„Bill?"
Ich klopfte an seine Tür.
Er hatte nach der Verhandlung kaum ein Wort gesprochen. Die ganze Fahrt zurück, war er so unerwartet still. Das passte nicht zu ihm. Auf jeden Fall nicht, wenn ich es mit vor einem Jahr verglich.
Seitdem Mary weg war, zog er sich immer mehr zurück. Das fiel mir schon seit einer Weile auf. Und ja, man könnte sagen, er war jetzt in dem Alter. Nur wäre es ein merkwürdiger Zufall.
„Bill?", fragte ich dann nochmal, klopfte erneut an seine Tür.
Es dauerte eine Weile, bis ich seine Stimme hörte. Ich wartete kurz, bevor ich dann die Tür aufzog.
„Bill -"
Ich brach ab, als ich Elli erkannte, die neben ihm saß. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie da war.
„Oh, ich wollte euch nicht stören."
„Schon gut. Ich ... muss ohnehin los.", unterbrach Elli mich.
Sie legte ihren Arm sanft an Bills Arm, sah ihm einmal fest in die Augen.
„Wir sehen uns, ja?"
Sie klang beunruhigt. Es hörte sich mehr an, als wollte sie sicher gehen, dass mit ihm alles in Ordnung war. Auch ... wenn sie selbst nicht gerade fit aussah.
Elli war ungewohnt blass. Die Schatten unter ihren Augen waren noch tiefer, als sie sonst waren. Und die hatte sie schon als Kind. Nur ... sah das in letzter Zeit immer mehr so aus, als bekäme sie kaum Schlaf. Wenn ich sie so ansah, sah sie aus wie Jamie zu Uni-Zeiten.
.
„Dad?"
Bill hatte sich aufgesetzt, sah mich fragend an.
„Was gibts?"
Ich sah ihn an, schloss dann die Tür. Leicht wies ich auf sein Bett, auf dem er saß.
„Kann ich ... mich setzen?"
Er hob fragend die Brauen, rückte dann zur Seite. Er sah erschöpft aus. Und richtig gestresst.
Was ihm niemand verdenken konnte. Was er heute da geleistet hatte, hätte ich ihm, nie zugetraut.
„Dad?" Fragend sah Bill mich an, als ich mich gesetzt hatte. „Was ... was ist denn jetzt? Gehts um die Aussage?"
Bei dem letzten Satz wurde er leiser. Er wirkte unsicher. Oder viel mehr, als sei es ihm peinlich.
Sofort schüttelte ich den Kopf, legte ihm die Hand auf den Arm.
„Nein, nein. Ich ... Ich wollte nur wissen, ob ..."
Ich ließ ihn wieder los, zögerte einen Moment. Kurz schloss ich die Augen, starrte dann auf meine Hände.
„Bist du okay?", fragte ich leise, sah ihm fest ins Gesicht.
„Was?"
Damit schien er nicht gerechnet zu haben.
Ich sah ihn an, strich ihm eine gewellte Strähne aus der Stirn. Leicht musste ich lächeln. Alle sagten immer, Bill sah eins zu eins aus, wie eine Kopie von mir.
Und in vielen Sachen hatten sie recht. Er hatte meine Augen, meine Nase. Selbst meine Lippen. Und doch gab es so einiges, was mich an ihm an Rachel erinnerte.
Dieser Rotstich in seinen Haaren, der intensive Blick.
„Es tut mir leid, dass du das heute machen musstest.", sagte ich dann. „Jamie hätte das nicht von dir verlangen sollen."
DU LIEST GERADE
Mary
RandomFortsetzung zu: Die Idee von Glück https://www.wattpad.com/story/189409523-die-idee-von-glück Sechs Monate sind seit dem Prozess zwischen Enisa und Chris vergangen. Während Ryan, Chris und auch Bill versuchen mit Hilfe von mehrere Therapeuten, ihr L...