„Bill, bitte! Kannst du mich nicht doch hier rausholen?", hörte ich Rickys verzweifelt klingende Stimme am anderen Ende. „Ich dreh durch, wenn das wieder so wird, wie letztes Jahr!"
Ich ließ mich auf mein Bett fallen, musste lächeln.
„Jetzt komm schon. Übertreib nicht so.", erwiderte ich.
„Ich tu was, bitte?", kam es leicht empört von ihm.
„Du übertreibst.", wiederholte ich, steckte mir den zweiten Kopfhörer ins Ohr. „So schlimm kann er nicht sein. Vor allem nicht auf drei Tage."
Seine Mum hatte seinen Vater über die Feiertage eingeladen.
Und Ricky war deshalb halb am Durchdrehen. Das hieß ... auf seine Art, die sehr von meiner abwich. Er drehte nicht echt durch. Er ... meckerte mich nur ein wenig voll und das wars'.
„Du hast keine Ahnung, wie das jedes Mal ist!"
„Ja, da hast du Recht. Du hast ihn mir ja nie vorgestellt."
Er schnaubte auf.
„Ja, weil ich vor hab länger mit dir befreundet zu sein."
Dramaqueen.
Es kam nicht oft vor, dass er sich mal aufregte. Und wenn, fand ich das echt witzig. Eben, weil es so selten vorkam. Normal war er immer so ... ernst. So still und ... bedacht, was er sagte und tat.
Fast schon so, als würde jeder sein Handeln beobachten.
Da war es erfrischend ihn mal so zu erleben.
Und wenn es nur war, dass er sich über seinen Dad aufregte.
„Das ist Stress pur, wenn er da ist, okay?!" Wieder seufzte er auf. „Und ich muss ihn nur nicht mehr so oft sehen, weil ich auf nem' anderen Kontinent lebe!"
Und er keinen Grund mehr hatte zurück zu fliegen, nach der Sache mit Lee ...
Ich schluckte den Kommentar dazu runter.
Ich hatte ihn nie getroffen. Und ich „kannte" ihn auch nur von Fotos. Also hatte ich keine Ahnung, wie der Typ so war. Und ich musste es auch nicht wissen. Ich wusste ja schon, dass er ein Arsch war.
Meine Fresse, der würde sich brennend mit Sanderson verstehen!
Zwei Vollidioten auf einen Haufen!
Also ... die würden sich so lange verstehen, bis klar war, dass Lee schwul war.
Dann wär das Thema erledigt.
Ich schüttelte den Kopf, verwarf den Gedanken. Ich sollte aufhören, weiter an den Typ zu denken. Er war es nicht wert. Auch wenn es mir immer noch weh tat.
Und ... was genau sagte das überhaupt über mich aus?
Dass ich jahrelang mit ihm befreundet war, ohne zu sehen, wie er in echt war. Klar ich war jung, aber ... so etwas merkte man doch!
Und es war nie ein Geheimnis, dass Dad Interesse an Männern hatte. Und es kam ja nicht aus dem Nichts. Das wussten alle, auch bevor er Pops traf!
Eric hatte nie so gewirkt, als würde es ihn interessieren! Oder, als fände er das schlimm. Anders, als bei seinem Dad. Oder seinem Bruder. Und ... wenn es für ihn so wichtig war, dann merkte man das doch! Jemand, der so drauf war, wär nicht so oft hier!
Oder waren wir nur gut genug, wenn er Stress zu Hause hatte?!
War es nur schlimm, wenn Dad eine Beziehung hatte!? Als sei er nicht bi, wenn er Single ist?!
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Mary
De TodoFortsetzung zu: Die Idee von Glück https://www.wattpad.com/story/189409523-die-idee-von-glück Sechs Monate sind seit dem Prozess zwischen Enisa und Chris vergangen. Während Ryan, Chris und auch Bill versuchen mit Hilfe von mehrere Therapeuten, ihr L...