11. Kapitel: Jamie Rodríguez

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Keine Ahnung, wie lange ich brauchte, bis ich bei ihrem Haus war. Oder sollte ich sagen, wie lange ich brauchte, um zu klingeln. Was echt lächerlich war! Denn wie gesagt, ich war fast 46. Und dann stellte ich mich so an!

Aber ich hatte kein großes Interesse, sie zu sehen.

Kat und ich ... wir hatten eine etwas schwierige Vergangenheit. Oder wie man das nannte, was wir hatten. Fakt war, ich ging ihr aus dem Weg und sie hasste mich.

Tief atmete ich durch, klingelte dann.

Zugegeben es war nicht meine beste Idee, hier aufzutauchen.

Aber jetzt war ich schon hier. Was solls. Und ich hatte sicher schon Schlimmeres für einen Fall getan, als mit einer Ex-Affäre zu sprechen.

Nur, dass ich erst im Nachhinein erfuhr, was es war ...

Für mich war es mehr gewesen.

Und darüber gesprochen hatten wir nie ...

Tief atmete ich auf, als ich leise Schritte hinter der Tür hörte. Kurz darauf öffnete sich diese– aber es war nicht Kat, die mich ansah.

Stattdessen sah ich in das verwirrte Gesicht ihrer Tochter.

Sie hob erstaunt die Brauen, sah mich an.

„Mr. Rodriguez?"

Ich nickte, lächelte sie an.

„Hey Elli." Kurz kratzte ich mich an der Schläfe, sah sie an. „Ist ... deine Mom da?"

Sie blieb für einen Moment still, schüttelte dann den Kopf.

„Nein, sie musste nochmal weg." Sie sah auf die Uhr. „Sie sollte aber bald wieder da sein."

Ich hätte gleich zum Gericht fahren sollen ...

Tief atmete ich durch, nickte dann. Kurz sah ich auf die Akte unter meinem Arm. Nur konnte ich mir nicht sicher sein, dass sie dort war. Oder dass sie noch da war, wenn ich ankam.

„Wollen Sie hier warten?"

Ich hob den Blick, sah sie an.

„Was?"

„Na ja, Sie sehen aus, als wär es wichtig?", sagte sie. „Sie sollte nicht mehr lange weg sein. Also haben Sie wohl mehr Glück, wenn Sie hier warten."

Sie lehnte sich gegen die Tür, strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht.

„Ja ... es ist wichtig.", sagte ich dann.

Mann, ich klang auf wie ein Vollidiot.

Sie nickte.

„Ist echt keine große Sache." Sie schritt etwas zur Seite.„Ich kann Ihnen aber höchstens Wasser zum Trinken anbieten. Mehr haben wir grad nicht."

Ich hatte ohnehin schon genug für heute getrunken.

„Reicht mir komplett.", sagte ich, folgte ihr. „Aber ja ... Wasser wäre gut."

Als ich drinnen ankam, setzte ich mich an den Tisch, sah mich um. Ich hatte ihr Haus noch nie von innen gesehen.

Na ja ... wozu auch?

Wir sahen uns fast nur vor Gericht. Oder im Büro. Je nach Fall.

Aber ihr Haus war hübsch. Und verdammt ordentlich. Das konnte man von mir nicht gerade sagen. Bei mir lag alles rum.

Leicht fuhr ich mir durch die Haare, atmete tief durch. Das war eine dumme Idee, das war mir klar. Und morgen würde ich das garantiert bereuen.

Aber jetzt war es auch schon zu spät.

MaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt