Kapitel 8

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Als Melissa und ich zuhause ankamen, sprach meine Stiefmutter mich sofort an:" Batuhan, du musst auf Emir aufpassen." Ich sah sie augenrollend an:" Was gibt mein Vater jetzt für dich aus?" "Wir gehen shoppen.", sagte sie lächelnd. Ich nahm Melissas Hand und lief mit ihr auf Emirs Zimmer. "Tut mir leid..", sagte ich, doch sie unterbrach mich sofort. "Ist keineswegs schlimm. Ich liebe Kinder. Und euer Haus ist extrem schön." Ich bedankte mich. Sobald ich Emirs Zimmertür öffnete, kam er mit weit aufgerissenen Armen direkt auf mich zu gerannt. Ich hob ihn hoch und Kitzelte ihn in meinem Arm. An Melissas Lächeln konnte ich ablesen, wie begeistert sie von Emir war. Jungs, die mit Kindern umgehen konnten, mögen bekanntlich alle Mädchen. Wir spielten mit Emir zusammen noch irgendein Knetspiel und legten ihn nach ungefähr einer Stunde ins Bett.

Zurück in meinem Zimmer war es schon recht spät geworden. Doch Melissa zog es kaum in Betracht nach Hause zu gehen. Wir lagen auf meinem Bett und sahen eine Serie ihrer Wahl. Sie machte es sich in meinem Arm gemütlich und gab mir oft einen Kuss auf die Wange. Doch ich ließ mich nicht auf sie ein, da meine ganzen Gedanken sich um Dilara spielten. Noch nie hatte ich ein Mädchen so lange im Kopf und ich fand es langsam verrückt. Ich wollte, dass sie aus meinen Gedanken verschwand. Melissa bemerkte das ich nicht bei der Sache war. "Batuhan, mach dich mal locker. Wieso bist du so abwesend?", fragte sie mich verärgert. "Ich bin doch anwesend.", gab ich ihr lachend zurück. Ich wollte um jeden Preis verhindern, dass jemandem auffiel, dass ich an Dilara dachte. Darum packte ich Melissa an ihrer Hüfte und legte meine Lippen behutsam auf ihre. Ich fing an, ihre Lippen zu verwöhnen. Eigentlich hatte ich keine Lust mehr rumzumachen und bemerkte auch das Melissa total schlecht küsste. Langsam lies ich sie wieder von mir los. Zu meinem Glück klingelte auch schon ihr Handy und ihre Mutter rief zu nach Hause. Ich wollte sie nach Hause begleiten, doch konnte Emir nicht alleine zuhause lassen. Also gab ich ihr vor der Tür einen leidenschaftlichen, letzten Kuss. Ich sah ihr nach und gerade als ich die Tür schließen wollte, sah ich Dilara nach Hause laufen. Ich wollte mich vergewissern, ob es ihr gut ging, denn ich hatte das Gefühl, als würde ich ansonsten die ganze Nacht darüber grübeln. Also lief ich ihr hinterher und schrie:"Dilara, warte mal." Genervt drehte sie sich zu mir:" Was willst du?" " Wie geht's dir?", fragte ich sie ohne jegliche Emotionen zu zeigen. " Ganz ehrlich, glaubst du wirklich, dass ich dir etwas aus meinem Lebens erzähle und somit dir die Möglichkeit biete, mit deinen Freunden zusammen über mich zu spotten? Ne, lass mal.", sagte sie wütend. Doch sofort sah ich in ihren Augen, wie traurig sie war. Es war eine Art Reflex und ich umarmte sie. Sie erwiderte meine Umarmung nicht, aber Stoß mich auch nicht weg. Nach ungefähr einer halben Minute erwiderte sie diese dann doch. Ich spürte zum ersten Mal ihren schnellen Herzschlag und schloss genießend meine Augen. Dilara war so wunderschön und diese Umarmung rettete meinen Abend. Im selben Moment hörte ich undeutlich Emir weinen. Ich sah hoch auf sein Zimmer und sein Fenster war offen. Langsam lies ich Dilara los und gerade als ich gehen wollte, sagte sie:" Danke." Sie lächelte schwach und ich begab mich zurück in mein Haus.

Dilaras Sicht:

Normalerweise würde ich mich nicht auf Batuhans Umarmung einlassen, doch mein Leben lief auch nicht mehr normal ab. Ich hatte an diesen Tagen so Selbstzweifel und war so verunsichert. Obwohl ich sah, dass Batuhan vor weniger als fünf Minuten Melissa nach Hause schickte, genoss ich seine Umarmung, denn sie fühlte sich so ehrlich und gut an.

Sobald ich mein Haus betrat rannte ich auf mein Zimmer, zog mir etwas bequemes an und legte mich auf mein Bett. Ich wollte ungern Mustafa begegnen. Als sich langsam meine Zimmertür öffnete, bekam ich Angst, dass er es war. Doch zu meinem Vorteil kam meine Mutter herein. Sie fragte mich, wie mein Tag verging. Ich erzählte ihr von unserem Gespräch. Anil hat meine Sichtweise respektiert und meinen Vorschlag, eine Pause zu machen akzeptiert. Ich wollte nicht direkt Schluss machen, wie sollte ich auch? Immerhin war Anil seit drei Jahren mein Freund und ich liebte ihn sehr. Trotz Pause hatte er mir den Kontakt zu anderen Jungs verboten. Das fand ich auch akzeptabel. Anil habe Angst, ich würde mich verwirren. Das einzige, was negativ an unserem Gespräch war, war die Wahrheit. Anil gestand mir, wer mein Facebook "gehackt" hatte. Es sei Aurela gewesen. Das konnte ich sofort nachvollziehen, denn sie hatte meine Passwörter und war somit eine Verdächtige. Das Motiv war mir zu dem Zeitpunkt unklar.

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