1 Woche später:
Dilaras Sicht:
"Beeil dich, Schatz. Wir kommen noch zu spät.", schrie meine Mutter aus dem Auto. Sofort rannte ich zur Bäckerei bestellte mir mehrere Brötchen, einen Kaffee und eine kalte Wasserflasche. Nachdem ich der freundlichen Kassiererin das Geld gab rannte ich zurück ins Auto. Sobald ich einstieg und die Tür nach mir schloss, fuhr meine Mutter hektisch los. "Bist du aufgeregt?", fragte sie mich und sah mich von der Seite an. Ich nickte:" Irgendwie schon." Sie fieberte total mit mir mit:" Spanien wird toll. Glaub mir."
Meine Mutter parkte vor der Schule und mit meinem Koffer und meiner Tasche zusammen lief ich auf eine Gruppe von Schülern zu. In der Gruppe befand sich auch Batuhan, also stellte ich mich sofort neben ihn. "So, jetzt sind wir vollständig. Gibt eure Koffer den netten Herren hier und sucht euch euren Platz in dem Bus. Die Fahrt wird lange dauern! Ich möchte keine Schwierigkeiten.", erzählte uns unser Lehrer und alle stürmten sich in den Bus. Nachdem ich mich dramatisch von meiner Mutter verabschiedete, stieg ich nach Batuhan in den Bus. Wir setzen uns in die vorletzte Reihe und ich musste mich sehr lange mit Batuhan streiten, um auf der Fensterseite sitzen zu können.
Die Busfahrt kam mir wie 176284 Stunden vor, obwohl es tatsächlich nur 18 Stunden mit Pausen waren. Mit Batuhan war die Fahrt weniger unerträglich. Wir hörten zusammen Musik und schliefen auch aneinander gekuschelt. Batuhan ging es nach der Beerdigung, das erste Mal besser. Die Beerdigung war mehr als verstörend. Im Haus der Großeltern wurde die Beerdigung organisiert. Batuhan ging es miserabel und ich versuchte die ganze Zeit für ihn da zu sein.
Als wir endlich ankamen, kam es uns allen so vor, als wären wir in einem Dorf angekommen. Doch die Stufe musste erst einmal gefühlte Kilometer laufen, um die Jugendherberge zu erreichen. Als wir allerdings ankamen, waren wir mehr als erfreut. Die Jugendherberge befand sich sofort an einem See und war modern ausgestattet. Alle waren zufrieden. Alle, bis auf ich. Denn ich musste in ein Zimmer mit zehn weiteren Mädchen. Zwar nicht mit Aurela, aber mit anderen Mädchen, die mich genauso wenig leiden konnten, wie Aurela. Ich versuchte das beste daraus zu machen.
Auf meinem Zimmer angekommen, packte ich meine Tasche aus und platzierte meine Kleidung in meinen Schrank. Zur Sicherheit Schloss ich diesen auch ab und steckte den Schlüssel in meine Tasche. Die Mädchen verstanden sich alle untereinander, doch ich wurde ausgegrenzt. Wieder einmal. Ich wäre froh darüber, würden sie mich wenigstens ignorieren. Doch ich war mir sicher, dass sie als sie jeden meiner Schritte verfolgen. Als ob sie nur darauf warten, dass ich einen Fehler mache und sie darüber reden können. Dadurch passte ich besonders auf, was ich tat.
Da wir erst am Abend in der Jugendherberge ankamen, durften wir nichts großartiges veranstalten. Viele amüsierten sich daher im Aufenthaltsraum. Ich hingegen hatte um 21 Uhr schon eine schwarze Leggins mit einem langen T-Shirt an. Das lange T-Shirt verdeckte auch meinen Po, also fühlte ich mich wohl darin.
Es waren nur zwei weitere Mädchen bei mir auf meinem Zimmer. Ich lag die ganze Zeit mit Kopfhörern im Bett und nutzte das W-lan aus. Bis mir erst im Nachhinein auffiel, dass Batuhan auf mein Zimmer kam. Da ich mit dem Rücken zur Tür saß und Musik hörte, hätte ich keine Möglichkeit Batuhan zu sehen oder zu hören.
Plötzlich wurde eine Decke um meinen Körper geworfen und ich wurde darin versteckt. Hektisch schrie ich auf und spürte, dass mich jemand trug. Meine Füße und Beine waren die einzigen Körperteile, die sich nicht in der Decke befanden. Batuhan trug mich anscheinend auf seinen Schultern. Erst auf seinem Zimmer wurde ich frei gelassen. Zwar konnte ich mir irgendwie denken, dass es ein Witz sein sollte, doch aus Angst kamen mir die Tränen. Zur Bestrafung schlug ich Batuhan auf die Brust und er lachte wie ein kleines, freches Kind. Damit ich mich beruhigte, gab er mir nochmal eine dicke Umarmung.
"Sollen wir raus?", fragte er mich spontan. "Wohin?" "Spazieren? Wetter ist voll schön.", entgegnete er mir und ich ließ mich darauf ein. Obwohl ich meiner Meinung nach miesersbel aussah, ließ ich mich auf Batuhan ein.
Nach der Beerdigung ging ich viel sanfter und vorsichtiger mit Batuhan um. Wie schlimm es sein müsste für ihn. Er verlor immerhin seine leibliche Mutter. Die Frau, die ihn geboren und teilweise erzogen hat. Mag sein, dass sie ihn nicht fehlerfrei großgezogen hatte, doch es tat selbst mir im Herzen weh, sie zu beerdigen. Batuhan war während der Beerdigung stumm. Nichts sagend, nichts fühlend und nichts tuend. Fand ich auf einer Seite gruselig, auf der anderen Seite wiederum nachvollziehbar. Er selbst meinte auch, er habe keine gute Bindung zu Leyla gehabt. Also sah er keinen Grund zur Trauer. Ich persönlich glaubte allerdings, dass diese Verhaltensweise von ihm, sein eigener Weg ist, um mit der Situation zurecht zu kommen.
Es war 22 Uhr als Batuhan und ich heimlich die Jugendherberge verließen und spontan am Strand spazierten. Da es recht kühl wurde und ich nur ein T-Shirt trug, legte Batuhan seinen Hoodie auf meine Schultern. "Aber den Hoodie will ich auch später zurück haben. Den anderen kannst du behalten.", sagte er und ich verkniff mir ein Lachen. Batuhans Kleidung besaß etwas spezielles: seinen Eigenduft. Bei jedem seiner Kleidungsstücke hatte ich sofort seinen Duft gerochen und mich "Zuhause" gefühlt.
"Diese Woche wird unvergesslich", versprach Batuhan mir. "Hauptsache wir haben Spaß.", entgegnete ich optimistisch. Während wir einen langen Spaziergang wagten, blieb Batuhan nachdenklich und sein Kopf aufs Meer gerichtet stehen. Mit einem angespannten und überraschten Blick lief er langsam auf das Wasser zu. Überrascht lief ich nach. Anscheinend hatte Batuhan etwas gesehen. Nachdenklich sah ich auf die Stelle, in die Batuhan ebenfalls blickte. Plötzlich nahm er mich fest und rannte mit mir zusammen ins Meer. Ich kreischte und lachte lauthals. Das Wasser war eiskalt und Batuhan warf mich und sich selber darein. Mir wurde eiskalt und ich war noch nie mit Kleidung schwimmen. Es war ungewohnt und komisch. Lachend stürzte ich mich auf Batuhan und machte ihn nass. Er selbst lachte wie ein Kind und genoss jede einzelne Sekunde.
Als ich versuchte Batuhan mithilfe meiner Hände im Wasser zu ertränken, viel ich sozusagen auf seine Brust. Und wie im nichts geschah es. Wir küssten uns. Unser erster Kuss war magisch. Als seien unsere Lippen füreinander gemacht worden.
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Fragwürdig
RomanceDie Intention von dieser Geschichte: Zeig niemanden wie gebrochen du bist, zeig niemals wie sehr sie dich verletzt haben. Lass niemanden deine Tränen sehen, niemanden deinen Schmerz sehen. Verarbeite deine Probleme richtig, verlass dich auf niemand...