28. Kapitel: Mary Clarke

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Ungeduldig saß ich in meinem Zimmer und tippte mit den Fingern auf dem Bett herum. Mir war klar, was für ein Tag war. Und ja, das alles hatte ich nur von Paul.

Er war, wenn man es genau nahm, meine Quelle nach draußen.

Er hatte mir gesagt, dass sie heute wieder vor Gericht waren.

Tief atmete ich durch, legte die Hände aneinander. Es war jetzt schon ein paar Tage her, dass ich Bill gesehen hatte. Und ich konnte nicht sagen, wie ... es mir dadurch ging.

Auf der einen Seite war ich so ... seltsam glücklich. Was absolut schräg war. Denn an sich hatte sich nichts geändert. Ich war immer noch hier und ich richtete mich weiter komplett nach ihr.

Ich sagte nur etwas, wenn sie mich fragte. Ich aß, wenn sie es wollte. Und was sie mir erlaubte. Ich zog an, was sie mir vorgab. Ich redete über Themen, die sie mochte.

Und ich bekam meine Allergietabletten von Paul.

Sie ging mit mir nicht zum Arzt. Das würde ihr im Leben nicht einfallen!

Den einzigen „Arzt" den ich sah, war Miss Winterbottom.

Was hieß, dass ich meine Medikamente nicht hatte. Und die, die Pops noch zu Hause hatte, bevor ich weg musste, waren schon leer.

Und laut Paul bekam sein Bruder alles, wenn er es wollte – was mir nach nicht grad gut klang.

Aber so kam ich an die Medikamente, die ich brauchte. Die ich immer dabei hatte für den Fall. Man konnte ja nie wissen.

Das hörte sich alles so verrückt an. Und obwohl es so ... irre war, war ich ... glücklich.

Es war nur dieses eine Treffen. Ich hatte ihn nur kurz gesehen. Und Bill sah nicht aus, als ginge es ihm gut – und doch ... hielt ich mich genau daran fest.

Von Paul wusste ich schon lange, dass sie wieder vor Gericht waren. Ich wusste es von Miss Winterbottom. Aber ... wenn ich es von Bill hörte, war es real. Wenn er mir sagte, dass sie mich da raus holten.

Das alles ... gab mir irgendwie Hoffnung.

Auch wenn ich immer noch hier festsaß. Und da nahm ich es gern in Kauf, dass mich seit ein paar Tagen alle ansahen, als sei ich ein Alien. Keine Ahnung wieso. Ich war, um genau zu sein, nur froh, dass ich grad wieder zur Schule konnte.

Leise seufzte ich auf, ließ mich auf dem Bett zurückfallen und sah an die Decke.

Das alles war verrückt. Leicht zog ich die Ärmel von meinem Hoodie zurück, sah auf meine Arme. Es tat immer noch weh, aber ... es ging. Man hielt es aus.

Pops und Dad würden so was nie tun.

Daran musste ich die ganze Zeit über denken. Das alles, was hier passierte. Sie würden das nie tun. Sie würden es nie zulassen. Wenn sie zu mir könnten. Wenn ihnen klar wäre ... was sie tat.

Mir war klar, dass Bill mich nicht mitnehmen durfte. Weil ein Gericht sagte, sie durften keinen Kontakt zu mir haben. So lange, bis es ein neues Urteil gab. Eins ... das mich hier raus holte.

Schnell wischte ich mir über die Augen.

Es tat so weh, daran zu denken. Sie fehlte mir so. Und ich wollte nur hier weg.

Wenn ich die Chance hätte, würde ich wieder weglaufen.

Nur ließ sie mich ja nicht allein. Auch wenn niemand mit mir im Zimmer saß. Aber es war immer jemand da.

Sie wollte den Fehler sicher nicht zweimal machen.

„Blue?", fragte ich dann, sah zum Sofa, neben dem einer von Enisas Hunden lag. „Komm her."

MaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt