Jamie kam mal wieder zu spät. Aber diesmal nur eine Stunde. Was für ihn eine echte Leistung war.
Der Mann war chronisch unpünktlich!
Und das war er auch schon immer gewesen! Gut, darin gab ich mir auch nicht viel, aber er brachte das auf ein neues Level!
Das Einzige, was mich wunderte, war ... dass er echt gestresst wirkte. Und etwas neben sich. Was so gar nicht zu ihm passte.
Er war nicht die Art von Mensch, der nervös war. Zumindest keiner, der es sich anmerken ließ. Und aus der Ruhe bringen, ließ er sich gleich dreimal nicht!
Er tauchte eine Stunde zu spät vor Gericht auf und fragte dann, wann sie endlich anfangen könnten.
So jemand war er! Aber niemand, dem man ansah, das was nicht stimmte.
Vermutlich war das eine Voraussetzung für seinen Job.
Keiner wollte seinem Anwalt ansehen, dass er nervös war!
Nur, dass Jamie eben mehr als mein Anwalt war. Er war mein bester Freund. Ich vertraute ihm blind. Was nichts war, dass ich vielen entgegenbrachte.
Und ich machte mir Sorgen um ihn.
Jamie war brillant, keine Frage. Es war nur ... er kam mir in den letzten Jahren sehr ... einsam vor. Als gäb es in seinem Leben nur seinen Job. Was nicht mal sehr weit hergeholt war.
Er sagte selbst, dass es für ihn kaum was anderes gab.
Klar ihm war sein Job wichtig. Seitdem ich ihn kannte, sprach er davon, Anwalt zu werden. Und er tat alles dafür.
Er war mit 15 aus Spanien weggezogen, nur um auf diese eine Schule zu gehen. Wo ich ihn traf. Und das alles nur, weil es dort Jura-Grundkurse gab.
Und in seiner Freizeit analysierte er Fälle. Als gäbe es nichts Besseres.
Ich hatte zu der Zeit an irgendwelchen Sachen rumgeschraubt.
Wie ... defekte Kaffeemaschinen oder was ich sonst noch fand.
Manchmal fehlte mir das. Aber jetzt leitete ich eine riesen Firma und ... hatte nicht mehr die Zeit für so kleine Projekte.
Und vor allem hatte ich auch schon lange nichts mehr, wofür ich so begeistern konnte, wie damals. Anders als Jamie. Er arbeitete nicht nur so viel, weil es sein Job war. Sondern, weil er richtig dafür brannte. Und da war ich immer etwas neidisch auf ihn.
Weil ich sowas schon lange nicht mehr hatte.
Um genau zu sein, nicht mehr seit ich der CEO war ...
Auch Chris war da ... enthusiastischer.
Wenn ich ihn ansah, wie er über so kleine Dinge sprach, die ihm in den Kopf kamen. Die sicher ... nicht wirklich klein waren.
Aber es faszinierte mich, wenn ich ihn bei der Arbeit sah. Ich hatte sowas schon ewig nicht mehr gehabt. Und ich gab zu, dass es mir fehlte.
Da fragte ich mich immer ... was mein Teenie-ich davon halten würde. Das ich, das nur eine kleine Werkstatt hatte aufmachen wollen. Und nie CEO sein wollte ...
„Ryan? Alles okay?"
Ich hob den Blick, sah Jamie an, der mich fragend musterte.
„Alles klar?", wiederholte er, runzelte die Stirn.
„Mit mir? Ja klar, sicher."
Ich hatte das Gesicht auf die Hand gestützt, sah ihn eine Weile an.
„War nur ... etwas in Gedanken."
DU LIEST GERADE
Mary
RandomFortsetzung zu: Die Idee von Glück https://www.wattpad.com/story/189409523-die-idee-von-glück Sechs Monate sind seit dem Prozess zwischen Enisa und Chris vergangen. Während Ryan, Chris und auch Bill versuchen mit Hilfe von mehrere Therapeuten, ihr L...