Kapitel 18

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Jenny zu sehen brach mich in Aufregung und Ungewissheit. Ich konnte es nicht realisieren. Was ein Zufall! Sie sah mich kurz an und konnte selber nicht glauben, dass ich vor ihr stand. Doch sie reagierte ganz anders als gedacht. "Batuhan?", fragte sie mich mit einem Lächeln und rannte in meine Arme. Ich bemerkte die unverstandenen Blicke und löste mich von ihr. "Ihr kennt euch?", fragte meine Stiefmutter und sah mich lachend an. "Ja, wir sind Freunde.", sagte Jenny nichts schämend und wir betraten alle das Haus.

Es war ein Einfamilienhaus und eigentlich schön dekoriert. Doch ich war ungern in dem Haus. Ich kam mir ungewollt vor. Wir betraten alle das Wohnzimmer und meine Mutter brachte jedem einen Teller mit Essen. Mein Vater und meine Stiefmutter verstanden sich beide super mit meiner leiblichen Mutter und ihrem Mann. Ich wiederum war von meiner Familie distanziert und hörte keinem wirklich zu. Bis ich meinen Namen hörte. "Jenny, zeig Batuhan doch dein Zimmer.", schlug meine Mutter vor. Jenny bestand drauf und ich folgte ihr die Treppen hoch, auf ihr Zimmer. Es war normal eingerichtet.

Sobald wir ihr Zimmer betraten und die Tür schlossen, wollte Jenny mich küssen. Ich hielt mich zurück:" Nein!" Sie sah mich fragend an:" Was ist dein Problem?" "Wir sind sowas wie Stiefgeschwister.." Sie unterbrach mich sofort:" Deswegen auch umso spannender." Sie lächelte und zuckte ihr Augenbrauen hoch. Dann küsste sie mich wieder und ich ließ mich auf sie ein, da ich Ihre Meinung teilte. Es war spannend.

Dilaras Sicht:

Ich war vertieft Klavier zu spielen und bemerkte kaum, dass mein Vater mir dabei zusah. "Ich hab dich schon so lange nicht spielen gehört, dass ich vergaß, wie gut du es kannst.", sagte er und sah mich stolz an. Ich zuckte zusammen und erschrak mich. Doch im nächsten Moment bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Da mein Vater sehr streng war, genoss ich es jedes Mal, wenn er mich lobte. Weder meinen Bruder noch mich lobte er oft oder zeigte uns, dass er stolz auf uns war. Mein Vater sah mich verträumt an, als er sagte:" Anils Familie kommt uns morgen besuchen." Ich sah ihn fragend an. "Weil ihr wieder zusammen seid.", fügte er hinzu. Ich nickte und sofort strömten mir 1000 Gedanken durch den Kopf. Mein Vater sah mich an und sagte schließlich:" Wenn du unglücklich bist, beende das! Du bist noch zu jung, um davon auszugehen, dass eure Liebe ewig hält." Ich bekam kein Wort heraus. Noch nie sprachen mein Vater und ich über Gefühle. Verträumt sah mein Vater auf den Boden und erzählte:" Ich weiß noch, wie du auf die Welt kamst." Sofort lächelte er. "Du warst so klein und zierlich. Meine Prinzessin.", fügte er hinzu. Meine Augen füllten sich mit Tränen, da ich diese Worte noch nie aus dem Munde meines Vaters gehört hatte. Schon immer klebte ich an meiner Mutter und hatte eine besondere Beziehung zu ihr. Doch mit meinem Vater sprach ich über so gut wie gar nichts. Er war wegen seiner Arbeit sehr beschäftigt und verbrach kaum Zeit mit uns.

Im selben Moment kam meine Mutter mit mehren Einkaufstüten herein. Obwohl es gerade mal 18 Uhr war, hatte ich mein Pyjama an. Fröhlich bedrängte meine Mutter mich:" Geh hoch und zieh dich um!" "Wieso?", fragte ich sofort nach. "Wir fahren zu Canan.", meine Mutter lächelte bis über beide Ohren. Canan war ihre von kleinauf beste Freundin. Sie hatte auch eine Tochter, die 18 war und Aylin hieß. Sie war eine gute Freundin von mir. Also lief ich auf mein Zimmer und machte mich fertig. Da ich wusste, dass Aylin und ich nicht zuhause bleiben würden, machte ich mich besonders schicker. Aylin war oft feiern und war beliebt in Essen.

Gegen 20 Uhr kamen wir bei Ihnen an und nach nicht einmal einer halben Stunde verließen Aylin und ich das Haus. Sie hatte schon ein Führerschein und wir fuhren zusammen in eine Shisha-Bar. Bevor ich bei denen Zuhause ankam, bekam ich Zweifel. Denn so gut wie fast alle meiner Freunde hatten mich zur der Zeit gehasst und ich hatte Angst, dass sie es ebenfalls tat. Doch sie benahm sich wie immer.

Als wir um 22 Uhr lockerer wurden, sprach sie mich darauf an. "Die letzten Wochen waren hart, nh?" Ich sah sie fragend an, obwohl ich ganz genau wusste, worauf sie hinausging. "Mit deinen Freunden? Diese Aurela hab ich ganz ehrlich noch nie gemocht. Sie hatte immer ein falsches Auge auf dich geworfen.", sagte sie selbstbewusst. Ich verrunzelte meine Stirn und sah traurig auf den Boden. Zu meinem Gunsten sollte am nächsten Tag die Schule aufgrund eines Feiertages ausfallen. Ich hatte unendliche Angst zur Schule zu gehen. "Ach, mach dir nichts draus. Ich glaube, du übertreibst! Sollen alle denken, was sie wollen.", Aylin versuchte mich aufzumuntern. "Wie schaffst du das? Wie kannst du auf die Meinung anderer scheißen?", fragte ich sofort. Ich fand es beneidenswert, wie Aylin die Beleidigungen von irgendwelchen Leuten wegsteckte. "Ganz ehrlich, die können mich alle mal. Ich lass mir doch nicht meine Laune, wegen unreifen Kindern vermasseln. Ich bin zufrieden mit mir und mit meiner Vergangenheit. Und das solltest du auch! Vertrau mir. Jetzt wo du wieder mit Anil zusammen bist, kann dir keiner mehr was anhaben." Ich nahm mir die Worte zu Herzen und überlegte lange darüber nach.

Bis mir eine bekannte Stimme auffiel. Sofort sah ich mich um und Batuhan stand an der Theke. Ich stand auf und ging auf ihn zu. "Batuhan?", fragte ich nach und bemerkte, er hatte getrunken. Viel getrunken.

FragwürdigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt