Ich rechnete nicht mehr damit, dass ich noch etwas von Eric hörten würde. Es war schon fast eine Woche her.
Und nach der ganzen Sache im Krankenhaus (von der mir Bill erzählt hatte), dachte ich auch nicht mehr daran. Es war ohnehin nicht meine beste Idee, das stimmte schon.
Auf jeden Fall dachte ich so lange nicht mehr daran, bis mein Handy klingelte. Um fast ein Uhr morgens.
Von niemand anderem als Eric Sanderson.
Eine ganze Weile starrte ich auf das Display, setzte mich auf. Ich hörte, wie ich selbst vor mich hinmurmelte, bis ich dann abhob.
„Hey.", sagte ich, konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. „Ich dachte ja nicht mehr, dass ich nochmal was von dir höre."
Er räusperte sich kurz, wandte sich dann von der Kamera weg, sah mich dann wieder an.
„Also ... ich ... tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde."
An sich hätte ich darauf einen bissigen Kommentar auf Lager. Doch heute nicht. Zum einen war ich selbst schon zu müde. Und zum anderen, was wohl das Wichtigere war: Er sah richtig fertig aus.
Ich hätte ihn beinahe nicht mehr wiedererkannt.
Er trug ein T-Shirt und darüber ein kariertes Hemd, das so gar nicht zu ihm passte. Im Grunde passte gerade nichts an ihm.
Seine Augen waren trüb. Er sah aus, als hätte er lang überlegt, ob er mich anrief. Ich hatte ihn noch nie so unschlüssig gesehen.
Eric fuhr sich etwas durch die dunklen Haare, biss sich auf die Lippe.
„Also ... du hast ja nicht viel gesagt. Worum gehts?"
Auch seine Stimme klang erschöpft. Als würde ihm jeder Satz extrem schwerfallen. Wenn ich ihn so ansah, tat er mir leid. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, was genau. Er sah nur so mitgenommen aus
„Wo bist du?", platzte es dann aus mir heraus, konnte diesen Anflug von Sorge auch nicht aus meiner Stimme zurückhalten. „Wo warst du die ganze Zeit?!"
„Ist das jetzt wichtig?"
In seinem Ton war kein Anflug von Arroganz. Nicht, wie man es gewohnt war. Wenn man ihn auf etwas ansprach, dass ihm nicht gefiel, wich er dem zwar gern aus. Aber es war nicht so auffällig.
Normal gab er nur einen abfälligen Kommentar von sich.
Nur fühlte sich sein Verhalten nicht so gespielt an.
„Du sagtest es geht um Bill. Oder um den Fall?", fing er dann an, was auch nur wieder klang, als wollte er von sich ablenken. „Lass mich raten: Du willst wissen, wieso ich wusste wo Mary war?"
Ich schüttelte den Kopf, stand mit dem Handy in der Hand auf und ging an meinen Tisch.
„Nein, das ist mir im Moment ziemlich egal.", antwortete ich. „Bill ist es dem du das erklären musst. Mir gehts um was Anderes."
Er nickte, fuhr sich durch die Haare. Man sah ihm an, wie er Luft holte und sich ein kleines bisschen entspannte. Sie wirkte nicht mehr ganz so starr.
Das war wohl ein Thema, dem er aus dem Weg ging.
„Warte ganz kurz."
Ich stellte mein Handy gegen einen Stapel Bücher, suchte nach meinem Tablet.
„Es geht mehr um was ...." Ich riss eine Schublade auf. „Ja, wie soll ich sagen. Du kennst dich doch ein bisschen mit Medizin aus?"
Ich sah nicht, wie er guckte, aber ich konnte es mir denken.
Gerunzelte Stirn, die Augen leicht zusammengekniffen.
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Mary
RandomFortsetzung zu: Die Idee von Glück https://www.wattpad.com/story/189409523-die-idee-von-glück Sechs Monate sind seit dem Prozess zwischen Enisa und Chris vergangen. Während Ryan, Chris und auch Bill versuchen mit Hilfe von mehrere Therapeuten, ihr L...