31. Kapitel: Bill Martinez

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Mir war klar, dass ich von allen Seiten angestarrt wurde, als ich durch die Tür kam.

Aber das war mir im Moment komplett egal.

Und mir war auch klar, dass das vermutlich (mal wieder) echt dumm war. Egal.

Ich hatte noch fast eine Stunde, dann musste ich wieder im Gericht sein. Und seit der Aussage von Marys Therapeutin wurde ich eine Sache nicht mehr los.

Und das war Paul Sanderson.

Er war da, als ich Mary gesehen hatte. Nicht nur das. Er wusste genau, was los war.

„Ich ... ich kann dir nicht sagen, wo Mary wohnt. Oder auf welcher Schule sie ist. Aber ich weiß, wo sie jetzt gerade ist."

Fest ballte ich die Hände zusammen, als ich daran dachte. Wie lange wusste er das schon? Wie oft hatte er sie gesehen und nie ein Wort gesagt?

Das alles machte mich so verdammt sauer! Und dann all die Sachen, die Marys' Therapeutin heute gesagt hatte! Laut ihr waren Mary und Paul Freunde. Auch wenn ich nicht verstand, wie das sein konnte.

Aber das Problem an der Sache war ... dass Sanderson davon wusste. Es ging nicht anders. Niemand konnte mir sagen, dass er keine Ahnung hatte! Die ganze Zeit, als er mich angestarrt hatte, wusste er Bescheid! Und jedes Mal hatte er sich dazu entschieden, dass er nicht ein Wort sagte!

Wütend stieß ich die Tür zur Cafeteria auf und ging auf einen der Tische zu.

Ich spürte, wie sich alle zu mir umdrehten. Wen interessierte das schon? Ich war doch so oder so Thema. Dann gab ich ihnen mal einen Grund, dass sie über mich sprachen!

Leicht fing ich die Blicke von Ricky und Audrey auf, die etwas weiter weg saßen. Ich würde auch lieber mit ihnen reden. Nur ... war ich nicht zum Plaudern hier.

Tief atmete ich durch, blieb dann vor einem der Tische stehen. Ich musste nicht mal auf mich aufmerksam machen. Sie sahen mich schon an – auf jeden Fall bis auf die Person, wegen der ich hier war.

„Na, was verschafft uns denn diese Ehre?" Nick hob den Kopf, sah zu mir hoch. „Solltest du nicht vor Gericht sein und da gucken, als würdest du gleich heulen?"

In seinem Blick erkannte man nur zu gut, dass er immer noch sauer war. Und am Liebsten hätte er mir jetzt eine verpasst, das sah man doch!

Ich verschränkte die Arme vor der Brust, sah ihn an.

„Solltest du dich nicht weiter wie ein Arsch benehmen? Ach nein. Das tust du ja, mein Fehler."

Das war nicht der kreativste Konter ...

Bevor er etwas entgegnen konnte, wandte ich mich um, sah zu Sanderson. Er war der Einzige, der mich nicht ansah. Er starrte nur durch die Gegend.

Kurz kniff ich die Lippen zusammen, stemmte dann die Hände auf dem Tisch an, sah ihn an.

„Hey. Ich glaube du schuldest mir eine Erklärung."

Keine Reaktion.

„Hey-"

„Keine Chance." Zach Lawson, ein Weiterer aus dieser Gruppe, hob den Blick, sah mich an. „Der kriegt heute kaum was mit."

„Was?"

Verwirrt sah ich ihn an. Doch der grinste nur, drehte sich zu Sanderson um.

Zach atmete auf, schlug ihm dann so fest gegen den Kopf, dass er fast vom Stuhl gefallen wäre. Sag mal, gehts noch?!

„Hey." Sanderson richtete sich auf, drehte sich dann um. „Hast du sie noch alle?"

Meine Rede.

Wirklich fit sah er immer noch nicht aus. Und er hörte sich auch nicht so an. Seine Stimme klang dumpf.

MaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt