Kapitel 47

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Die Freude, die ich in dem Moment spürte, ist unbeschreiblich. Ich war nicht der Vater von Jennys Kind. Meine Zukunft war nicht gefährdet. Ich musste mir keine Gedanken über eine Erziehung machen. Es fühlte sich so an, als sei ich endlich befreit, denn ich musste nicht mehr bei jeder Entscheidung, die ich traf Jennys Baby berücksichtigen. Nun musste sich ein anderer Junge Gedanken darüber machen. Ein plötzliches und erleichtertes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich lief auf meinem Zimmer hin und her. Wem hätte ich als erstes Bescheid geben sollen? Meinem Vater? Dilara? Oder meinen Freunden?

Da es anfing zu regnen, zog ich mir eine etwas dickere Jacke an und klopfte an Dilaras Haustür. Ich hatte sie Dutzende Male angerufen, doch jedes Mal drückte sie mich weg. Zu einem wollte ich ihr die Nachricht übermitteln und zum anderen anderen aufgeklärt werden. Was hatte der Bruder letztens auf dem Balkon gemeint? Dilara war meins, nicht Anils.

Als sie mir die Tür öffnete, wusste ich sofort: Sie hatte geweint. Schlagartig nahm ich sie in meine Arme und drückte sie fest an mich. An ihren Augenringen und Rötungen wusste ich, sie war verletzt. Als es so schien, als wolle ich sie nie wieder loslassen, löste sie sich gewaltsam von mir. Überrascht sah ich sie an. Was war los?

Und als hätte sie meine Gedanken gelesen, gab sie mir eine Antwort:" Batuhan, das zwischen uns beiden muss aufhören."

Mein Blick wurde sofort wütender und kälter. Dilara hob ihre Hand und wies mich auf Ihren Ringfinger auf. An ihm war ein Verlobungsring. Dilara war mit Anil verlobt. Meine Freude, die ich vor einer halben Stunde empfand war komplett erloschen. Ich fühlte nichts als Wut. Gerade als ich ihr Handgelenk packte, um den Ring eigenhändig zu entfernen, zuckte sie zusammen. Mit angespannten Augenbrauen krempelte ich ihren Ärmel hoch und sah einen schmerzhaften Fleck. Er war ein wenig blau und braun. In dem Moment brannten meine Sicherungen durch. Dilara wurde zuhause gequält. MEINE Dilara war unglücklich und ich wusste, ich musste etwas dagegen tun.

Wutentbrannt schubste ich sie zur Seite und lief hektisch durch das Haus. Dilara fing an zu weinen und mich anzuflehen, ich solle gehen. Doch das kam nicht in Frage. Ich sah schwarz vor Augen. Im Wohnzimmer traf ich endlich auf jemanden: Auf Mustafa und Dilaras Mutter, die sich mit Papierkram Beschäftigten. Ich war von Natur aus groß und kräftiger gebaut, als andere 16 jährige Jungen. Also hatte ich auch keine Angst vor Mustafa.

"WAS SEIT IHR FÜR EINE FAMILIE?", brüllte ich in den Raum. Aus Mustafas Munde kam nur ein kurzes Lachen. Dilaras Mutter sah mich wütend an:" Kannst du unser Haus verlassen oder ich rufe die Polizei." "Können der Polizei direkt mitteilen, wie sie ihr Kind nötigen. Wer hat ihr das am Handgelenk und Ringfinger angetan?", brüllte ich. Mustafa wurde wütend und stand auf. "Batuhan, Verlass das Haus. Hab kein Problem wieder ins Gefängnis zu wandern, weil ich jemanden Bewusstlos schlage.", drohte er mir. Daraufhin begann ich lauthals an zu lachen und näherte mich ihm:" Dein Leben hast du dir so oder so schon verbaut." "Wer wird denn hier mit 16 Vater?", fragte er mich ironisch. "Ich auf jeden Fall nicht." Ich zwinkerte die Mutter von Dilara an und sie wusste sofort Bescheid.

Ich näherte mich Dilara und nahm sie am Ellenbogen fest:" Komm!" Sie sah unsicher zu ihrem Bruder rüber. Mustafas Blick sprach für sich und Dilara ließ mich los. "Ich bin Anils Verlobte!" Langsam verlor ich meine Geduld:" DU LIEBST MICH, NICHT IHN!" Sie schüttelte weinend ihren Kopf:" Ich liebe nur Anil." Die Worte Taten höllisch ich weh, obwohl ich ganz genau wusste, dass sie das nicht ernst meinte.

Dilaras Sicht:

Batuhan hatte ich mit diesen Worten verletzt. Ich wusste es, aber mir blieb keine andere Wahl. Mein Leben verlief schon so kompliziert, ich wollte ihn aus meinem Leben distanzieren, damit Seins noch einigermaßen gut verlief. Ich war ein Problemkind.

Batuhan nickte, ließ mich los und lief wütend aus meinem Haus. Die Tür knallte er so laut zu, als würde sie zerspringen. Ohne ein Wort oder ein Blick an meine Familie zu richten, lief ich aufgebracht auf mein Zimmer und wenig später kam meine Mutter nach. Auf meinem Bett in meiner Decke gekuschelt sah ich mit endlos vielen Tränen auf die Decke. Bei einem Blinzeln bahnte sich jede Träne ihren Weg aus meinen Augen. "Mein Kind, es war das richtige, Batuhan gehen zu lassen..", erzählte mir meine Mutter. Sie hatte keine Ahnungen. Batuhan war wahrscheinlich der einzige Mensch, der sich wirklich für mich interessiert hat und ich musste ihn anlügen und Verletzten, nur damit meine Familie mich nicht Ausstoß.

"Wirklich, er ist nur Gift für dich. Du wirst mit Anil ein schönes Leben führen.", meine Mutter versuchte mir die Situation gut zureden. "Ich liebe ihn aber nicht." Sie runzelte die Stirn:" Du hast keine andere Wahl."

Am nächsten Tag machte ich mich fertig für die Schule und Anil holte mich von zuhause ab. Mein Vater fuhr uns auch und forderte Anil auf, mich nicht aus seinen Augen zu verlieren. Er versprach es meinem Vater. Als wir vor der Schule ausstiegen, nahm Anil meine Hand und ich stoß sie sofort weg. Dann näherte er sich mit und flüsterte drohend in mein Ohr:" Nimm meine Hand!" Ich musste schlucken:" Warum hast du dich auf die ganze Verlobung eingelassen?" "Weil ich dich noch liebe, verstanden? Und keiner wird dich mir wegnehmen." Ich schüttelte meinen Kopf und sah ihn verwirrt an:" Aber ich liebe dich nicht.." Anil ignorierte meine Worte und lief mit meiner Hand in seiner durch die Schule, als sei er der glücklichste Mensch der Welt.

Während der Pause sah ich sehr oft Batuhan mit seinen Freunden. Er sah mich kontrollierend und wütend an. Anil verließ nicht für eine Sekunde meine Seite. Erst als ich ihn dazu überreden musste, alleine in die Mädchentoilette zu gehen. Als ich in dieser ankam, war ich mehr als überrascht, denn vor mir stand Darko. Er sah mich emotionslos an, als er meine Hand nahm und in eine Kabine brachte, in der sich Batuhan befand.

"Was machst du hier?", fragte ich ihn überrascht. Mein Herz klopfte mir wahrscheinlich in den Hals. Batuhan drückte mich gegen die Wand der Kabine und küsste mich zärtlich. Ich genoss den leidenschaftlichen Kuss. Es war genau das was ich brauchte: Batuhans Nähe. "Du bist meins!", sagte er wütend. Ich nickte:" Ich liebe dich Batuhan, aber ich bin Anil versprochen.."

Er unterbrach mich sofort:" Lass abhauen."

FragwürdigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt