Batuhans Worte trafen mich wie ein Schlag. Erst ist er für mich da und dann lässt er mich fallen. Ich konnte nicht wahrhaben, dass er unsere Freundschaft einfach so beenden wollte. Gedanken schossen durch mein Kopf und eine Frage blieb hängen: Wie habe ich Batuhan von mir weggeekelt? Ich hatte es satt, jedesmal von Menschen, die mir wichtig waren, verlassen und verletzt zu werden. Tränen sammelten sich in meinen Augen und Batuhan merkte, dass ich kurz davor stand, zu weinen. Doch er munterte mich nicht auf, sondern streute Salz in die Wunde. "Dilara ich möchte nichts mehr mit dir zutun haben..", sagte er wütend und ich unterbrach ihn:" Wieso?" "Dilara, du hast einen Freund. Vergiss das nicht!", antwortete er mir und stieg kurz danach in den Bus. Seine Worte kreisten mir durch den Kopf, während ich nach ihm in den Bus einstieg.
Die ersten zwei Stunden beteiligte ich mich nicht im Unterricht. Meine ganzen Gedanken widmete ich Batuhan. Doch nach einer gewissen Zeit verdaute ich seinen Abgang, denn immerhin war ich es gewohnt, Menschen zu verlieren, die mir wichtig waren. Ich nahm mir vor, mich auf die wesentlichen Dinge im Leben zu konzentrieren: Anil. Batuhan hatte Recht. Ich war Anils Freundin und verbrach zu wenig Zeit mit ihm. Ich liebte Anil wirklich sehr und wollte ihn nicht verlieren, also entschloss ich mich ihn zu überraschen.
In der Pause stand Anil mit seinen Freunden im Jahrgang. Da inzwischen jede Pause unsere Klassenräume abgeschlossen werden, mussten wir länger als eine halbe Stunde in der Kälte stehen. Mein Jahrgang stand versammelt an den Spinden. Ich sah, dass Batuhan mit seinen Freunden zu mir rüber sah. Daher ging ich lachend auf Anil zu. "Geh nach Hause, Dilara. Was machst du hier?", fragte er mich überrascht. Lächelnd umarmte ich ihn und küsste ihn leidenschaftlich. Ich wusste, er mochte das. Während wir uns küssten, merkte ich, dass uns viele ansahen. Doch uns machte es nichts aus, also nahm ich seine Hand und lief mit ihm hinter das Gebäude, um ihn dort in Ruhe zu küssen. Während wir uns dorthin auf den Weg machten, hörte ich ein Mädchen "Schlampe" rufen und alle fingen an zu lachen. Ich musste kurz schlucken, doch ignoriere im Nachhinein alle.
Anil drückte mich leicht an die Wand ab und küsste mich wilder. Seine Zungenküsse mochte ich sehr und genoss jede einzelne Sekunde.
Nach der 4ten Stunde hatte ich Schulschluss und wollte mich auf den Weg zur Bushaltestelle machen, als ich den Porsche meines Vaters sah. Mein Vater holte mich sehr selten ab und ich stieg verwundert in den Wagen. Er sah konzentriert auf sein Handy. Ohne mich zu begrüßen, fuhr er los. "Ist was?", fragte ich nichts ahnend. "Wir müssen ins Krankenhaus.", entgegnete er mir. "Wieso?" "Die müssen Blut abnehmen." Ich ließ locker und kurz vor dem Krankenhaus angekommen, fiel mir etwas ein. "Achja, ich fahr nach einem Monat in die Abschlussfahrt nach Spanien. Du musst die Einverständniserklärung unterschreiben.", erzählte ich. "Was macht ihr denn da?", fragte er mich. Während ich meinen Ordner aus meiner Tasche suchte, antwortete ich:" Wir übernachten in einer Jugendherberge, was genau an einer Küste liegt." Ich legte den Ordner auf meinen Schoß und meine Augen vergrößerten sich enorm. Jemand schrieb groß und dick "Nutte" darauf. Ich war es mittlerweile gewohnt beleidigt zu werden, doch mein Vater nicht. Schnell wollte ich meinen Ordner zurück in meine Tasche stecken. Meinem Vater allerdings entging diese Handlung nicht. Ohne ein Wort an mich zu richten, griff er nach den Ordner und nahm ihn beim Autofahren aus meiner Tasche. Seine Augen sahen abwechselnd auf den Ordner und auf die Straße. Anschließend bog er ab und sah mich wütend an. "Wer hat das geschrieben?", fragte er aggressiv. Ich antwortete nicht, sondern sah aus dem Fenster. Er schrie mich an:" Dilara! Wieso steht das auf deinem Ordner?" Sofort fing ich an zu weinen. "Was hast du getan?", schrie er diesmal noch lauter und aggressiver. "Ich weiß es nicht..", winselte ich. "Wer war das?", fragte er mich etwas beruhigter. "Ich weiß es nicht..", gab ich weinend von mir. Ich merkte, dass mein Vater tief durchatmete und versuchte, meine Lage nachzuvollziehen. "Du wirst die Schule wechseln. Das lässt du dir nicht gefallen. Morgen komm ich mit zur Schule und melde dich ab!", sagte er überzeugt und fuhr weiter. Ich nickte und war auf einer Seite auch erleichtert, die Schule zu wechseln. Als ich mich einkriegte, Widersprach ich meinem Vater:" Aber nach einigen Monaten bin ich mit der Schule doch schon durch. Ich mach sowieso auf einer anderen Schule Abitur." "Also willst du dir die nächsten Monate das Mobbing gefallen lassen?", fragte er mich ironisch, als er das Auto parkte. Noch nie hatte ich meine Lage "Mobbing" genannt. Erst in dem Moment sprach es jemand in meiner Gegenwart aus. "Ich werde nicht gemobbt.", sagte ich selbstbewusst. Darauf gab mein Vater keine Antwort, sondern stieg aus.
Als wir im Krankenhaus ankam mussten wir warten bis wir aufgerufen wurden. Mir wurde das Blut abgenommen und wir sollten noch zwei weitere Stunden warten, bis eine klare Diagnose feststand. Ich wurde bei den Bewertungen bevorzugt, weil mein Vater den Ärzten etwas Bestechungsgeld gab. Eine Krankenschwester brachte meinen Vater und mich in einen Raum, wo wir auf den Oberarzt warteten. Er wollte über meine Blutwerte reden. Auf einer Seite stand ich unter enormem Druck, da ich keineswegs wusste, was der Arzt mir jetzt sagen wollte.
"Dilara Güven, das bist du, oder?", fragte der Oberarzt und schüttelte meine Hand. Ich nickte und setzte mich mit meinem Vater zusammen auf jeweils einen Stuhl. "So, sie lagen gestern hier und wir hatten Ihnen Blut abgenommen, um zu gucken, ob alles in Ordnung ist. Da wir gestern ein Problem entdeckt haben, wollten wir nochmal sicher gehen und haben erneut Ihnen heute Blut abgenommen.", fing er an zu erzählen. Mein Vater und ich hörten aufmerksam zu. Der Oberarzt fügte hinzu:" Haben sie irgendwelche Beschwerden oder auffällige, körperliche Veränderungen?" Mein Vater sah mich gespannt an und ich schüttelte sofort meinen Kopf. Der Oberarzt sagte enttäuscht:" Es tut mir leid, Dilara. Aber sie haben Verdacht auf Leukämie."
Ich hatte Verdacht auf Blutkrebs?
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Fragwürdig
RomanceDie Intention von dieser Geschichte: Zeig niemanden wie gebrochen du bist, zeig niemals wie sehr sie dich verletzt haben. Lass niemanden deine Tränen sehen, niemanden deinen Schmerz sehen. Verarbeite deine Probleme richtig, verlass dich auf niemand...