Mary

32. Kapitel: Bill Martinez

Völlig außer Atem hetzte ich in Richtung des Gerichtsgebäudes.

Hätte Eric nicht etwas schneller machen können?!

Tief atmete ich durch, bremste dann ab, als ich das Gebäude betrat. Meine Kehle brannte. Leicht fuhr ich mir durch die Haare, strich sie mir nach hinten.

„Bill?"

Ich hob den Kopf, sah Elli, die auf mich zulief. Sie sah fast genauso außer Atem aus, wie ich mich fühlte.

„Was ... wo warst du?", platzte es dann aus mir heraus, als sie neben mir zum Stehen kam.

Sie hob die Brauen, sah mich an.

„Das sollte ich eher dich fragen. Hast du mal auf die Uhr geguckt?"

„Lange Geschichte."

Sie nickte.

„Ja. Meine auch."

Sie richtete ihre Jacke, musterte mich dann.

„Gehts dir gut?", fragte sie.

Ich nickte.

„Ja ... ja sicher."

„Nur die Ruhe." Sie lächelte sanft. „Im Moment gibt es nichts worum du dir Sorgen machen musst, ja? Die Jury achtet gar nicht auf dich."

Fest biss ich mir auf die Lippe.

Wieso war ich heute nicht im Zeugenstand?

Warum ... hatte Jamie das nicht mal in Erwägung gezogen? Weil er es mir nicht zutraute? Weil ich den Eindruck machte, dass ich das nicht packte?

„Bill?"

Elli sah mich an. Ihre Miene war jetzt deutlich ernster.

„Gehts dir wirklich gut?"

Ich kratzte mir an der Wange, strich mir die Haare nochmal zurück.

„Ich ..." Ich sah sie an. „Denkst du ... ich sollte aussagen?"

Sie runzelte die Stirn.

„Du stehst so oder so auf der Zeugenliste." Sie stieß sich von der Wand ab. „Also ... du wirst es. Es ist nur die Frage wann."

„Ich meine ... sollte ich heute aussagen?", erwiderte ich. „Ich bin der Einzige, der Mary gesehen hat. Ich weiß, wie sie ... wie es ihr geht. Und ... wenn ich ..."

Ich hielt inne, fuhr mir über das Gesicht.

„Es wäre das Beste, oder?"

Sie atmete durch, warf einen Blick auf die Uhr. Dann nickte sie.

„Du bist die bessere Wahl als nächster Zeuge."

Ich machte einen Schritt auf sie zu und umarmte sie fest. Überrascht hielt sie inne. Ich konnte fast schon spüren, wie sie die Luft anhielt.

„Danke."

Sie lächelte sanft, schob mich dann leicht von sich weg. Nochmal sah sie auf die Uhr.

„Du ... solltest los."

„Ja. Sollte ich wohl."

Ich ließ sie los, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und lief dann zum Eingang des Gerichtssaals.

***

„Wo genau warst du?", zischte Jamie mir zu, als ich mich neben ihn setzte.

„Lange Geschichte."

Er holte Luft, sagte dann aber nichts.

„Jamie?"

Er stützte den Kopf auf die Hand, nickte. Ich sah ihm schon an, dass er genervt war. Und ich würd es wohl nicht besser machen, mit dem, was ich jetzt sagte.