Ich war völlig fertig, als ich an diesem Nachmittag von der Arbeit kam. Dabei war es nicht mal spät. Vielleicht drei Uhr. Aber ... ich war so müde.
Viel Schlaf hatte ich heute Nacht nicht bekommen.
Leicht fuhr ich mir durch die Haare, blinzelte ein paar Mal, als ich an der Ampel hielt.
Ich hoffte nur, dass ich nicht alles total in den Sand gesetzt hatte. Bei der Sache war ich nicht gewesen.
Mein Kopf wollte in letzter Zeit einfach nicht.
Ich war mit den Gedanken ganz woanders. Bei Chris, bei Mary, bei Bill. Bei ... Gott bei diesem Alptraum, der kein Ende zu finden schien!
Leise seufzte ich auf, ging dann wieder aufs Gas.
Chris ...
Seit dieser Sache war es ... nicht gerade leicht. Es hätte mich auch gewundert, wenn es anders wäre. Ich wusste ja, wie es ihm während dem Fall gegangen war. Da war es kein Wunder, dass es ihm so zusetzte, dass wir verloren hatten.
Wieder atmete ich auf, bog in die nächste Straße ab.
Es war kein Thema, über das wir sprachen. Weil es auch nicht sein musste. Wir kamen ja zu keinem neuen Schluss.
Außer, dass das Urteil keinen Sinn machte. Dabei blieb ich!
Und ich sagte das nicht nur, weil Chris mein Partner war und Mary meine Tochter!
Sogar meine Eltern waren dieser Meinung!
Und das musste etwas heißen!
Es brachte mir nur nichts. Und Chris noch weniger.
Toll, wenn die ganze Welt dachte, es sei falsch. Bekamen wir dann unsere Tochter wieder?! Wenn sich doch alle einig waren!
Bill hatte sich das nach dem Sommer anhören müssen. Das war so weit gegangen, dass ich ihn die letzte Woche von der Schule genommen hatte. Er musste es sich echt nicht anhören, dass es allen so leid tat! Das machte es nicht besser!
Dasselbe war bei Chris.
Offenbar konnten einen die Leute nicht zufriedenlassen!
Und die zwei waren auch noch zu nett, um zu sagen, dass sie alle still sein sollten! Wie konnten manche Leute einfach so dreist sein!?
Bill war gerade mal siebzehn! Und wie konnte es sein, dass ihn dann alle fragten, wie es ihm damit ging!? Was sollte er denn sagen?!
Und Chris war ohnehin schon am Ende. Und alle erinnerten ihn daran, was er verloren hatte! Das machte es nur noch schlimmer! Als wollten sie, dass es ihm nicht besser ging!
Nochmal seufzte ich auf, parkte dann mein Auto in der Garage und stieg aus. Ich fühlte mich, als könnte ich an Ort und Stelle einschlafen.
Kurz warf ich einen Blick auf die Uhr. Na ja ... so gesehen hatte ich ja noch Zeit.
Chris war heute wieder bei der Therapie. Und ich holte ihn, wenn er fertig war. Auch wenn ich mich gerade fühlte, als wäre ich dafür viel zu fertig.
Langsam schüttelte ich den Kopf, stieg dann aus und ging zum Eingang.
„Bill?", fragte ich, bis mir einfiel, dass er nicht da war.
Der war heute ja bei Ricky. Wir hatten ja Mittwoch. Ich kam grad echt nicht mehr klar. Wieder schüttelte ich den Kopf, zog meine Jacke und meine Schuhe aus. Nochmal fuhr ich mir über die Stirn, ging dann nach oben.
Dort angekommen, ließ ich mich auf mein Bett fallen und schloss die Augen. Gott ... ich steh heute nicht mehr auf.
Kurz warf ich einen Blick auf die Uhr, nickte dann.

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Mary
De TodoFortsetzung zu: Die Idee von Glück https://www.wattpad.com/story/189409523-die-idee-von-glück Sechs Monate sind seit dem Prozess zwischen Enisa und Chris vergangen. Während Ryan, Chris und auch Bill versuchen mit Hilfe von mehrere Therapeuten, ihr L...