Einundsiebzig

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Luke und ich standen an der Bushaltestelle und warteten. Und warteten und warteten und warteten.

Heute war für ihn ein gaaaanz besonderer Tag.
Das Eselreiten, stand an.

Er hatte mich vor Dreieinhalb Stunden aus dem Bett geworfen, damit wir auch ja pünktlich kommen. Er ist aufgeregt wie ein kleines Kind. Süß, eigentlich.

Trotzdem bin ich wieder auf ihn Sauer.  Er hat heute früh lauter dumme Kommentare wegen gestern abgelassen, die er sich eigentlich hätte sparen können.

Der Bus hielt vor uns.
Ich schnappte panisch nach Luft.

Oh bitte nicht.

Der Bus platzt aus allen Nähten! Heilige scheiße, wie soll ich da rein?

Luke schlenderte, mir nichts, dir nichts, zum Fahrer und kaufte zwei Tickets. Ich war nicht in der Lage mich zu bewegen. Meine Hände hatte ich zu Fäusten geballt, drückte meine Fingernägel fest in meine Handfläche und atmete flach.

"Kommst du?", Luke wedelte mit den Tickets. "Kö- Können wir einen Bus später nehmen?", ich bemühte mich, nicht los zu weinen.
Nicht vor ihm. Bitte. Nicht hier. Luke schnappte sich mein Handgelenk und ehe ich mich versah, stand ich zwischen ihm und ein paar anderen Leuten, zu vielen anderen Leuten, eingeengt im Gang. Ich wimmerte kurz und krallte mich in den Stoff von Luke's Shirt.

"Nicht mehr sauer?", zog er mich auf. Ich antwortete nicht. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, nicht los zu brüllen. Wir müssen eine halbe Stunde  fahren, das bedeutet, ich muss noch ganze 30 Minuten hier drin überstehen.

Unbewusst, steigerte ich mich mehr und mehr rein. Eigentlich sollte ich genau das Gegenteil tun. So habe ich es schließlich gelernt. Luke lachte immer weiter vor sich hin.

"Wie lange noch?", fragte ich eine Eeeeewigkeit später.
"Zehn Minuten.", antwortete Luke und versuchte nicht umzufallen, der Bus schaukelte wie wild. Kein Wunder bei den Straßen.

Keine vier Minuten später, blieb der Bus einfach stehen.
Durch die Lautsprecher erklang eine unverständliche Durchsage.

"Urgh, wunderbar."
Ich Sah zu Luke hoch.
"Hast du das verstanden?", er nickte.
"Platter Reifen. Weiterfahrt verzögert sich.", "Das ist ein Scherz, oder? Bitte sag mir, dass du mich verarscht.", ich Klang weitaus mehr als bloß verzweifelt.
"Beruhig dich. Die Klimaanlage geht doch, außerdem ist es doch ganz schön hier. So nahe war ich dir seit Gestern morgen nicht mehr.", ich blickte ihn verständnislos an. "Luke, das ist nicht mal annähernd witzig.", keuchte ich entsetzt. "Ich weiß, schließlich habe ich extra darauf geachtet, dieses Zimmer zu bekommen. Es gibt dort so viele Möglichkeiten für uns. Im Bett, auf dem Stuhl vor dem Tisch, auf dem Tisch, in der Dusche, die Badewanne und-", "Luke, verdammt, das ist nicht lustig!", rief ich aufgebracht und schlug mir die Hand vor den Mund. Einige Leute reckten interessiert ihre Köpfe zu uns herum.
"Was?", schrie ich, als sie nach weiteren Sekunden, uns immer noch beobachteten.  "Clary! Was, zum Geier, ist los mit dir?", zischte Luke und Sah dann gespielt amüsiert in die Runde. "K-Können wir bitte einfach hier raus? Lass uns ein Taxi nehmen, ich zahle auch. Nur bitte, lass uns hier raus.", flehend legte ich meine Hände auf seine Brust. Er musterte mich besorgt. "Was ist los?", ich schüttelte den Kopf. "Können wir einfach nur-", der Bus setzte sich ruckartig in Bewegung. Alle Leute wurden nach hinten geschleudert.
Und Luke und ich mittendrin.

Ich bemerkte gar nicht, dass ich angefangen hatte wie wild um mich zu treten, bis Luke mich an seine Brust presste. Ich atmete kurz und schnell, kreischte, weinte, brüllte ihn an das er mich loslassen soll.
Luke war völlig überfordert.

Der Bus hielt.
Luke hielt mich eng umschlungen an sich gepresst, als wäre ich die kostbarste, zerbrechlichste Vase auf dieser Welt.
Der Bus fuhr ohne uns weiter.

Luke war völlig überfordert mit der Situation.
Er war überfordert mit mir.

Er drückte meinen zusammengerollten Körper an sich, setzte sich auf den sandigen Boden und zog mich auf seinen Schoß. Er wog mich wie ein Kind. Vor und zurück. Ich heulte und heulte und heulte und heute.
Über die Attacke bin ich vermutlich schon hinweg. Die Sache, dass Luke das alles eben miterlebt hatte, war wohl der Hauptgrund, weshalb ich nicht aufhörte zu weinen.

Ich murmelte immer wieder, wie leid es mir tut und das er nicht sauer sein solle.

Sauer worüber?
Keine Ahnung.

Er ließ weitestgehend Sssch-Laute von sich, küsste immer wieder mein Haar und wog mich weiterhin wie ein schreiendes Kind.
Vermutlich war ich das auch.
Ein dämliches, schreiendes, nervendes Kind. Mehr nicht.

The Exchange Student ( Luke Hemmings FF ) WIRD ÜBERARBEITETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt