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"B B Boss?" stotterte McGee, als er mit einem USB Stick in der Hand zusammen mit Sarah aus dem oberen Stockwerk kam. "Sie wissen noch nicht, wie es ihm geht", sagte Gibbs ruhig und strich seinem Sohn beruhigend über den Bauch, "er liegt noch im OP."

Es war eher eine Geste um sich selber zu beruhigen. Sarah setzte sich neben ihren Dad und klammerte sich an seinen starken Arm, auf den Oberarm legte sie ihren Kopf und sagte: "Wenn wir nur fest daran glauben, dann wird Papa wieder gesund. Tante Shannon und meine große Schwester Kelly werden ihn noch nicht zu sich holen." sagte sie mehr zu sich als zu ihrem Dad, auch sie hatte große Angst ihre neugefundene Familie wieder zu verlieren. Sanft strich Jethro ihr über die Haare, er brummte zustimmend, legte seinen Sohn auf die Couch und zog seine Tochter auf seinen Schoß, wo sie bitterlich zu weinen begann.

"Ich will Papa wieder haben!" schluchzte sie. Zärtlich strich er ihr über die Haare, redete ihr gut zu und versuchte sie so etwas zu trösten. Ihr Weinen steckte auch ihren Bruder an und Gibbs war kurz davor selber zu heulen. Beide Kinder weinten neben ihm, Gibbs war ein wenig überfordert, er wusste nicht, wie er die beiden Kinder beruhigen sollte.

Gibbs setzte Sarah neben sich, hob seinen Sohn auf seinen Arm und legte sich lang auf die Couch, den kleinen Jungen auf seinem Bauch und Sarah, die sich neben ihn kuschelte mit dem Kopf auf seiner Brust und einem Arm über ihrem Bruder.

McGee war geflohen, als Sarah sich auf Gibbs Schoß gesetzt hatte und brachte den USB Stick nach draußen. Ihm folgten Ray, Rafael und Rose, die im Gänsemarsch hinter ihm her trotteten. Sie hatten begriffen, dass sie sich im Haus und auf dem Grundstück frei bewegen konnten und nutzten die Gelegenheit um dies zu tun.
Die Kinder rannten zum Sandkasten und begannen jauchzend darin zu spielen.

McGee sichtete derweil mit den Kollegen vom FBI das Filmmaterial das auf dem Stick war. Gebannt verfolgten sie den verbalen Kampf der beiden Männer, wie sich der Täter umdrehte und mit seiner Waffe ohne zu zögern den Helikopter vom Himmel schoss. Auf dem Film konnten sie auch erkennen, von welchem Sender der Heli stammte. Es war der Nachrichtensender ZNN. Sofort wurde ein Agent geschickt um den Sender über den Verlust zu informieren.

Dann ließen sie den Film weiter laufen und erschraken, als sie sahen, wo der Mann Tony mit seinen Kugeln getroffen hatte. Es war ein Wunder, das es der junge Mann lebendig ins Krankenhaus geschafft hatte. Fornell fürchtete sich vor dem Augenblick, in dem es hieß, sein Ehemann wäre seinen Verletzungen erlegen. Der Ex Marine würde wohl morden, dann seine Familie schnappen und irgendwo in der Pampa untertauchen. Niemand würde ihn aufhalten können, niemand ihn finden, wenn er es nicht wollte. Fornell schüttelte sich.

"Agent Fornell, alles in Ordnung?" "Ja McGee, ich habe nur gerade gedacht…" "Was wäre wenn Tony nicht überlebt? Gibbs macht mir jetzt schon Angst, er ist schlimmer drauf als damals, als Kate starb. Ich glaube, er würde die Kinder in Sicherheit bringen und dann hier wüten. Eventuell danach untertauchen, aber ich weiß es nicht. Tony ist der einzigste, der Ansatzweise in Gibbs Kopf Bescheid weiß. Und ich Blödmann mach ihn auch noch fertig, als Gibbs weg war." McGee war niedergeschlagen, besonders weil er jetzt verstand, dass sein Boss und sein Kollege eine Einheit waren, ein Team in jeder Lebenslage und ohne einander nicht mehr leben konnten.

Fornell verstand den Jüngeren. Hatte er Tony schon so oft abwerben wollen, was ihm leider nicht gelungen war. Für einige schwierige Fälle ja, aber nicht für immer. Wenn er bedachte, was für ein Wissen der Mann mit sich rumschleppte. Und was für Urkunden und Auszeichnungen er bei seinen Besuchen im Hause Gibbs immer gesehen hatte. Daraufhin hatte er damals mit dem Direktor des Colleges gesprochen, der hatte dermaßen geschwärmt, das er gar nicht anders konnte als es zu glauben.


Nach einem schweren Unfall während eines Footballspieles im ersten Semester musste er umsatteln, studierte Kriminalistik, Ballistik, Psychologie und forensische Anthropologie, wo er auch einen Doktortitel hielt. Allerdings wusste davon außer ihm nur noch Gibbs. Zusätzlich beherrschte er mehrere Sprachen perfekt. Spanisch, Deutsch, Italienisch, Lateinisch, Hebräisch und Arabisch.
Woher das Wissen von diesen Sprachen kam, wusste der FBI Agent bis heute nicht, nur so viel: Arabisch lernte er auf dem College von einem Kommilitonen.

Und das Tony nicht zum FBI wechseln wollte, lag wahrscheinlich eher daran, dass er der einzigste war, der seinen zu Wutausbrüchen neigenden Ehemann beruhigen konnte. Es war nicht selten passiert, das sich Gibbs seinen Mann geschnappt hatte und in irgendeinem Nebenraum verschwunden war, wenn sich dieser über etwas aufgeregt hatte oder sowieso kurz vorm Explodieren stand. So was konnte dann auch mal eine Stunde dauern und danach war der Silberhaarige wieder die Ruhe selbst. Nur Tony sah dann etwas gerupft aus, manchmal humpelte er auch, jedoch strahlte er diese Symptome einfach weg.

"Boss!" Ein Agent riss Tobias aus seinen Gedanken. Es war derselbe, den er wegen dem Nachrichtenhubschrauber losgeschickt hatte. "Boss! Der Hubschrauber gehörte dem Nachrichtensender ZNN. Die Opfer haben eine Live Sendung gedreht, die inzwischen auf sämtlichen Nachrichtensendern auf und ab läuft. Außerdem wird bereits spekuliert, was wir hier machen und vor allem, was wir verstecken." Damit hatte Fornell gerechnet. "Wie weit sind wir mit der Identifizierung der Mädchen?" "Wir sind noch nicht wirklich weit, Sir, wir hatten eigentlich auf die Hilfe von Dr. Gibbs gehofft. Allerdings können wir vielleicht auf Miss Scuito's Hilfe hoffen. Immerhin, sie hat das Foto ja auch bearbeitet." "Da haben Sie Recht." stimmte Fornell dem Agenten zu.

"Agent Fornell!" Ein weiterer Agent kam auf sie zu gelaufen. "Wir haben Nachricht aus New York erhalten. DiNozzo und seine Frau sind dort bei der Polizei gewesen. Offenbar wird die Tochter, Alexandra, vermisst. Die Kollegen haben heraus gefunden, dass das Mädchen in Begleitung eines alten Mannes am Bahnhof stand. Sie hatten jeweils einen Koffer dabei und das Kind hatte noch eine Haustiertransportbox mit. Laut den Eltern besitzt sie eine Rassekatze. Nach dem Bahnhof verliert sich die Spur, die New Yorker Polizei geht vom schlimmsten aus." berichtete der Agent.

Tobias atmete tief durch, rieb sich kurz über die Augen und wies den Agenten dann an eine Pressekonferenz zu organisieren. Einen anderen Agenten wies er an die DiNozzos nach DC zu holen, um sie im Edgar Hoover Building zu befragen, natürlich nur zum Verschwinden ihrer Tochter. McGee schickte er mit den Fotos der Mädchen zu Abby, sie sollte sie digital bearbeiten. Dann ging er zu einer der Feldküchen, schnappte sich ein Tablett, lies sich drei Teller füllen und ging mit diesen ins Haus.

Dort fand er Gibbs mit Sarah und Mickey auf der Couch liegend vor. Das Mädchen hatte sich in den Schlaf geweint und das Kleinkind war noch immer am greinen. Nachdem er das Tablett auf den Tisch gestellt hatte, ging er in die Küche und suchte dort Milch und Zwieback zusammen, mischte das Ganze zu einem dünnflüssigen Brei und füllte es in ein Fläschchen.

(Die Zwieback, Zucker, Milch Mischung ist ein Rezept von einer alten Dame, die damit ihren Sohn, der die Brust abgelehnt hatte, aufgepäppelt hat. Der Mann ist heute über 60 und selber Großvater, es wirkt also.)

Dann ging er zurück ins Wohnzimmer, wo Gibbs seine Tochter im Arm hielt und sie tröstete. Offenbar hatte sie geträumt, dass Tony da wäre und Mittagessen gemacht hatte. Mittagessen war da, aber kein Tony. Seufzend setzte er sich in den Sessel, pflückte sich das Baby von Gibbs Schoß und versuchte ihm das Fläschchen zu geben. Das stellte sich allerdings als schwierig heraus, da Michael nicht den Sauger in den Mund nehmen wollte.

Gibbs hatte Sarah soweit beruhigt, das sie sich langsam dem Mittagessen widmen konnte. Auch Jethro aß ein paar Happen, doch dann konnte er nicht mehr zusehen, wie sich Tobias abmühte seinen Sohn zum Essen zu bewegen. Kurzerhand nahm er ihm das Kind aus den Armen, nahm die Flasche und hielt sie dem Kind hin. Und es klappte.

Wunder gibt es immer wieder - Eine NCIS Fan Fiktion Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt