9. Kapitel: Chris Clarke

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Eine ganze Weile saß ich auf dem Sofa in Richards Praxis und wartete. Leise atmete ich auf, lehnte mich zurück. Kurz warf ich einen Blick auf die Uhr.

Ob Ryan schon wieder zu Hause war?

Er hatte heute Morgen nochmal zu einem Meeting gemusst. Worum es genau ging, hatte er nicht gesagt. Nur, dass es dauern konnte. Und seine letzte Nachricht war, dass er kaum zum Essen da sein würde.

Was auch der Grund war, wieso ich hier saß. Oder eher ... warum ich jetzt schon hier war.

Zweimal in Folge, dass ich zu früh hier war.

Nochmal atmete ich auf, stand dann auf. Kurz sah ich mich um, ging auf eines der Bücherregale zu. In Gedanken sah ich darauf, las die Titel. Manche kamen mir bekannt vor. Auch wenn das nicht mal mein Gebiet war.

Zugegeben ich hatte mal überlegt, Psychologie zu studieren.

Rückblickend eine meiner schlechtesten Ideen.

Leise seufzte ich auf, zog dann eines der Bücher hervor, starrte es an. Kurz blätterte ich darin. Nein, das hatte ich nie gelesen, das wusste ich. Stirnrunzelnd sah ich es mir an, bis es mir wieder einfiel. Bei dem Gedanken musste ich lächeln.

„Ich wusste nicht, dass Sie sich für Psychologie interessieren."

Ich drehte mich um, stellte das Buch wieder zurück ins Regal.

„Ich...Entschuldigung. Ich wollte nur..." Ich sah nochmal auf den Einband, musste lächeln. „Das...hat mich nur an etwas erinnert."

Richards richtete seine Brille, setzte sich.

„So wie sie aussehen an etwas Gutes?"

Ich winkte ab, ging zu dem grünen Sofa zurück.

„Ach. Ryans' Dad hat ihm das mal zu Weihnachten geschenkt. Er hat es gehasst. Und ... wenn ich genau bin, hat er es am selben Tag verbrannt."

Er hob eine Braue.

„Wow. Da muss er es aber wirklich hassen."

Ich nickte, fuhr mir leicht über die Lippen.

„Ja. Sein Dad hat immer davon gesprochen. Er war wie besessen von dem Ding, sagte er. Dass er das auswendig kennen soll, wenn er was erreichen will." Ich setzte mich, atmete durch. „Das sah er nicht so. Und ... na ja, der Abend war ohnehin nicht so gut. Da ... hab ich seine Eltern zum ersten Mal gesehen und ... lief nicht so, wie geplant."

Er nickte wieder.

„Sie haben mal erwähnt, dass sein Vater, Sie wohl nicht mag."

Leicht stieß ich den Atem aus.

„Na ja ..." Dann schüttelte ich den Kopf. „Wir sind uns noch nie ganz warm geworden. Und ich weiß nicht, ob sich das ändern wird."

„Warum glauben Sie, kann er sie nicht leiden?"

„Er hält mich für eine psychisch labilen Ex-Soldaten. Womit er Recht hat. Und er denkt, ich sei nur an ihrem Vermögen interessiert." Ich zuckte mit den Schultern. „Er macht sich auch nur Sorgen um sein Kind. Wer würde das nicht?"

Richards' hob eine Braue. Ich musste lächeln, lehnte mich zurück.

„Ich meine ... man kann über ihn sagen, was man will. Aber ... er sorgt sich um Ryan. Nur eben auf seine Art." Kurz zögerte ich.„Ich ... ich denke nur, dass er viel macht, weil er sich Sorgen macht. Weil Ryan auch ... nicht immer die besten Entscheidungen getroffen hat."

Sofort merkte ich, wie das klingen konnte.

„Nein, damit meine ich nicht unsere Beziehung. Nicht, dass Sie wieder denken ich rede mich klein.", fügte ich hinzu. „Ich meine nur ..."

MaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt