Vier

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Warum, habe ich nochmal gesagt, dass ich mit will?
Ich hasse Parties . Ich hasse, hasse, hasse, hasse, hasse Parties. Verdammt nochmal, ich will hier weg.

Nun sitze ich hier also, auf einer Couch, zwischen einem betrunkenen Asiaten und einem angetrunkenen Lockenkopf. Ich drehe den roten Plastik Becher in meinen Händen hin und her. Ein Tropfen Cola schwappt über den Rand und landet auf meinem nackten Knie.

"Langweilig?" Luke fällt plötzlich zwischen mich und Calum. "Nein, ich amüsiere mich hervorragend", antworte ich und trinke einen Schluck von meiner Cola. "Das sieht man", lacht er und lässt seinen Blick auf mir ruhen. Ich rolle genervt mit meinen Augen und sehe zu wie Ashton kichernd vom Sofa fällt. "Alles okay?", frage ich lachend und halte ihm meine Hand hin, damit er sich hochziehen kann. "Jaja"  Ash landet wieder neben mir auf dem Sofa. "Willst du nicht langsam mal gehen?" Luke mustert mich erneut. Wie bitte? "Was?" "Du hast schon gehört Babe." Babe?! Gott, mir kommt gleich mein Abendessen wieder hoch. "Ich kann so lange bleiben wie ich will, Luke!" Er zuckt die Schultern, leert seinen Becher und steht auf.
Idiot.
Ich kann ja wohl so lange bleiben, wie ich Lust habe. Da hat er nichts zu melden. Was bildet der sich eigentlich ein?

Ich sehe mich in dem Haus um, welches voll mit partylustigen Teenagern ist. Überall liegen Cracker und Chips Krümel, leere Pappbecher und Bierflaschen. Es sieht aus wie auf dem Schlachtfeld. Derjenige der das später aufräumen muss hat mein tiefstes Mitgefühl. Das arme Schwein.

"Clary? Luke wartet draußen schon. Ich dachte er bringt dich nachhause?" Mein Bruder steht auf einmal vor mir. "Äh nein?" Till wippt ungeduldig mit seinem Fuß. "Du solltest trotzdem gehen, es ist schon spät. Ich will das du sicher nach Hause-" Er bricht ab als Luke auf uns zu kommt. "Hey Mann", nickt er dem Blonden zu. Blondie hebt kurz die Hand, bevor er zu mir hinab sieht. "Kommst du?" "Ich hab doch gesagt das-" Blondie stöhnt genervt auf, packt meine Handgelenke, zieht mich hoch und wirft mich über seine Schulter.
"Geht's noch?" Ich trommele mit Armen und Beinen auf ihn ein. "Hör auf zu nerven. Ich bringe dich bloß nach Hause. Parties sind nichts für kleine Mädchen." "Ich will aber noch nicht gehen", rufe ich beleidigt und schaffe es endlich, mich aus seinem Griff zu befreien. Augenblicklich purzele ich nach unten, wobei Luke mich gerade noch rechtzeitig auffängt, bevor ich auf den Boden krache. "Ich bringe dich jetzt nach Hause, ob du willst oder nicht.", knurrt er und stellt mich auf meine Beine. Etwas wackelig stolpere ich hinter ihm her. Toll, ich fühle mich wie ein kleines Kind, welches von ihrem dad aus dem Supermarkt geschleift wird, weil es ständig nervt wegen irgendwas süßem.

Wir verlassen das Grundstück und laufen die Straße runter. Blondie bleibt vor einem schwarzen, älteren und mir unbekanntem Auto stehen. "Ich werde dir nicht die Tür aufhalten", knurrt er und steigt auf der Fahrerseite ein. "Ich werde ganz sicher nicht mit dir Auto fahren. Du hast getrunken!" "Ich trinke nicht." Ja klaaaar. "Hm, klar.", erwidere ich und verschränke meine Arme vor der Brust. "Ich trinke nicht. Jedenfalls nicht mehr." Ich sehe ihn verwirrt an und er fügt hinzu: "Schön, dann laufen wir eben." Ich nicke und er steigt wieder aus. Blondie knallt die Autotür zu und betritt wieder den Bürgersteig.
Wir laufen schweigend nebeneinander her. Ich fröstele leicht, als ein Windstoß über meine nackten Arme streift. Wow, da zieht man ein einziges Mal ein Kleid an und genau an dem Tag muss es gefühlte Minus Vierzig Grad sein. Danke, Erderwärmung!
Luke wirft einen Blick von der Seite auf mich und bemerkt meine Gänsehaut.
"Ist dir kalt?" Ich nicke leicht. Blondie bleibt stehen und zieht seine Jacke aus. Will er mir jetzt mit der Jacke vor der Nase rum wedeln und mich auslachen?
"Hier" Er legt sie mir um die Schultern und ich werde augenblicklich, von einer Wolke aus Pfefferminz umhüllt. "Danke" Es klingt viel mehr wie eine Frage, als eine Antwort. "Was? Überrascht dass ich nett sein kann?" Er lacht und auf seinen Wangen treten kleine Grübchen hervor. Irgendwie... süß. WHOAH. Nein! Luke Hemmings und süß? Nein, einfach nein. "Vielleicht", lächele ich. "Oh! Sie lächelt!", grinst er und pikt in meine Taille. Ich quietsche auf und springe zur Seite. "Hey!" Er kassiert einen Schlag auf den Oberarm. Luke lacht und ich sehe ihn verwirrt an. "Was?" Seine blauen Augen durchbohren mich regelrecht. "Nichts", lüge ich. Ich hab ihn noch nie lachen sehen, schon komisch wenn man bedenkt, dass wir im selben Haus wohnen. "Ich weiß das du lügst." "Tu ich nicht!" Tu ich doch. "Doch, tust du." Er grinst. "Diskutier nicht mit mir", blaffe ich und drehe mich beleidigt weg. "Nein, ich diskutiere nicht.", bellt er "Doch, tust du.", widerspreche ich. "Du hast doch angefangen!" Er funkelt mich wütend an. "Stimmt doch gar nicht- Ugh. Egal." Ich werfe genervt meinen Kopf in den Nacken und stiefele weiter. "Warum musstest du eigentlich so stur sein, und nicht mit dem Auto mitfahren?" Er klingt ziemlich genervt. "Weil du getrunken hast!" "Ich habe nicht getrunken verdammt nochmal!" Als ich seinem Blick begegne, überläuft mich ein kalter Schauer. "Ich-", setze ich an, doch Blondie unterbricht mich. "Sei einfach still", sagt er barsch und beschleunigt sein Schritttempo. Ich muss leicht Joggen, um mit ihm mithalten zu können. "Jetzt warte doch mal! Ich hab kurze Beine!", rufe ich und dackele hinter ihm her. "Lass mich in Ruhe, Clarissa." "Du wolltest mich aber nach Hause bringen!" "Tja, jetzt nicht mehr." "Aber-.. es ist so dunkel." Ich könnte mich dafür schlagen. Gott, wie beschissen klingt das bitte? Es ist so dunkel! Hilfe, Luke ich hab Angst! Ugh.
"Passiert", ruft er mir über die Schulter zu und verschwindet.
Super. Was mache ich jetzt?

***

Ich irre jetzt schon seit Stunden hier rum. Normalerweise habe ich einen guten Orientierungssinn, aber da ich hier noch nie war, habe ich wirklich keine Ahnung wo ich hin muss. Gott, ich will das Luke zurück kommt! Ich werde es natürlich niemals vor anderen zugeben, aber irgendwie hab ich mich mit ihm sicher gefühlt. Zumindest sicherer als jetzt, wo ich vage eine Person auf mich zu kommen sehe.

"Hiiiiii", tönt es von vorne. Oh nein, bitte nicht. "Bleib doch mal stehen, kleines." Ich beschleunige mein Tempo und flüchte auf die andere Straßenseite. "Hey!" Der Typ setzt zum Rennen an und folgt mir über die Straße. Ich renne ebenfalls los. "Jetzt bleib stehen, du gottverdammtes Miststück!" Ich zucke zusammen. Hallo? Seit wann ist man ein Miststück, wenn man vor Angst vor einem betrunkenen flüchtet. Ich quietsche auf, als ich in jemanden rein renne. Fuck. Bitte lass es nicht-
"Was zum- Pass doch auf man!", kommt es aber aus Lukes Mund und ich würde mich am liebsten um seinen Hals werfen vor Erleichterung. Blondie packt meinen Arm, aber lässt ihn dann wieder los, als er mich erkennt.
"Sorry, aber dieser Typ...", murmele ich und werfe einen Blick nach hinten. "Welcher typ?" Ich deute kurz hinter mich. Luke strafft seine Schultern und legt einen Arm um mich. "Komm" Er lotst uns durch die Straßen des kleines Orts, wobei ich mich wundere warum er sich hier auskennt und ich nicht.

Luke und ich sind zurück zum Auto - welches einem von Tills Klassenkameraden gehört - gelaufen und er hat uns schließlich heile nach Hause gebracht, wo wir uns aufs Sofa verkrochen und uns den ersten Teil von Harry Potter angesehen haben.

The Exchange Student ( Luke Hemmings FF ) WIRD ÜBERARBEITETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt