7.Kapitel: Chris Clarke

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Leise atmete ich auf, stützte mein Gesicht auf die Hand. Für einen Moment schloss ich die Augen, sah dann wieder auf den PC vor mir.

Ich saß schon seit Stunden hier und sah auf die Berechnungen, die auf und ab hüpften. Es war nicht wirklich spannend, das gab ich zu. Aber ... ich hatte im Moment nichts zu tun. Also tat ich das, was ich gerade am besten konnte.

Und das waren meine Berechnungen. Und Algorithmen.

An einem Samstagabend.

Mir war klar, wie das sich anhörte. Vor allem ... war es für eine echt hirnrissige Idee. Und im Moment sah es nicht so aus, als könnte ich hier zu einem Ziel kommen. Und wenn ich noch fünf Algorithmen drüber laufen ließ.

Aber ... ich machte gerade alles, um mich abzulenken.

Ryan war unterwegs und brachte Bill und seine Freunde zu dieser Party. Auch wenn Bill nicht gewirkt hatte, als würde er sich freuen.

Na ja ... es wurde aber mal Zeit, dass er raus kam. Und wenn es nur ein Abend war an dem er, auf andere Gedanken kam.

Das machte mir in letzter Zeit wirklich Sorgen um ihn. Er war so still und ... ungewohnt ernst. Zwar sagte er, es ginge ihm gut, aber ... in dem Alter sagte man das immer. Auch wenn es nicht stimmte.

Und er wirkte nicht, als wäre alles in Ordnung.

Oder ich bildete es mir nur ein und machte mir zu viele Gedanken. Wär nicht das erste Mal.

Ich sollte nicht so viel nachdenken. Das sagte ich mir schon seit Jahren, aber es brachte auch nichts. Die kamen eben so und ... ließen mich nicht los.

So wie diese Berechnungen.

Es war nicht mal meine Idee. Aber seitdem ich es gefunden hatte, ließ es mich nicht los. Ich wollte ... nein, ich musste eine Lösung dafür finden! Und wenn es noch so irre klang!

So abwegig wäre es ja nicht mal! Ich musste nur diese eine Lücke füllen ...

Irgendetwas übersah ich! Und wenn ich darauf kam, dann ...

Fest biss ich mir auf die Lippe, strich mir die Haare hinter die Ohren.

Komm schon, denk nach.

Ich ballte meine Hände zusammen, massierte mir die Schläfen.

Denk nach ... du übersiehst etwas ...

Langsam stand ich auf, ging auf und ab. Ich dachte schon wieder an zu viele Sachen zur selben Zeit. Wenn ich so weiter machte, würde ich doch noch den Verstand verlieren!

Auch wenn ich eigentlich froh darüber war, dass ich mir so den Kopf zerbrach. Das hieß ... ich konnte nicht so viel an sie denken. Oder an das ... was passiert war.

Vor allem seitdem Jamie hier aufgetaucht war.

Er wollte den Fall wieder aufnehmen.

Schon klar, ich sollte froh darüber sein. Kaum ein Anwalt, setzte sich so für einen ins Zeug, selbst wenn man es selbst nicht tat.

Aber im Grunde hatte ich doch versagt ...

Es lag an mir. Ich hatte nicht mehr daran gedacht, dass sie noch das Sorgerecht hatte. Und nur weil ich das „vergessen" hatte, waren wir jetzt hier.

Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass sie wieder kam. Nicht nach all der Zeit ...

Und das brachte mich dazu, alles in Frage zu stellen.

Was wäre, wenn sie früher wieder gekommen wäre?

Wenn ... ich und Ryan ... uns damals noch nicht gekannt hätten? Wie wär das dann gelaufen?

MaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt