Siebenundneuzig

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Am Tag vor Heiligabend schneite es endlich zum ersten Mal in diesem Winter. Sofort schnappte ich mir meine Boots und meine restliche Winter Montur und rannte nach unten. Am Frühstückstisch saßen bereits alle meine Familienmitglieder. Sie beobachteten mich verwirrt. Vermutlich wunderten sie sich schon gar nicht mehr darüber, dass ich im Pyjama nach draußen renne - wäre ja schließlich nicht das erste Mal.
Die Haustür fiel hinter mir ins Schloss und ich warf mich in die Zentimeter hohe Nässe.
Ich liebe Schnee.

Eine halbe Stunde später kam ich völlig durchnässt, mit der Katze auf dem Arm, zurück ins Haus gestiefelt. Sobald sie ihren Napf sah, sprang sie jedoch nach unten und schlug sich den Katzenmagen voll.
Mom kam lächelnd um die Ecke gebogen und drückte mir ein Tablett in die Hand. "Und jetzt runter von dem Parkett! Du tropfst hier alles voll." warf sie im selben Moment hinterher und scheuchte mich nach oben. Die kalten Klamotten landeten in der nächsten Ecke und ich verfrachtete mich wieder in mein Bett. Ich könnte Mom dafür küssen, dass sie mir Mini Marshmallows auf die heiße Schokolade gestreut hat. Als nächstes widmete ich mich dem wunderschönsten Bratapfel. Bevor ich ihn jedoch in meinen Bauch verschwinden ließ, fotografierte ich Moms Meisterwerk und sendete das Bild ans andere Ende der Welt. Sofort kamen beleidigte Antworten von den drei Amis und Mike zurück. Wieso sind die New Yorker schon wach? Bei denen ist es sieben Uhr! Normalerweise kriegt man die drei am Wochenende nur zu späten Mahlzeiten zu Gesicht.

Till kam in mein Zimmer getrampelt und warf sich neben mich. "Hab gehört Mom hat dir was zu essen gemacht?" "Quatsch, wie kommst du drauf?" rief ich mit sarkastischen Unterton und sah tatenlos zu, wie er sich die Hälfte meines Apfel unter den Nagel. Arschloch.
"Wie gesagt, sie hat mir was zu essen gemacht." sagte ich, als er sich genüsslich die Finger ableckte. "Du bist meine kleine Schwester. Was deins ist, ist auch meins." Klar. "Und deins dann auch meins?" Er lachte los. "Hach, du bist wirklich niedlich." "Ach fick dich doch." grummelte ich vor mich hin. "Ich liebe dich auch, Schwesterherz." er schmiss sich auf mich und verteilte lauter feuchte Küsse auf meinem Gesicht. "Igitt, Till!" quiekte ich und wimmerte angewidert. "Jetzt habe ich überall deine Sabber." "Hör auf dich zu beschweren. Du hast ganz andere Sachen von Hemmings-" "Till!" ich schlug mit einem Kissen nach ihm.
"Hey!" er schnappte sich eines meiner heiß geliebten Rüschen Kissen und wir verfielen in eine Kissenschlacht Deluxe.

Wir jagten uns durch das gesamte Haus und störten Mom bei der Hausarbeit. Sich strich sich wütend ihre kurzen Haare hinters Ohr und funkelte uns beide an. Mom setzte gerade zu einer Predigt vom Feinsten an, was unser Zeichen war dad auf den Senkel zu gehen. Wir stürmten in das Schlafzimmer unserer Eltern, was dad einen halben Herzinfarkt erleiden ließ. Er legte sein Buch und die Brille auf den Nachttisch und rollte sich zur Seite, als Till und ich uns synchron neben ihn warfen. "Daddy!" rief ich freudig und schlug ihn mit meinem Kissen. Till äffte mich nach und kassierte einen sichtlich genervten Blick von seiner älteren Version. Ich hingegen kriegte ein liebevolles Lächeln ab.
Tja, wer hat die Wogen zwischen ihm und mir wieder geglättet? Ich war's!

"Habt ihr euch im Zimmer geirrt, oder was führt euch hier her?" fragte er und musterte uns. Till und ich saßen ihm im Schneidersitz gegenüber, pressten unsere Kissen an uns und grinsten dümmlich vor uns hin. "Och, wir wollten nur ein bisschen Zeit mit dir verbringen. Weihnachten ist schließlich das Fest der Liebe und der Familie." Mein Bruder nur wieder... "Und des Essens." fügte ich leise hinzu, was Till zum glucksen brachte.

Mom gesellte sich zu uns aufs Bett und schob sich ein Haarband über die Stirn, um die Wirren Strähnen ihres Bobs zu bändigen. "Familien Konferenz im elterlichen Bett? Ihr wisst schon, dass das hier die Kinderfreie Zone ist?" Liebenswert wie eh und je, die Frau. "Hey, hab' uns lieb!" Till zog ihr eins mit dem Kissen über. Mom schnappte nach Luft und verengte ihre grünen Augen zu Schlitzen. "Na warte!" Sie zog das Kissen hinter Dad's rücken hervor und ging auf Till los. "Clary!" rief er überfordert, als Mom mit vollem Körpereinsatz kämpfte. "Bin bei dir, Bruderherz!" Dad beobachtete die Situation amüsiert und ließ blöde Kommentare ab. Wir drei verstummten, wechselten einen Blick und stürzten uns auf ihn. Er hat keine Chance.

The Exchange Student ( Luke Hemmings FF ) WIRD ÜBERARBEITETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt