Der letzte Prozesstag war mir lieber.
Aus dem Grund, weil ich bis zu dem Moment meiner Aussage keine Ahnung hatte, dass ich aussagen musste. Jetzt hatte ich eine Woche Zeit, bis ich wieder ran musste.
Dazu war klar, dass Sara Cassidy mich befragen würde. Und das machte mir Angst. Bei Borsworth hatte ich eine Ahnung, was Sache sein würde. Bei ihr konnte ich das gar nicht abschätzen. Etwas an ihr war seltsam. Sie hatte das letzte Mal kaum was gesagt.
Woraus ich schloss, dass sie jetzt vor hatte mich zu filetieren.
Allein deshalb war ich verdammt froh, dass Elli hier war. Auch wenn sie in der Schule sein sollte. Ich musste ihr echt mal sagen, dass sie nicht wegen mir Kurse ausfallen lassen sollte.
Das brachte sie doch nur in Schwierigkeiten.
Trotzdem war ich gerade froh darüber. Es ging mir besser, wenn ich sie hier wusste. Weil ... es machte mir Mut, so komisch das auch klang.
Leicht verschränkte ich die Finger unter dem Tisch. Jamie hatte mir gesagt, ich sollte sie diesmal still halten. Ich sprach zu viel mit meinen Händen, wenn ich nervös war.
Fest krampfte ich sie zusammen, sah zu Sara Cassidy. Sie stand hinter dem Pult, sah auf den Tisch vor sich. So richtig sicher, kam sie mir aber auch nicht vor.
In der letzten Woche hatte ich mich viel mit Körpersprache befasst. Und das nur, damit ich heute nicht mehr so panisch wirkte. Und soweit wie ich das jetzt beurteilen konnte, sah sie doch recht unsicher aus. Sie kam mir angespannt vor.
„Mr. Martinez?"
Ich war etwas überrascht, als sie mich ansprach. Sie klang zu nett.
Genau das meinte ich! Sie sah nicht aus, als wollte sie mich fertig machen. Sondern beinahe so ... als würde sie es verstehen. Und als wäre sie sich nicht sicher, was sie hier tat.
Und noch konnte ich nicht sagen, ob das nur eine Phrase war, dass ich mich in Sicherheit wog. Es wär nicht die dümmste Idee.
Ihr war doch klar, was sie mich fragen musste. Wie sie es drehen konnte, damit alles von letzter Woche egal war. Auf jeden Fall schätzte ich sie so ein. Aber es war so, als würde sie es nicht wollen. Oder ich interpretierte da zu viel in ihre Mimik hinein. Wahrscheinlich würde sie mich gleich fertig machen! Und ihre freundliche Miene war nur eine Show.
Das wäre die Strategie, die Jamie nutzen würde.
Wenn er nicht den Ruf hätte, dass er jeden vor Gericht fertig machen konnte.
„Mr. Martinez, Ihre letzte Aussage ist schon eine Woche her.", fing sie an. „Sie erinnern sich daran, was Sie hier ausgesagt haben?"
Ich nickte.
„Ja, sehr gut sogar."
„In Ordnung."
Sie blinzelte ein paar Mal. Wenn es nach mir ging, ein wenig zu schnell.
„Ich möchte zuerst mit etwas anderem beginnen.", ergänzte sie.
Ich nickte, wartet darauf, dass sie anfing.
Kurz presste sie die Lippen aufeinander, sah dann zu mir. Diese Frau hatte etwas, dass mich irritierte. Nicht auf die Art, wie Enisa. Ich konnte nicht mal sagen, was es war. Nur glaubte ich, dass ich nicht der Einzige war.
Jamie hatte sie am ersten Tag fast zehn Minuten lang angestarrt. Auch jetzt merkte man, dass er nicht schlau aus ihr wurde.
Willkommen im Club, geht mir genauso.
„Mr. Martinez, Sie haben eine sehr ... ich nenne es mal ... feste Meinung zu Miss Thompson. Ist das korrekt?"
Eine Frage und ich verstand gar nichts.
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Mary
AcakFortsetzung zu: Die Idee von Glück https://www.wattpad.com/story/189409523-die-idee-von-glück Sechs Monate sind seit dem Prozess zwischen Enisa und Chris vergangen. Während Ryan, Chris und auch Bill versuchen mit Hilfe von mehrere Therapeuten, ihr L...