38. Kapitel: Elli Campbell

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Von der letzten Geschichtsstunde hatte ich absolut nicht mitbekommen.

Was nicht daran lag, weil Geschichte total öde war (okay, da war doch was dran). Aber ich war mit dem Gedanken woanders. Um genau zu sein, ging ich Marys Akte durch.

Das machte ich schon seit Wochen. Seitdem Bill sie mir gegeben hatte.

Und bis jetzt wurde ich daraus nicht wirklich schlau. Gut ... ich wusste auch nicht genau, nach was ich suchte.

„Elli?"

Ich hörte Rickys' Stimme neben mir, hob den Kopf.

„Ist was?", fragte ich, fing seinen Blick auf. Er musterte erst mich, dann das Tablet vor mir.

„Immer noch nichts?"

Ich schüttelte leicht deprimiert den Kopf.

„Ich geh das jeden Tag aufs Neue durch, aber ich find nichts."

Er seufzte auf, sah mich eine Weile stumm an.

„Was?", fragte ich dann, als er weiter kein Wort sagte.

Vorsichtig beugte er sich etwas vor, sah mich ernst an.

„Was genau suchst du überhaupt?"

Er klang besorgt. Ich hob den Blick von dem Tablet, sah ihn an.

„Das weiß ich auch nicht so genau.", murmelte ich.

Er nickte, fuhr mit zwei Fingern über eine seiner Braids.

„Warum lässt du es dann nicht? Ich mein ..." Er sah sich um. „Der Fall ist doch schon vor Gericht. Und Jamie ist kein Anfänger."

„Schon klar.", murmelte ich, sah wieder auf das Display.

„Elli. Wann hast du das letzte Mal geschlafen?", fragte er dann. „Ich mein richtig. Nichts für ungut. Aber du könntest gerade bei The Walking Dead mitspielen."

Wow, danke.

„Ich mein damit nur-"

„Schon klar.", unterbrach ich ihn. „Danke für deine Sorge, aber mir gehts gut."

Seinem Blick nach zu urteilen glaubte er mir kein Wort.

„Elli ... letztes Jahr hast du auch gesucht und nichts gefunden.", fing er wieder an. „Auf jeden Fall nichts, was hilft."

„Na ja, es gab da schon eine Sache."

Ich tippte etwas auf dem Tablet ein, drehte es dann zu ihm. Ricky hob den Blick, lehnte sich wieder vor.

„Ich glaub ich versteh nicht was du meinst."

„Warst du es nicht, der meinte, dass da was komisch ist?"

Er runzelte die Stirn, strich sich nochmal seine Braids aus dem Gesicht, warf einen Blick auf das Dokument. Dann zuckte er mit den Schultern, sah zur Seite, als Audrey zu uns stieß.

„Hey."

Sie ließ sich neben Ricky auf den Stuhl fallen. Ihre Haare waren heute türkis. Auf jeden Fall das untere Drittel davon. Und ihr Make-Up passte mal wieder genau dazu. Keine Ahnung, wie sie das machte. Aber egal, was sie machte, sie sah super aus.

„Sorry, aber Mr. Roberts wollte nicht aufhören zu reden.", sagte sie, strich sich ihre Zöpfe hinter die Schultern. „Hab ich was verpasst?"

„Nichts Neues auf jeden Fall.", sagte Ricky.

Für ihn schien die Nummer wohl beendet zu sein.

Kurz warf sie einen Blick auf das Tablet, dass ich ihm immer noch unter die Nase hielt. Sie runzelte die Stirn.

MaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt