Laut lachend verlassen wir den Bus.
"Und was machen wir jetzt?" fragt Luke, mit einem Grinsen im Gesicht. "Keine Ahnung, Laufen?" "Okay." "Okay? Du hast nichts gegen anderthalb Stunden Fußweg einzuwenden?" "Nein." Ich mustere ihn prüfend und zucke schließlich mit den Schultern. "Okay, dann laufen wir bis zur nächsten Haltestelle, der Bus kommt in zwei Stunden." lächele ich und stecke den Busfahrplan wieder in meine Tasche.
"Ich kann es nicht fassen das wir unsere Station verpasst haben!" rufe ich aus, nachdem wir beide eine Weile schweigend nebeneinander her gelaufen sind. "Ich auch nicht." Luke blickt mich von der Seite an. "Es ist schön hier." Ich lasse den Blick über das Feld neben uns gleiten. Er hat recht, die Natur ist hier so unberührt, dass die Kulisse schon wie gemalt wirkt.
"Ja, so ruhig. Man hört bloß uns, und das Rauschen vom Wind, wenn er durch das Weizenfeld jagt." "So ruhig hatte ich es glaube ich noch nie." "Echt nicht?" "Nein, in New York ist alles laut, überfüllt, unfreundlich, dreckig und scheiße." Er kickt einen Stein vor sich hin. Sein Gesicht spiegelt keinerlei Emotionen wider, scheint als würde er New York City nicht sehr zu vermissen.
"Hm, kann ich mir denken, angesichts der Tatsache das New York eine der tollsten Städte der Welt sein soll." "Ha! Ja, ganz sicher. New York ist alles andere als toll. Wenn ich du wäre, würde ich nie dorthin gehen." "Oh doch, ich will dort gewesen sein." "Warum? Damit du wie Millionen andere einen Haufen Geld ausgibst, nur um sagen zu können das du im Big Apple warst? Glaub mir, damit sollte man nicht prahlen. So sehenswert ist New York nicht." "Ich möchte trotzdem hin. Und dann komme ich zu dir nach Hause und sage dir, dass es mir dort gefallen hat." Er lacht kurz und der Stein, den er seit Minuten mit sich kickt, landet vor meinen Füßen. Ich trete ihn weiter nach vorne, damit Luke ihn wieder aufnehmen kann.
"Mal sehen" Er kickt den Stein etwas zu weit, und er fliegt ins Weizenfeld.
"Guter Schuss, Beckham." Er rollt die Augen und stößt mich mit seiner Schulter an. "Ach sei still", brummt er unfreundlich, bevor er anfängt zu schmunzeln.
"Wie lange müssen wir noch laufen?", fragt er mich und streicht sich eine verirrte blonde Strähne aus dem Gesicht. Ich fange an zu lachen. "Wir sind gerade mal zwanzig Minuten gelaufen." "Was? Nein, oder?" Luke sieht mich völlig entsetzt an. "Doch.", bestätige ich und ergötze mich an seinem Leid. "Können wir nicht irgendwie den Weg abkürzen?" "Naja, wir könnten durchs Feld..." Ich sehe ihn fragend an. "Dadurch?" Er deutet auf das Feld. "Ja, dadurch." Luke sieht kritisch durch die Gegend und gibt dann schließlich seufzend nach. "Okay. Aber wenn ich nachher wie Tom Sawyer rieche und lauter Zecken habe, bist du schuld."
"Hey, du wolltest die Abkürzung nehmen, Hemmings." Ich hebe verteidigend meine Arme in die Luft.
Ich bin auch nicht sonderlich scharf drauf, da durch zu rennen. Keine Ahnung was da für Viehzeug drin ist. Zecken, Spinnen und so ein Scheiß bestimmt. Auch wenn ich mein Leben lang schon auf dem Land lebe und mit der Natur in stetiger Konfrontation war, hasse ich Insekten."Was ist? Hat das Landmädchen Angst vor etwas Stroh?" "Erstens, bin ich kein 'Landmädchen'. Zweitens, ist das Weizen. Kein Stroh.", kläre ich ihn auf. "Oh, sorry, stimmt!", lachend wirft er die Arme in die Luft. "Aber im ernst, warum guckst du so verzweifelt?", "Da sind bestimmt viele Insekten drin." nuschele ich beschämt. Schließlich weiß ich schon, was als nächstes kommt. "Echt jetzt? Das ist dein Problem? Du bist am Arscc der Welt aufgewachsen, und hast Angst vor ein paar Krabbeltieren?" "He, mach dich nicht lustig. Als wenn du vor nichts Angst hättest." "Ich hab keine-" "Luke, du kannst mir nichts vormachen. Du hast auch Ängste." "Nein." "Ach ja, und was war das neulich mit deinem Albtraum?" Er wendet den Blick ab. "Luke, hey, jetzt hab dich nicht so. Jeder hat Ängste." "Das ist was anderes." Ich sehe ihn entnervt an. Ich hab noch nie verstanden wieso Jungs sich immer als Furchtlos darstellen. "Okay, gehen wir jetzt da durch.", wechsle ich das Thema. Er nickt und macht einen Schritt vorwärts.
"Luke, warte sei-" Doch er stolpert bereits in den kleinen Graben. "Was zur Hölle?" Er sieht sich kurz um, bevor er zu mir hoch blickt. "Ich wollte dich warnen", sage ich und verschränke meine Arme vor der Brust. Luke rollt mit seinen Augen, während er sich die Erde aus der blonden Mähne schüttelt. "Tja, das kam wohl ein bisschen zu spät." "Tut mir leid. Komm, ich helfe dir hoch." Ich greife nach seiner Hand, um ihm hoch zu helfen. Er jedoch, zieht an meiner Hand und ich lande direkt neben ihn im Graben.
"Hey! Du-" seine Lippen brachten mich zu Schweigen. Zum dritten Mal heute. So langsam wird mir das ein bisschen zu viel."Luke, was soll das?" Ich drücke ihn von mir weg. "Was soll was?" Er mustert mein Gesicht und streicht mir eine Strähne hinter mein Ohr. Gott, ist das Klischeehaft.
"Das, warum küsst du mich heute so oft?", will ich wissen. "Keine Ahnung. Warum Küsst du mich?" "Keine Ahnung." "Machst du so was öfter?", fragt er. "Was?" Ich sehe ihn verdutzt an. "Kerle einfach so, mir nichts, dir nichts, um den Finger wickeln und den Kopf verdrehen, so dass sie nicht mehr klar denken können." Jetzt ist es tatsächlich zu viel. Keine Ahnung was ich davon halten soll. Schließlich spiele ich einfach mit.
"Eigentlich nicht, nur ab und zu mal, wenn mir gerade langweilig ist und- ey!" Lachend zucke ich zur Seite, als er mir in die Taille zwickt. "Sei ehrlich." "Hab ich das denn mit dir gemacht?", frage ich und verschränke die Arme hinter seinem Kopf. "Möglich", antwortet er, woraufhin mein Magen einen Satz macht. "Ach wirklich?" "Bilde dir nichts drauf ein, Fichtner.", sagt er gespielt ernst und ich pruste los. Dank seinem Akzent, hört sich Fichtner wie Ficktner an. Ich weiß, ich weiß, ich bin Kindisch. Aber das hört sich einfach zu komisch an!
"Was ist?" Er zieht seine Augenbrauen so zusammen, dass eine kleine Falte entsteht. "Dein Akzent" Luke kneift die Augen zusammen, dreht uns in Lichtgeschwindigkeit um, und beginnt mich zu kitzeln. "Du machst dich also lustig über mich und meinen Akzent, huh?" "Was? Nein, das würde ich mir nie erlauben." Er lacht wieder und ich wende mich kreischend hin und her.Irgendwann, als ich bemerkte das eine Spinne neben meinem Kopf auf dem Boden krabbelte, verwandelte sich das Kreischen in ein Schreien und mein Körper zuckt hoch. Ich klammere mich an Luke und murmele immer wieder hysterisch: "Ew, mach das weg, mach das weg, mach das we-heg!"
Luke lacht mich aus.
Schon wieder.
Arschloch.Er steht seufzend auf, und tritt auf die Spinne. "Zufrieden?"
Ich nicke zufrieden und werfen einen Blick auf die Uhr an meinem Handgelenk. Scheiße, wir haben gerade mal noch eine halbe Stunde bis der Bus kommt! Ich setze an um ihn aufzuklären, doch er brach mich mit der Bemerkung völlig aus dem Konzept. "Hässliches Teil." sagte er und ich musterte ihn verwirrt.
"Wie bitte?", frage ich nach. "Deine Uhr. Die ist schrecklich. Nicht einmal meine Grandma würde so was tragen. äHey! Meine Uhr ist nicht hässlich." Ich sehe auf die silberne Uhr, mit dem schwarzen Leder Armband. "Du solltest dir eine neue holen." "Nein."
"Schön, dann renn weiter damit rum.", grummelt er. "Mach ich, mit dem größten Vergnügen. Und jetzt komm, wir verpassen noch den Bus." Ich ziehe ihn am Handgelenk hinter mir her.Wir stiefelten also durchs Feld, und die Hoffnung darauf, dass wir den Bus noch kriegten, verflog immer schneller.
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The Exchange Student ( Luke Hemmings FF ) WIRD ÜBERARBEITET
FanfictionClary Fichtner liebt das Landleben. Ihre Familie und sie leben in einem kleinen Dorf in Deutschland. Sie liebt die Ruhe, doch mit eben dieser ist es schon bald vorbei. Denn, drei Austauschschüler aus New York stellen das Leben der 16-Jährigen kom...