Ich sah Batuhan, der in das Taxi stieg und losfuhr, nach. Mit gemischten Gefühlen ließ er mich tatsächlich alleine. Auf einer Klassenfahrt, in der mich alle hassten. Langsam fing ich an, Batuhan und mich in Frage zu stellen. Wie sollten wir weiterhin zusammen bleiben, wenn er Vater eines fremden Kindes wäre? Meiner Meinung nach war ich noch viel zu jung, um mir Gedanken über solche Dinge zu machen. Tränen fielen leise zu Boden. Genauso wie ich.
"Dilara?", hörte ich eine bekannte Stimme mich rufen. Sofort drehte ich mich zu der Stimme und erkannte in der Dunkelheit Darko. "Alles gut?", fragte er mich, als er sich näherte. Ich nickte und wischte die wenigen Tränen aus meinem Gesicht. Er nickte glaubwürdig, obwohl ich wusste, dass er mir keinen Glauben schenkte. "Batuhan hat darauf bestanden, dass du die restliche Woche in unserem Zimmer schläfst und wir auf dich aufpassen. Also komm, lass auf unser Zimmer.." Ich unterbrach ihn kopfschüttelnd:" Ich kann auch bei mir auf dem Zimmer schlafen. Dich und deine Freunde kenne ich doch kaum." An Darkos Gesichtszügen erkannte ich, dass er auf meine Anwesenheit bestand und er meinte, ich hätte keine andere Wahl. Also musste ich wohl oder übel mit ihm auf das Zimmer.
Die restlichen 4 Tage verbrach ich jede freie Minute mit Darko und den anderen Jungs. Je öfter ich mit denen unterwegs war, desto besser Verstand ich mich mit denen. Darko vor allem war derjenige, der die meiste Zeit mit mir verbrach. Er war ganz sympathisch. Oft waren wir in den Städten unterwegs. Doch die ganzen 4 Tage hatte sich Batuhan kein einziges Mal bei mir gemeldet. Und da mein Ego im Wege stand, ich mich bei ihm auch nicht.
"Gehe eine Rauchen, kommst du mit?", fragte mich Darko, als ich auf Batuhans Bett lag und Musik hörte. Obwohl ich gerade so gemütlich lag, entschied ich mich Darko Gesellschaft zu leisten. Als wir das Gebäude verließen bemerkten wir, dass das Wetter perfekt war. Nicht zu warm und auch nicht zu kalt. Sobald wir anfingen etwas herumzulaufen, zündete Darko seine Zigarette an.
"Batuhan liebt dich wirklich.", kam wie aus dem nichts aus Darkos Munde. "Wie kommst du darauf?", fragte ich überrumpelt. Nachdem er einen langen Zug rauchte, erzählte er mir:" Jeden Abend fragte er mich, wie es dir geht und was du den Tag über gemacht hast." "Ist ja kein Liebesbeweis." Darko lachte kurz auf:" Für Batuhan schon." "Als ob er sich in einer so kurzen Zeit in mich verliebt." Erneut unterbrach Darko mich Weise:" Eine Beziehung zu einem Menschen baut man nicht in Tagen, Wochen oder Monaten auf. Sondern in Momenten." Seine Worte ließen mich nachdenken und es war für eine Weile still. "Du hast ihn verändert. Wirklich, ins Positive. Er war glaube ich noch nie so glücklich, wie mit dir." Diese Worte waren genau das, was ich hören wollte. Sie stärkten mich auf irgendeine Weise.
Während der Busfahrt
Wir fuhren eine gefühlte Ewigkeit, was mir die Möglichkeit gab über Batuhan und mich nachzudenken. Somit war ich gegen Ende der Fahrt entschlossen für Batuhan und mich mehr zu kämpfen. Ich tatsächlich Gefühle für Batuhan, was erschreckender Weise so schnell ging. Immerhin war ich eine halbe Ewigkeit mit Anil zusammen war und an keine andere Liebe gewöhnt. Als ich kurz gegen Ende der letzten Pause aus den Toiletten der Tankstelle kam, lief Anil auf mich zu und zog mich in eine Ecke, in der keiner stand. "Muss dir etwas sagen.", seine Stimme klang plötzlich so fremd. "Erzähl.", ich versuchte so kühl wie möglich zu bleiben. Immerhin stand mein Ex vor mir, der mich betrogen hatte. Je öfter ich es mir gestand, desto wütender wurde ich.
"Ich will dich zurück." Seine Worte ließen mich in einem Gelächter ausbrechen. Als sei ich eine Verrückte. Anil sah mich missverstanden an. "Meinst du nicht ernst, oder?", fragte ich ironisch. In dem Moment bemerkte ich einige Blicke, die auf uns gerichtet waren. "Lass gut sein, Anil. Werde mich niemals wieder auf dich einlassen.", diese Worte sprach ich so arrogant wie möglich aus und ließ ihn überrascht an Ort und Stelle stehen.
Zurück im Bus versuchte ich nicht mehr an den Vorfall zu denken. Obwohl es ganz tief in mir eine kleine Schadenfreude erweckt hatte. Es war wie eine Bestätigung, dass ich nach unserer Beziehung gewonnen hätte. Mit einem frechen Lächeln sah ich aus dem Fenster und dachte weiter nach.
In dem Moment, indem wir endlich ankamen und die Familien einzelner sahen, atmete ich auf. Nach einer gefühlten Ewigkeit anzukommen war eine Erleichterung. Ich sah meine Mutter an unserem Auto auf mich warten und als ich aus dem Bus Aufstieg, wollte ich in ihre Arme rennen. Doch Batuhans Anwesenheit überraschte mich so sehr, dass ich auf die Begrüßung von meiner Mutter verzichtete. Ich dachte, Batuhan wäre meinetwegen gekommen. War er tatsächlich zum Teil auch. Doch nicht um mich zu begrüßen oder sich zu entschuldigen. Er ging auf Anil los, hielt ihn an seinen Kragen fest und schubste ihn gegen den Bus.
"REDE NOCH EINMAL MIT IHR, FASS SIE NOCH EINMAL AN ODER DENK EIN EINZIGES MAL AN SIE UND ICH BRING DICH UM! DILARA GEHÖRT MIR, VERSTANDEN?!", brüllte er so laut und aggressiv. So eine Tonlage hatte ich noch nie erlebt.
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Fragwürdig
RomanceDie Intention von dieser Geschichte: Zeig niemanden wie gebrochen du bist, zeig niemals wie sehr sie dich verletzt haben. Lass niemanden deine Tränen sehen, niemanden deinen Schmerz sehen. Verarbeite deine Probleme richtig, verlass dich auf niemand...