Kapitel 38

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Antonja

Ich spürte den dröhnenden Motor unter meinen Beinen und meinem Hintern. Das Lenkrad fest im Griff raste ich über den Columbus Drive, einer der größten Highways von Chicago.

Keine Ahnung, wie ich es geschafft hatte, aber irgendwie konnte ich abhauen, ohne das es einer der Drei bemerkte.

Sie waren sich sicherer mit mir geworden. Sie vertrauten mir. Und genau jetzt waren wir an dem Punkt angekommen, dass sie mir zu sehr vertrauten.

Dass ich zur Polizei fahren würde, spielte schon lange keine Rolle mehr. Viel mehr waren sie besorgt, bezüglich der Person, die mich tot sehen wollte.

Apropos... Seit meinem Essen mit Cat im Restaurant, bekam ich weitere Notizen zugesteckt. Mal befanden sie sich in meinem Trinkgeldglas im Café und mal fand ich sie direkt vor der Haustür liegen.

Die Situation war immer noch angespannt. Und dabei wussten die Männer noch nicht einmal von den kleinen, "liebevollen" Nachrichten. Trotzdem dürfte ich nie alleine das Haus verlassen, geschweige denn alleine irgendwo hinfahren.

Was machte man also, wenn man dennoch irgendwo hinfahren wollte?

Man täuschte das vor, was die meisten Männer verschreckte. Wobei ich fair bleiben musste... Als ich den Männern erzählte, dass ich meine Tage bekam und unfassbare Krämpfe hatte, zogen sie sich nicht angewidert zurück.

Nein... Wie es nun mal ihre Art war, versuchten sie mir das Leben so angenehm, wie möglich zu machen.

Tizo fuhr in die Apotheke und holte mir Schmerztabletten. Giulio kaufte mir im Supermarkt Tonnen an Schokolade und Eiscreme. Und Vito fuhr schnell in die Innenstadt, um eine Masseuse aus einem örtlichen Wellnesscenter zu "entführen".

Ja, er sagte entführen. Aber ich hoffte einfach nur ganz stark, dass er sie mit einem Bündel Geldscheine überreden würde, zu uns zu kommen.

Es war wirklich aufmerksam und süß von den Dreien. Und wäre Camillo mittlerweile wieder nach Hause gekommen, hätte ich mir auch sicherlich nicht diese Lügengeschichte ausgedacht.

Aber er kam nicht zum Mittagessen, er kam nicht am Nachmittag und auch nicht am Abend. Und als es langsam dunkel wurde, musste ich einfach gemein sein und die Jungs loswerden, damit ich Camillo suchen gehen könnte...

Wahrscheinlich würde ich riesigen Ärger bekommen, dafür dass ich die Brüder anlog. Aber ich machte mir Sorgen... Und gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass Camillo nicht gefunden werden wollte.

Oder zumindest alleine sein wollte.

Ich war nur der Meinung, dass man Niemanden in einer solch schwierigen Lage, alleine lassen sollte.

Zu trauern war in Ordnung... Aber gemeinsam darüber zu reden, könnte Einem vieles erleichtern. Weswegen ich für Camillo da sein wollte.

Gut, dass die Jungs mir verrieten, auf welchem Friedhof Camillo's Dad begraben lag. Sie hatten es ganz beiläufig erwähnt, ohne zu wissen, dass ich dort hinfahren würde...

Als ich mit meinem Motorrad, langsam auf den Parkplatz rollte, gab ich fast die Hoffnung auf, dass Camillo sich überhaupt noch hier befand.

Der Friedhof sollte laut der Website in einer Stunde schließen... Aber vielleicht hätte ich ja Glück.

Während ich parkte und meinen Helm absetzte, fragte ich mich bereits, wieso Camillo's Vater eigentlich auf einem amerikanischen Friedhof begraben wurde... Ich dachte seine ganze Familie stammte aus Italien?

Ein weiterer Grund, wieso ich unbedingt mit Camillo reden wollte. Manchmal kam ich mir noch so unwissend vor, was die Vergangenheit meiner Männer anging. Doch ich wollte am liebsten Alles über sie wissen... Nicht nur das Gute. Auch das Schlechte!

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