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Wissen Sie, ich bin Abergläubisch, ich glaube an Wunder und göttliche Fügungen und das Schicksal. Ich glaube, es war eine göttliche Fügung, das sich Ihr Sohn und Ihr Schwiegersohn damals getroffen haben. Es war Schicksal, das sie sich wiedergefunden haben und es war ein Wunder, das Anthony die Kugeln überlebt hat. Bei seinem Aufwachen halfen alle drei Faktoren plus die große Liebe von Mr Gibbs. Anders kann ich mir dieses Wunder heute nicht Vorstellen." Moyra nickte und fragte nach Jethros Gesundheitszustand. "Ihr Schwiegersohn hat eine Gehirnerschütterung und ein gebrochenes Schlüsselbein. Wir mussten ihn leicht sedieren, weil er ziemlich getobt hatte in der Notaufnahme. Es scheint als habe er die letzten Wochen nicht wirklich geschlafen, jedenfalls schläft er noch immer tief und fest. Und das kommt seinen Verletzungen zu Gute, die können jetzt in Ruhe ausheilen." "Und Tony? Wie geht es jetzt mit ihm weiter?" fragte Moyra besorgt. "Keine Angst, wir haben eine sehr gute Physiotherapeutin, die wird ihn wieder fit bekommen." erklärte die Ärztin.

Moyra war einigermaßen beruhigt, doch eine Frage quälte sie nun doch noch: "Was passiert jetzt mit den Kollegen meines Sohnes und meines Schwiegersohnes?" "Die Täterin wurde von der Polizei mitgenommen, alles weitere liegt an Ihrem Schwiegersohn, ob er Anzeige stellen möchte. Desweiteren haben alle die damit bei waren für die nächste drei Monate Besuchsverbot im Bethesta." erklärte Dr. Jones ihrer Kollegin. Diese nickte, verabschiedete sich von der Ärztin und sah noch kurz nach ihren Kindern bevor sie nach Hause ging.

Drei Tage später, nachmittags, wachte Jethro mit einem lauten Schrei auf. Er hatte geträumt, sein Tony wäre nicht mehr bei ihm und die Kinder hätte man ihm auch weggenommen. Panisch sah er sich um. Das Bett neben seinem war leer, frisch bezogen und ordentlich zurecht gelegt. Die Wände Weiß und es stank nach Desinfektionsmittel. Tränen schossen in seine Augen: "Nein, nein, mein Tony!" Er schluchzte leise auf, schlang seine Arme um sein Kissen und weinte. Er roch seinen Tony in diesem Kissen, doch das war unmöglich.

Leise Stimmen von der Tür her ließen ihn aufblicken. Erst jetzt bemerkte er, dass sein linker Arm in einer festen Schlinge an seinem Körper lag. Vorsichtig sah er hoch und erschrak. In der Tür stand sein Tony, doch er lag beinahe in den Armen einer Frau. Er schluckte krampfhaft und vergrub sein Gesicht wieder in dem Kissen. Das musste ein Alptraum sein. Ein schrecklicher Alptraum.

Leise Schluchzer erklangen aus seinem Zimmer. Tony stand bei seiner Physiotherapeutin Lisa Daniels, die ihm stützend die Arme an die Hüften gelegt hatte. Als sie das Schluchzen hörten, sagte sie leise: "Ich glaube, da ist jemand aufgewacht. Geh zu ihm, ich werde inzwischen zum nächsten Patienten gehen." Tony seufzte leise: "Ich glaube eher, er hat uns gerade gesehen und denkt jetzt, wir hätten was mit einander." Das leuchtete ihr ein und gemeinsam gingen die Zwei Schritt für Schritt ins Zimmer. Lisa war immer auf der Hut, denn schließlich hatte ihr Patient drei Wochen unbeweglich im Bett gelegen und musste jetzt langsam das Laufen wieder erlernen.

"Jeth? Hey Jeth, komm schon, sieh mich an." sagte Tony während er vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte. Mit tränennassem Gesicht sah Jethro hoch und sagte: "Geh doch zurück zu deiner Freundin!" Betroffen sah der Jüngere den Silberhaarigen an: "Vertraust du mir so wenig, Darling?" "Ich weiß was ich gesehen habe, Tony." Das brachte Lisa zum Lachen. Sie kringelte sich fast auf dem Boden, dabei fiel das Deckenlicht glitzernd auf ihren Ehering. Erstaunt sah Jethro auf das silberne Kleinod am Finger der Frau am Boden. Er setzte zum Sprechen an, bekam aber kein Wort heraus. Tony sah ihn grinsend an: "Darf ich dir meine Physiotherapeutin vorstellen? Lisa Daniels. Sie ist übrigens mit einer Frau verheiratet. Mum hat sie ausgewählt, sie ist die Beste hier und du kennst doch Mum. Wenn sie sich was in den Kopf setzt, dann bekommt sie das auch. Lisa trainiert jetzt seit zwei Tagen mit mir."
Jethro wollte sich am liebsten selber in den Hintern treten, wie hatte er annehmen können das sein Tony ihn betrügen würde.

Er sah ihn entschuldigend an, sah wie Tony vorsichtig zu seinem Bett kam, sich neben ihn setzte und ihn in seine Arme zog. "Darling, du musst schlimm geträumt haben um so etwas zu denken. Bei dem, was du die letzte Zeit erlebt hast, ist das auch kein Wunder." Tony wusste, dass sein Mann jetzt die Nähe und Zuwendung brauchte. Auch wenn er es immer war, der den Jüngeren aufbaute, so hatte der Ältere auch Tage an denen er derjenige war, der Kuschelbedürftig und Schutzsuchend war. "Ich hatte solche Angst um dich, Honey." schluchzte er und kuschelte sich weiter in die Arme seines Mannes. Moyra hatte ihm schon einiges erzählt, als sie am Tag zuvor dagewesen war. Tony lies Jethro reden, er hörte ihm zu und tröstete ihn. Wenn das ihre Kollegen sehen würden, würden sie denken, was ist denn jetzt kaputt. Sie kannte Gibbs nur als den knallharten Chefermittler, der selbst gestandene Marines zum Weinen bringen konnte und nicht den besorgten Ehemann und Vater, der selber auch mal schwäche zeigte.

Lisa war still und heimlich aus dem Krankenzimmer verschwunden, sie wollte das Ehepaar nicht länger stören. Doch trotz allem wurden sie gestört. Jimmy Palmer klopfte zaghaft an die Tür und trat ein. "Hey Tony, Gibbs. Ähm, störe ich?" Unsicher sah er die Beiden an. Gibbs setzte einen giftigen Blick auf, der den Autopsiegremlin zusammen zucken lies. "Ich werde niemandem ein Wort sagen, Agent Gibbs. Versprochen, ich hänge an meinem Leben." Gibbs nickte nur und kuschelte sich zurück in Tonys Arme. "Ähm, in der Stadt hat eine neue Bäckerei aufgemacht und ich liebe diese Backwaren. Heute Morgen haben sie ein Bild aufgehängt, das mindestens 15 Jahre alt ist. Ich habe gesagt, dass ich einen auf dem Bild kenne und sofort ist die ganze Familie mitgekommen."

"Ich nehme an, das es sich um einen Familienbetrieb handelt." meinte Tony lächelnd. "Genau, nur den Namen kann ich nicht aussprechen. Frekken, glaub ich." Tony begann zu grinsen, diesen Namen kannte er gut. Bis zu seinem 19. Geburtstag hatte er öfter diesen Namen gehört. Auch wenn es nicht der richtige Name war. Den richtigen Familiennamen konnte man nur mit Übung aussprechen. "Du meinst sicherlich Familie Freerksen, nicht wahr?" Palmer sah ihn erleichtert an: "Genau, so war der Name. Soll ich sie reinholen? Sie warten draußen." Tony nickte lächelnd und kaum hatte Jimmy seinen Kopf zur Tür herausgestreckt, da wurde er von zwei Männern und einer Frau überrannt.


Wunder gibt es immer wieder - Eine NCIS Fan Fiktion Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt