Bus nach Hause fahren, als meine Mutter mich anrief und meinte, sie würde mich abholen und sofort zum Klavierunterricht fahren. Es war 15 Uhr und um 16:45 Uhr sollte der zweistündige Unterricht anfangen. Wir aßen bei McDonald's noch etwas und wollten danach fahren. Plötzlich trafen wir auf Anils Eltern. Die Mutter trug Kopftuch und wir verstanden uns super mit ihr. Doch mit dem Vater hatten wir uns nie wirklich lange unterhalten. Er wirkte aufdringlich auf uns.

Sofort umschlug die Mutter von Anil ihre Arme um meinen gesamten Körper. "Na, meine süße.", sagte sie, als sie mir einen Kuss auf die Wange gab. Ich mochte Anils Mutter sehr. Sie liebte mich anscheinend auch. "Und wie läuft die Schule?", fragte sie mich sofort. "Gut gut.", antwortete ich ihr. "Dilara war aber die letzten Wochen eher zuhause.", sagte meine Mutter und verzog ihr Gesicht. Anscheinend hatte Anil von unserer Trennung nichts erzählt, denn die Mutter fragte mich, ob ich krank sei. Ich schüttelte meinen Kopf und antwortete:" Eher wegen unserer Trennung.." Ihr Gesicht, vor allem ihre Augenbrauen spannten sich schlagartig an:" Was? Anil und du habt euch getrennt?" Ich nickte:" Seit einer Woche schon." "Wieso?", fragte mich der Vater aufgebracht. Ich sah meine Mutter hilflos an. Hätte ich Anils Mutter erzählen sollen, dass er mich betrogen hatte. Meine Mutter jedoch bestand darauf:" Anil hat Dilara betrogen." Anils Mutter schüttelte sofort ihr Kopf:" Nein, nein! Er würde das niemals tun!" "Er hat es mir selber gebeichtet." Anils Vater verließ wutentbrannt das Gebäude. Die Mutter schüttelte unendliche Male ihren Kopf, gab mir eine letzte Umarmung und versprach mir:" Ich werde mit ihm reden. Dilara, mein Schatz sei gewiss, Anil liebt dich wirklich. Es war ein Riesen Fehler von ihm, dich zu hintergehen." Ich nickte und sie lief ihrem Mann schnell hinterher. Ich persönlich fand es schon eigenartig, dass Anil nichts über unsere Pause oder Trennung seinen Eltern erzählt hat. Machte mir aber im Nachhinein keine Gedanken darüber.

Batuhans Sicht:

Mein bester Freund Darko und ich waren gerade im Limbecker am Brunnen chillen, als sich zwei Mädchen neben uns setzten. Darko schien sie zu kennen und begrüßte die beiden sofort. "Bruder, das sind Lea und Jenny.", sagte Darko und stellte mich den Mädchen vor. Jenny gefiel mir besonders gut, denn sie hatte dunkelbraune Haare und blaue Augen. Irgendwo, irgendwie ähnelte sie Dilara. Ihr Lächeln vor allem. Vielleicht gefiel sie mir deswegen von anhieb. Sie war zwar nett, doch auch etwas eingebildet. Das erkannte ich schon an unserer ersten Unterhaltung. Sie war etwas abgehoben, doch das störte mich nicht wirklich.

Es war 20 Uhr und Jenny und ich kamen bei mir zuhause an. Entspannt konnte ich sie herein lassen und mit ihr etwas im Wohnzimmer trinken, denn meine Eltern waren mit Emir zusammen bei meiner Mutter zu Besuch. Sie würden spät kommen. Jenny war locker, schaltete die Musik lauter und trank eine Menge. Ich lachte über ihr Verhalten. Sie stand auf und fing mit dem Glas in ihrer Hand zu tanzen. Sie war hübsch, aber auch etwas peinlich. Anscheinend war sie angetrunken.

Während sie tanzte bat sie mich aufzustehen, doch ich weigerte mich. Viel lieber saß ich auf der Couch und sah mir an, wie sie sich zum Affen machte. Als ich mich weigerte aufzustehen, setzte sie sich langsam auf mich und wir küssten uns wild. Ich stellte mir vor, dass es Dilara war, die ich gerade vernaschte.

Um 1 Uhr nachts, als Jenny und ich im Bett lagen klingelte ihr Handy. Ihr Vater rief sie wütend an. Ich bekam mit, dass sie anscheinend schon viel früher Zuhause sein musste, da sie Besuch bekommen hatten. Nach dem Telefonat zog sie sich wütend um. Ich begleitete sie bis zum Hauptbahnhof. Jenny war das erste Mädchen, bei der ich mir sicher war, dass ich sie noch einmal anrufen werde.

Dilaras Sicht:

Es war Samstagmorgen und ich schlief seit langem das erste Mal richtig aus. Als ich gegen 12 Uhr durch das Klopfen an meiner Zimmertür wach wurde, betrat meine Mutter mein Zimmer. "Dilara, Kizim. Anil ist gekommen. Kann er auf dein Zimmer? (Mein Mädchen)", fragte mich meine Mutter und meine Augen öffneten sich sofort. Ich nickte, als ich aufstand und in mein Badezimmer rannte.

Schnell wusch ich mein Gesicht, putzte meine Zähne, verdeckte einige Pickel und richtete mich. Danach rannte ich zurück auf mein Bett und kuschelte mich in meine Decke. In dem Moment betrat auch Anil mein Zimmer. Er gab mir eine Umarmung und setzte sich auf mein Bett. "Was ist los?", fragte ich direkt. Diese Situation ähnelte der Situation, in der mir Anil gestand, dass er mich betrogen hatte. Eine Schauer lief mir den Rücken entlang und ich musste kurz zucken. Nachdem Anil laut ein- und ausatmete, fing er an zu erzählen:" Dilara, seni seviyorum." Ich lächelte breit, denn aus seinem Mund diese Worte zu hören, hatte ich zutiefst vermisst. "Wenn ich einmal, nur ein einziges mal die Chance dazu haben würde alles rückgängig zu machen, glaub mir, ich würde sie nutzen!", sagte er und sah mich verträumt an. "Bitte, lass nicht Schluss machen." "Wieso sagst du mir das jetzt?", fragte ich sofort nach. "Hat es was mit deinen Eltern zu tun.." Sofort unterbrach er mich:" Meine Eltern haben mich daran erinnert, wen ich liebe. Und das bist du.Wenn das Schicksal immer wieder zwei Menschen zusammenführt, dann hat das einen Grund." Ich nickte und bekam Tränen, als ich diese Worte aussprach:" Ich liebe dich auch. Lass keine Pause mehr machen oder und trennen."

Anils Sicht:

Es war furchtbar, Dilara anlügen zu müssen. Zwar war sie wunderschön und sie hatte auch eine reine Persönlichkeit. Doch seit zwei Jahren hatte ich aufgehört, sie zu lieben. Meine Eltern jedoch liebten sie und ihr Geld. Immer wieder musste ich hören:" Dilara hat viel Geld! Später werdet ihr eine schöne Familie gründen! Eure Kinder werden hübsch und talentiert sein!" Und am Abend zuvor hatten sie mich erneut gezwungen, mich mit Dilara zu versöhnen. Gegen meine Willen.

FragwürdigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt