Kapitel 41

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Antonja

«Ihr wisst, dass es auch immer noch eine Überraschung wäre, wenn ihr mir nicht die Augen verbinden würdet. Oder?»

Blind tastend bewegte ich mich nach vorne. Obwohl es eigentlich unnötig war, dass ich die Arme ausstreckte, da Vito mich führte. Aber mein Überlebensinstinkt gewann die Oberhand und mein Körper versuchte mich deshalb trotzdem vor möglichen Hindernissen zu schützen. 

Insbesondere, da ich den Jungs auch zutraute, dass sie mich, aus Spaß, einfach gegen etwas laufen lassen würden. So nach dem Motto: "Mal sehen, gegen wie viele Gegenstände Antonja kracht, bevor ihr Geduldsfaden endgültig reißt."

Doch nun saßen wir in einem Auto und ich hatte eigentlich gar keine andere Chance, als blind da zu sitzen.

«Wir sind gleich da.» Versprach Tizo mir, der genau neben mir saß.

Die Aussage wäre auch etwas erleichternder, wenn er sie nicht mindestens schon dreimal ausgesprochen hätte und das erste Mal vor gut einer halben Stunde, als sie mich in dieses Auto setzten. 

Tizo und ich hatten also zwei völlig verschiedene Vorstellungen davon, was "gleich" bedeutete...

«Ich meine, ich vertraue euch ja... Aber ihr wisst schon, dass das ein wenig gruselig und verdächtig wirkt, wenn ihr mich mit verbunden Augen in ein Auto setzt, um mich irgendwo außerhalb von Chicago hinzuschleppen?» Reflexartig wollte ich nach der Augenbinde greifen, um zumindest mal kurz aus dem Fenster linsen zu können, ob wir uns zumindest noch auf einer Straße befanden oder vielleicht schon in einem dunklen Wald, wo sie meine Leiche verscharren könnten. Aber jemand nahm sofort bestimmend meine Hände in Seine. 

«Dass ihr Mafiosos seid, macht den Umstand auch nicht besser...» Murmelte ich leise und sorgte damit für die allgemeine Belustigung der Gruppe. 

«Wenn wir den Wunsch verspüren würden dich zu ermorden, müssten wir uns nicht erst die Arbeit machen, dich irgendwo ins Nirgendwo zu bringen.» Riss Giulio seine üblichen Witze.

«Genau... Ein schneller Schuss in den Kopf mit einem Schalldämpfer, deine Leiche in einem Fass mit Säure auflösen und niemand würde etwas bemerken.» 

Aha... Camillo wollte heute anscheinend auch mal den Witzbold spielen...

«Ihr seid ja soooooo extrem lustig!» Bemerkte ich sarkastisch. «Aber anscheinend habt ihr das schon mal gemacht, wenn ihr euch so gut damit auskennt.»

Ich hatte gehofft, dass sie erneut lachen würden, aber diesmal blieb das Wageninnere still. Was mir nur sagte, dass sie genau diese Vorgehensweise, genauso wie sie, sie mir beschrieben, wirklich schon einmal gemacht hatten.

«Warum nochmal, lebe ich bei euch freiwillig?» 

«Weil du unserem unwiderstehlichen Charme nicht entkommen kannst?» Beantwortete Camillo die rhetorische Frage. 

«Weil wir die besten Liebhaber sind, die du je hattest?» Stimmte Giulio mit ein. 

Sein Argument war aber auch schwer zu leugnen, da ich vor ihnen noch nie mit einem anderen Mann zusammen war.

Doch Tizo wollte auch noch etwas zu der Frage mit einwerfen: «Weil du unsere riesigen Sch-»

«STOPP!» Vorsichtshalber legte ich mir die Hände über die Ohren. «Ich hab's kapiert! Ihr seid vier unwiderstehliche, sexuell höchst talentierte Italiener mit einer beachtlichen Ausstattung... Ich bin ja sooo glücklich.»

Das Letzte sprach ich mit purer Absicht so sarkastisch, wie möglich aus, aber eigentlich war es nicht gelogen. Ich könnte wirklich nicht glücklicher sein...

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