Kapitel 16

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Ich lächelte breit und freute mich darüber, dass Dilara die selbe Meinung wie ich teilte. Zwar liebte ich sie nicht mehr wie vor zwei Jahren, sah dennoch Hoffnung zwischen uns beiden. Ich gab Dilara eine dicke Umarmung und flüsterte zärtlich in ihr Ohr:" Du bist meins!" Sie kicherte und ich tat so, als ob ich der glücklichste Junge in Essen sei. Wir unterhielten uns noch ein wenig. Sie erzählte mir, wie ihre letzte Woche verging und ich, wie sehr sie mir gefehlt hatte. Ich redete mir ein, dass ich mit diesen ganzen Lügen, jeden glücklich machen konnte. Dilara liebte mich wirklich und meine Eltern wollten, dass sie und ich zusammen blieben. So waren alle glücklich und zufrieden. Bis auf ich.

Dilara und ich verbrachen noch bis 15 Uhr Zeit zusammen in ihrem Zimmer. Wir kamen uns näher und ich hatte sie anscheinend tatsächlich vermisst. Als ich zuhause ankam, um mich für mein Fußballtraining vorzubereiten, betraten meine Eltern und meine Zwillingsschwester mein Zimmer. Meine Schwester hieß Ceyda und war mit ihren 16 Jahren schon verlobt. Sie wurde an einen Freund der Familie versprochen. "Du Nichtsnutz!", schrie mein Vater, als er mein Zimmer betrat. Ich verdrehte meine Augen und packte meine Tasche. "Hast du es wenigstens gerettet?", fragte meine Mutter. Ich nickte:" Ja. Wir sind wieder zusammen." Mein Vater riss mir meine Tasche aus meinen Händen und warf sie in eine Ecke des Raumes. "Du weißt schon, dass wir dank deiner Großeltern in einem Schuldenberg stehen, der für uns als einfache Familie unmöglich zu begleichen ist!", schrie mein Vater wütend. Ceyda versuchte ihn zu beruhigen:" Baba, bleib ruhig. Dilara und Anil sind ja wieder zusammen. Dilaras Familie kann den Betrag bestimmt bezahlen." Sie streichelte meinen Vater an seinen Oberarmen und er verließ wütend mein Zimmer. Meine Mutter setzte sich neben mich an mein Bett und versicherte mir:" Dilara ist sehr wichtig für uns. Versteh das doch. Dein Vater hat nur Angst, dass du es vermasselst und wir Pleite enden.." "Ganz ehrlich, bin ich für die Schulden verantwortlich oder wieso dreht ihr alle hier durch?!", schrie ich in den Raum. "Anil, versteh das doch. Wir haben nur noch dich!" Ich versuchte die Lage meiner Eltern nachzuvollziehen. Es gelang mir allerdings kaum. Jedoch riss ich mich zusammen und schrieb Dilara eine Nachricht, dass ich sie vermissen würde.

Auf meinem Weg zum Training schrieb ich eine aufgebrachte Nachricht an Aurela und erzählte ihr, was bei mir zuhause los war. Sie schrieb mir, sie würde mich nach dem Training abholen. Während meines Baskettbatlltrainings konnte ich ein wenig abschalten und meinen Kopf befreien.

Nachdem ich geduscht hatte, verließ ich die Umkleide und sah Aurela, die auf dem Rasen telefonierte. Ich lief auf sie zu und anscheinend stritt sie sich mit der Person, am Ende der Leitung. Als ich mich ihr näherte lächelte sie mich sofort an. Ich nahm ihr schlagartig das Handy aus ihrer Hand und legte auf. Sie kicherte kurz und wir versuchten uns heimlich zu küssen. Keiner wusste, wie stark meine Gefühle für Aurela waren. Sie war eines der schönsten Mädchen, die ich kannte und war so aufregend. Jeden Tag konnte ich mehr von ihr erfahren und somit das Puzzle über ihre Persönlichkeit lösen. Ebenfalls wusste keiner, dass ich Dilara wegen Aurela betrogen hatte. Wir hatten uns auf einer Hochzeit gut amüsiert und waren halb betrunken, als wir später bei ihr Zuhause miteinander schliefen. Mit ihr verbrach ich mein erstes Mal und sie war was ganz besonderes für mich.

Dilaras Sicht:

"WIESO SCHREIBT MAN DIR SOWAS? WELCHES MONSTER TUT SOWAS? DENKEN DAS ALLE AN DEINER SCHULE VON DIR?", mein Vater schrie mich zum ersten Mal so laut an. So wütend hatte ich meinen Vater noch nie erlebt. "ANTWORTE MIR!", schrie er. Den Brief zerknüllte er in seiner Hand und warf es aggressiv gegen die Wand. Dutzende Tränen liefen mir die Wange hinunter. Mein Vater nahm Enspannung kaum in Betracht. Er schrie mich weiter an:" WIESO DENKT DAS DIE SCHULE VON DIR, DILARA? WAS HAST DU GETAN?" Ich weinte und schrie: Gar nichts! Ich habe gar nichts getan!" "Das glaube ich dir nicht! Was verheimlichst du?", fragte mein Vater mich etwas beruhigter. Ich weinte und meine Augen brannten höllisch. Langsam lies ich mich in die Arme meines Vaters fallen und weinte mich an seiner Schulter aus. Sofort war mein Vater viel entspannter und erwiderte meine Umarmung. Er strich mir durch den Rücken und sagte schließlich:"Ich glaube dir."

Langsam hob ich meinen Kopf und sah ihn bemitleidenswert an. "Du wirst Schule wechseln!", sagte er nickend. Ich bekam kein Wort heraus und durfte auf mein Zimmer. Wieso mein Vater so durchdrehte? Er bekam einen anonymen Brief und während er es sich durchlas, bekam er Anfälle.

In dem, am Computer abgetippten Brief stand, dass ich eine "talentlose Schlampe" wäre und mit jedem in der Stadt geschlafen hätte. Zusätzlich drohte man mir noch und beleidigte meine Familie. Kein Wunder, dass mein Vater durchdrehte. Jedoch wollte ich ungern die Schule wechseln.

Es war 21 Uhr und ich ging unter die Dusche. An jenem Tag aß ich seit langem zusammen mit meinem Bruder zu Abendessen. Er sprach kein Wort mit mir oder sah mich im entferntesten an. Ich war Luft für ihn und das tat mir am meisten weh, denn die Beziehung zwischen meinem Bruder und mir war immer gut werden. Wir hatten uns schon von kleinauf immer gut verstanden. Während sich andere Geschwister tagtäglich gestritten haben, spielten wir die verschiedensten Spiele miteinander. Es brach mir das Herz, dass mein eigener Bruder mir keinen Glauben schenkte. Ich könnte noch so viel schwören, er dachte Anil und ich hätten miteinander geschlafen.

Es war 23 Uhr und ich stand auf. Seit zwei Stunden welkte ich mich in meinem Bett hin und her. Zwar war ich erschöpft, doch meine Gedanken raubten mir den Schlaf. Obwohl es extrem kalt war, zog ich mir eine Jacke über mein Pyjama und lief auf mein Balkon. Ich hoffte, die frische Luft würde mir gut tun. Unendliche Gedanken strömten durch mein Kopf.

Eine Stimme unterbrach meine Gedanken:" Geh schlafen." Es war Batuhan, der aus Emirs Fenster mich ansah. "Ich kann nicht.", erwiderte ich von mir. Batuhan konnte zunächst nichts sagen. Er sah mich nur nachdenklich an. Je länger er mich ansah, desto mitleidserregender kam ich rüber. "Geht's dir gut?", fragte Batuhan mich schließlich. Ich nickte und versuchte zu lächeln, doch einzelne Tränen liefen mir die Wange entlang. Zwar war Batuhan keine 5 Meter von mir entfernt, jedoch musste er zwei mal nachsehen, um sicher zu gehen, dass ich weinte. "Komm runter.", sagte er und schloss schlagartig das Fenster.

Sofort verließ ich mein Balkon, nahm meine Schlüssel und mein Handy und verließ leise das Haus. Batuhan kam auf mich zu und ich lief ihm langsam entgegen. Ohne ein Wort zu sagen, umarmte er mich.

FragwürdigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt