48.Kapitel: Chris Clarke

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Ich würde sagen, dass ich mich mit Panikattacken auskannte. Wenn ich sie hatte. Mir war aber nie klar, wie so etwas, auf andere wirkte. Bis ich es bei Ryan sah. Und es machte mir verdammt Angst.

In der Sekunde, in der Richards diese Worte aussprach, entfuhr ihm ein Laut, von dem ich nicht ganz sagen konnte, was es war.

Er war kreidebleich, seine Augen weiteten sich.

„Ryan?"

Ich sah ihn an. Seine Hand krampfte sich fest um meine. Seine Atmung ging schneller. Nochmal sagte ich seinen Namen. Ihm stand der Schweiß auf der Stirn, sein Oberkörper zitterte.

„Dad?"

Auch Bill hatte das Ganze bemerkt. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben.

„Dad? Bist du in Ordnung?"

Mein Blick glitt durch den Raum. Sofort packe ich Oliver am Arm, der bis gerade die ganze Zeit auf Richards und Cassidy achtete. Erst als ich ihn packte, hob er den Kopf, sah zu mir.

„Unterbrech die Verhandlung.", flüsterte ich. „Sofort."

Kurz wirkte er verwirrt – bis sein Blick auf Ryan fiel, der so weiß war, wie die Wand. Er sah mich an, stand dann auf.

„Euer Ehren. Ich muss um eine Unterbrechung bitten."

Pratt wirkte verwirrt. Er hatte wohl nicht wirklich auf uns geachtet. Erst jetzt viel sein Blick auf Ryan.

„Mr. Martinez, ist-"

„Ich befürchte mein Mandant hat eine Panikattacke.", unterbrach Oliver ihn schnell.

„Euer Ehren." Jetzt stand ich auf. „Dürfte ich bitte mit ihm nach draußen? Mir steht es bestimmt nicht im Sinn dieses Gericht nicht zu respektieren, aber-"

„Ja, natürlich.", schnitt er mit das Wort ab, wandte sich kurz an die Jury. „Wir unterbrechen die Verhandlung für 15 Minuten."

Er wandte sich dann an die beide Anwaltsteams.

„Die Anklage und die Verteidigung bleiben bitte noch für einen Moment."

„Danke, Euer Ehren.", sagte ich leise, schlang meinen Arm um Ryan.

„Ryan?", fragte ich nochmal. „Wir gehen jetzt raus, okay?"

Er nickte leicht. Oder er deutete es an.

Vorsichtig half ich, ihm von dem Stuhl und ging mit ihm so schnell es ging nach draußen – auch wenn ich nicht wusste, ob er das mitbekam. Er wirkte total abwesend. Sein ganzer Körper bebte. Jeder Muskel war angespannt.

Als wir im Gang ankamen, ging ich mit ihm zu einem der Fenster, riss dieses auf.

„Ryan, kannst du mich hören?", fragte ich.

Wieder gab er einen erstickten Laut von sich. Seine Lider flatterten. Dann nickte er. Er atmete schwer.

„Ja ... kann ich."

Ich hielt seine Hand immer noch.

„Okay.", sagte ich leise, nahm seine Hände so, dass er meinen Puls spürte. „Pass auf, es ist völlig okay, dass es dir jetzt so geht. Anderen ging es nicht anders. Mir auch nicht."

Er nickte, stieß immer wieder unregelmäßig den Atem aus.

„Ich ... ich ..."

Sanft hielt ich seine Handgelenke fest.

„Du musst jetzt nicht sprechen. Atme jetzt ganz ruhig ein, ja?", sagte ich leise. „Atme jetzt langsam durch die Nase ein und zähl dabei bis vier."

„Was?"

MaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt