21. Kapitel: Chris Clarke

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Gestern war ein Alptraum. Und da übertrieb ich nicht. Selbst wenn nicht viel passiert war. Im Grunde gab es nur die Eingaben und die Auswahl der Jury.

Aber für mich fühlte es sich an wie ein reiner Horrorfilm. Und das sollte es nicht. Es sollte mich nicht so mitnehmen!

Vor allem nicht, wenn das hier um die sechs Wochen lang dauern würde. Ich wollte mir das nicht mal vorstellen. Jeden Tag, 8 Stunden.

Und ich hasste es, dass es mir so nahe ging. Ihre bloße Anwesenheit setzte mir zu. Ich konnte sie nicht mal ansehen. Ich wollte es auch nicht ...

Nie wieder wollte ich dieses Gesicht sehen.

Nur war mir klar, wie das auf eine Jury wirken konnte. Und ich wusste auch, dass Jamie genau das dachte!

Es regte ihn auf, dass ich mich so anstellte.

Und er hätte mich am Liebsten angeschrien, weil ich mich so benahm. Es war aber nichts, was ich tun wollte! Es kam mir vor, als würde mein Körper von selbst reagieren.

Sie betrat den Saal und ich bekam Panik.

Sie näherte sich mir und ich konnte nicht mehr atmen ...

Sie sah mich an und ich wollte nur noch weg ...

Und sie hatte mich die ganze Zeit durchgehend angestarrt. Ihr Blick brannte wie Feuer auf meiner Haut.

Wenn ich nicht wüsste wofür, oder für wen das hier war, wäre ich, weg bevor der Richter den Saal betrat. Es tat so verdammt weh.

Leise seufzte ich auf, drehte den Wasserhahn in der Küche auf.

Nach der Arbeit war ich zu meinem Haus gefahren. Ich war hier schon recht lang nicht mehr - was man sah.

In den letzten Monaten hatte ich dafür auch keinen Kopf mehr. Vor allem, weil ich es kaum nutze. Aber vermieten wollte ich es auch nicht. Schlicht aus dem Grund, dass meine Mom es mir vermacht hatte.

Und in Situationen wie heute genoss ich die Ruhe.

Außerdem hatte Ryan ein Meeting und Bill war mit seinen Freunden weg. Da bot es sich an, dass ich herkam. Es klang verrückt, aber Ryan ging, wenn er Stress hatte in seine Werkstatt. Ich fuhr hier her und kümmerte mich etwas um das Haus.

Langsam strich ich mir die Haare aus der Stirn, warf einen Blick aus dem Fenster, als ich ein schwarzes Auto in der Auffahrt erkannte. So viel zu, ich konnte hier allein sein! Auch wenn es nur eine Frage der Zeit war, wann er auftauchte ...

Wir hatten gestern nicht mehr gesprochen.

Jamie sagte mir ohnehin nicht viel, was das anging. Laut Ryan war das normal. Weil er der Meinung war, es sei besser so. Das sah ich komplett anders.

Aber da kamen wir auf keinen gemeinsamen Nenner.

Das Wasser ließ ich in der Küche eine Weile laufen, ging zur Tür. Ich öffnete sie, bevor er die Klingel erreichte.

„Woher genau wusstest du denn, dass ich hier bin?"

Hoffentlich merkte man mir nicht zu sehr an, dass ich keine Lust darauf hatte.

Jamie sah die wenigen Stufen zu mir hoch.

„Hey.", sagte er. „Dachte ich mir, dass ich dich hier finde."

Ich hob eine Braue.

„Du wusstest das nicht von Ryan?"

Das war mein erster Verdacht. Doch er schüttelte nur den Kopf.

„Nein, ich war bei euch, da war niemand. Und ich dachte ich versuch mal mein Glück."

Und er kam nicht auf die Idee, dass ich hier war, weil mich dort niemand antraf.

MaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt