Chapter 3

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Mél blieb stehen ohne sich umzudrehen und fragte: "Ja, wofür denn?". "Keine Ahnung, zum reden. Ich bin ungern alleine im Krankenhaus", sagte sie. "Und ich würde Sie gerne besser kennenlernen". Mél lächelte. Bevor sie sich umdrehte, versuchte sie aufzuhören und ging zurück zu Annalena. "Das verstehe ich. Aber Sie sind doch nicht alleine. Sie haben Familie und Freunde, mit denen Sie reden können. Nur leider nicht persönlich", meinte Mél und setzte sich auf den nächsten Stuhl.

"Ich weiß und meine Familie ist dabei auseinander zu fallen", sagte sie und wusste nicht warum sie ihrer Ärztin das erzählte. "Oh, ich hatte ja keine Ahnung. Das tut mir von Herzen leid.", sagte Mélanie einfühlsam und das obwohl sie eigentlich kalt bleiben wollte.
"Ist schon gut. Ist ja nicht Ihre Schuld, dass mein Mann mich betrügt", sagte Annalena und lächelte traurig. "Aber was anderes: Wie lange sind sie schon Ärztin?".

"Das ist nicht schön zu hören", sagte Mél, "Was haben Sie jetzt vor?", fragte sie dann. Scheidung ohne dass es in der Öffentlichkeit landet", sagte sie. "Ich will vor allem nicht, dass meine Töchter in irgendeiner Art in die Öffentlichkeit gelangen".

"Ich verstehe. Ich kann es nicht fassen, wie man so eine gutherzige Frau so hintergehen kann. Ich habe sie wirklich als sehr freundliche Person kennengelernt. Ich hoffe sehr, dass sich das regeln wird", sagte Mélanie. Sie war überrascht, dass sie nicht kühl bleiben konnte aber Annalena tat ihr leid und sie würde sie am liebsten in den Arm nehmen.
"Schon gut, war wohl meine Schuld", meinte Annalena leise.

"Was meinen Sie damit?", wollte Mél wissen und lehnte sich nach vorne wobei sie sich mit ihren Ellenbogen auf ihren  Oberschenkeln abstützte.
"Verdammt", murmelte Annalena leise als sie kurz in Mélanies Ausschnitt schaute. "Naja, ich arbeite verdammt viel. Vor allem seitdem ich letztes Jahr Kanzlerkandidatin war und jetzt Ministerin bin. Und er hat es damit begründet, dass er ja auch bestimmte Bedürfnisse hat", erklärte die Ministerin.

"Männer und ihre Triebe!", meinte Mél. "Deswegen hatte ich lange keinen mehr", ergänzte sie leise dazu. "Hatten Sie dann eine Frau?", fragte Annalena lächelnd und versuchte ihre Freude zu verstecken.

"Naja, wie soll ich das erklären. Ich liebte immer schon Frauen und Männer. Als letztes bis vor 2 Jahren hatte ich noch einen Mann, aber der hat Dinge gemacht, die glaubt man mir nicht. Und dann schrieb ich Männer wegen ihm ab und suchte mir weibliche Partner. Meine letzte Beziehung war dann mit einer Frau, sie war wundervoll aber nicht die Richtige. Sie verließ mich und brannte mit einer anderen durch und das vor 2 Monaten. Aktuell bin ich alleine.", erklärte Mélanie. "Okay, gut zu wissen und tut mir leid was Ihnen in der Vergangenheit passiert ist", sagte Annalena und nahm vorsichtig sowie auch unsicher Mélanies Hand.

Mél spürte Annalenas Hand und lächelte. "Naja, das Leben einer Bisexuellen. Man hat eben doch nicht immer freie Auswahl, wie jeder sagt", meinte Mél etwas lachend. "Seien Sie froh, dass sie hetero sind, bi ist nicht einfach.", ergänzte Mél noch, in der Hoffnung, dass Annalena ihr widerspricht. Sie war verwundert, bei ihr konnte sie nur schwer kalt bleiben, sonst konnte sie das immer.

"Oh, ich weiß wie schwer es ist", meinte Annalena nur grinsend.
"Das heißt?", fragte Mélanie interessiert. Annalena schluckte etwas da sie das bisher noch niemand gesagt hat. "Das heißt ich bin pansexuell", erwiderte sie nur.
"Das ist ein Scherz, das kann nicht sein. Ich dachte Sie sind 100% hetero", meinte Mél und lachte kurz.

"Naja, es weiß auch niemand außer ihnen", meinte Annalena. "Und warum haben sie das denn gedacht?". "Naja, ein Ehemann, Kinder. Hörte sich nach einer perfekten Familie an", meinte Mél. "Und was eine Ehre, weiß das auch nicht Ihr Ehemann?", fragte Mél dann. "Nein, er auch nicht und wird er auch nicht. Mit ihn bin ich eh für alle mal fertig", erwiderte sie.

Mél schaute kurz in Gedanken versunken aus dem Fenster. Sie musste hart bleiben und keine weiteren Fragen stellen, sie wollte nicht wieder verletzt werden. Sie schwieg, da ihr die Worte fehlten.

"Wie sind sie eigentlich in die Medizin gekommen?", fragte Annalena um das Thema zu wechseln. "Sie meinten ja mal, sie wollten in die Politik". "Ach, es kamen für mich damals 2 Richtungen in Frage. Entweder studiere ich Medizin oder Politik. Ich machte viele Praktika in beiden Bereichen aber entschied mich für die Medizin, da ich leidenschaftlich gerne anderen Menschen helfe. Außerdem ist unser Körper wahrlich sehr interessant", erklärte Mél.

"Ja, ich wollte mal Kriegsreporterin werden", sagte Annalena. "Naja, wurde nichts raus".
"Oh, tres bien. Aber die Politik sollte es dann werden. "Sie sind eine sehr interessante Patientin, ich werde Sie glaube ich nicht so schnell vergessen", sagte Mél, lächelte und sah Annalena lange an. Länger als Mél es eigentlich wollte.

"Sie haben ein schönes Lächeln", meinte Annalena. "Und ich werde Sie so schnell auch nicht vergessen". Mél lächelte, hörte plötzlich aber auf. Sie zwang sich eiskalt zu sein, so reagierte sie immer aus Schutz um nicht verletzt zu werden. "Okay. Haben Sie noch medizinische Fragen?", fragte Mél ernst. Annalena schaute etwas verwirrt. "Hab ich etwas falsches gesagt?", fragte sie.

"Nein", kam es nur. "Verdammt, hör auf dich für deine Patientin zu interessieren", dachte sich Mél. "Ich muss weiter, bei Fragen stehe ich selbstverständlich zur Verfügung", sagte Mél noch und verließ in schnellem Schritt das Zimmer. Annalena seufze und lächelte dann etwas als Katrin ihr das Tablet und die dazu gehörigen Sachen vorbei brachte. Die beiden unterhielten sich noch etwas und als Katrin dann ging, fing sie direkt an zu arbeiten.

"Ist alles okay, Mél? Du siehst aus als hättest du Geister gesehen", fragte eine Kollegin und gleichzeitig beste Freundin als sie aus dem Zimmer ins Stationszimmer kam. "Das kann ich dir hier nicht wirklich erklären, Liebes, machen wir das nach Feierabend bei mir zuhause?", meinte Mél woraufhin die Freundin nickte. Die Kanadierin verließ die Station und widmete sich wieder ihrer Arbeit in der Notaufnahme. Dabei kam sie gedanklich nicht von ihrer deutschen Patientin weg.

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