6 Monate später..
Dilaras Sicht:
Schon wieder dieser unerträgliche Anblick. Ich stand vor meinem Spiegel und kämmte meine Haare zurecht. Mein Blick war gerade gerichtet auf mein Gesicht, welches von Augenringen, Rötungen und diversen Macken gekennzeichnet war. Ich sah so grauenhaft aus. Ein Pinsel in die eine Hand und mein Make-Up in die andere. Je mehr ich versuchte mich frischer und schöner zu schminken, desto weniger gelang es mir. Also entschloss ich mich am besten endgültig aufzuhören, mir Hoffnungen zu machen, ich würde irgendwann zufrieden und glücklich ausschauen. Ich war es einfach nicht. Mein Erscheinungsbild gab eindeutig wieder, wie es in mir drin aussah: Hässlich. Dennoch trug ich wenig Mascara auf und zog mich um.
"Der Dresscode lautet Elegant. Also zieh gefälligst ein Kleid an!", waren die Worte meiner Mutter.
Ich Zwang mich ein langes, weinrotes Kleid zu tragen und dazu hohe schwarze Schuhe. Im Spiegel betrachtete ich mich. Mein Endresultat: Immernoch hässlich. Obwohl ich seid 6 Monaten von Anil nur gehört bekam, wie schön ich doch sei, ließ es mich kalt. Was nützte es mir, wie oft und wie viele mir versuchten einzureden, dass ich hübsch sei, wenn ich mich im Endeffekt nicht so fühlte?
"Oh, Dilara mein Kind, du siehst wie immer makellos aus.", sprach Anils Mutter staunend, als sie mich an der Haustür empfang. Ich denke ihr Staunen war eher gespielt als echt, doch ich gab ihr einen Kompliment zurück und stellte mich wie immer neben Anil, meinem Freund. Versprochenen. Verlobten. Wie ihr es nennen wollt. Für mich bleibt er einfach nur Anil. Denn im Grunde empfand ich keinerlei Gefühle ihm gegenüber. Anders als er. Es schien so, als würde er ständig in der Angst leben, mich zu verlieren. Was eigentlich ausgeschlossen war, denn Batuhan war der einzige der jemals um mich kämpfen würde und das letzte Mal sprachen wir vor exakt 6 Monaten. Ich würde lügen, würde ich behaupten, ich würde nicht an ihn denken oder hätte keine Gefühle ihm gegenüber. Eher das Gegenteil. Jede freie Minute dachte ich an ihn. Was er wohl tat. Mit wem er war. Woran er dachte und wie es ihm ging. Denn ich wusste, Batuhan war gerade dabei sich seine Zukunft zu verbauen. Er kam seit Monaten nicht zur Schule, es wurde schon rumgesprochen, er habe die Schule abgebrochen, da er seine 10 Jahre eigentlich schon hinter sich hatte. Doch er musste die 6te Klasse wiederholen. Batuhan verbrach so gut wie jede Nacht wo anders, war immer am feiern, kiffen und trinken. Ich machte mir ernsthaft Gedanken um ihn, doch konnte nichts in meiner Macht stehende tuen, um für ihn da zu sein. Mein älterer Bruder Mustafa würde mich eigenhändig umbringen, würde ich auch nur mit Batuhan reden. Zuhause wurde ich buchstäblich unterdrückt und missbraucht. Ich verbrach die meiste Zeit in meinem Zimmer oder zwang mich an mein Klavier. Doch wirklich die Inspiration oder die Lust zu spielen hatte ich nicht.
Mein Bruder behandelte mich grauenvoll. Zwar hörte man auf, über mich zu sprechen, doch er hatte mir meine Fehler immer noch nicht verziehen. Dementsprechend ging er mit mir um und ließ mich seine Wut spüren. Meistens hinterließ er blaue Flecken an meinen Körper. Und meine Mutter? Allmählich fragte ich mich, ob meine Mutter tatsächlich die Wutausbrüche von meinem Bruder verpasste oder einfach nur wegsah.
"Dilara?", hörte ich eine Stimme rufen. Sofort wandte ich mich zu der bekannten Stimme und erkannte meine Cousine Cansu. Sie lief in meine Arme und gab mir eine kräftige Umarmung. "Süße, hab dich total vermisst.", gab sie von sich. Sie hatte mich vermisst? Ich verstand sie nicht. Immerhin hatten wir uns eine Woche vorher getroffen. Doch ich spielte mit:" Ich dich auch, Cansu." "Lass mal heute Shisha-Bar gehen. Haben wir lange nicht mehr gemacht!", schlug sie vor. War das Ihr Ernst? Bei unserem letzten Treffen, was eine Woche her war, waren wir in einer Shisha-Bar. Doch ich spielte wieder mit:" Klar, können wir machen."
Gegen Abend, als der Geburtstag von Anils Mutter dem Ende neigte, verließen Cansu und ich das Haus, um uns bei mir zuhause etwas fertig zu machen. Sie wollte mich unbedingt schminken, so ließ ich sie es auch tuen und war seid langen mit mir zufrieden. Wohlmöglich, weil mein Erscheinungsbild meine Seele keinerlei widerspiegelte. Ich sah so glücklich und interessiert aus, was ich eigentlich gar nicht war.
In der Shisha-Bar angekommen, war es schon 23 Uhr. "Weiß dein Freund, dass du hier bist?", fragte sie mich zwinkernd. Ich schüttelte meinen Kopf und sie grinste mich frech an:" Braucht er auch nicht wissen. Immerhin ist es schon spät und er würde nur Stress machen." Ich nickte und wir rauchten eine Menge. Cansu war 21 Jahre alt und ich denke, sie besuchte regelmäßig die Shisha-Bar um Jungs kennen zu lernen. Ich hielt mich allerdings immer auf Distanz mit den Jungs.
"Süße, ich gehe eben auf die Toilette.", erzählte ich ihr und sie sah mich erwidert an. "Hier sind die Toiletten aber sehr unhygienisch. Pass auf oder halt durch, bis wir nach Hause fahren." Ich machte eine Bewegung, was zeigte, dass ich dringend musste. Sie nickte letztendlich:" Okay, okay. Aber beeil dich." Ich grinste und machte mich auf den Weg zu den Toiletten.
Nach Wohlmöglich einer halben Stunde fand ich sie auch. Als ich meine Hände am Waschbecken wusch, hörte ich einen Stöhnen aus einer der Kabinen. Es war eine etwas tiefere Stimme. Da ich einerseits aus Neugier und andererseits aus Angst unruhig wurde, entschied ich mich zu schauen, ob es der Person in der Kabine gut ging.
Als ich an die Tür klopfte und fragte, ob alles gut war, Bekam ich zunächst keine Antwort. Langsam öffnete ich die Tür, sah Batuhan auf dem Boden und schrie auf. Ich traute meinen Augen kaum. Er hatte eine Spritze im Ellenbogen und sah einfach schrecklich aus.
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Tut mir so leid, dass länger nichts kam. Ich versuche momentan weiter zu schreiben. Ich konnte nichts veröffentlichen, da ich im Urlaub war und später auch sehr lange im Krankenhaus. Ich hoffe ihr verzeiht mir. 💘Würde mich für Votes 🔝 und Kommentare 💬 freuen 💖
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Fragwürdig
RomanceDie Intention von dieser Geschichte: Zeig niemanden wie gebrochen du bist, zeig niemals wie sehr sie dich verletzt haben. Lass niemanden deine Tränen sehen, niemanden deinen Schmerz sehen. Verarbeite deine Probleme richtig, verlass dich auf niemand...