Kapitel 40

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Antonja

Die Rückfahrt vom Haus meiner Eltern verlief anders, als ich erwartete...

In meinem Kopf gab es zuvor nur zwei mögliche Szenarien. 

Entweder ich würde froh und befreit das Haus verlassen, weil ich es meinen Eltern erzählte und sie sich trotz anfänglicher Bedenken freuten. Oder ich würde betrübt oder vielleicht auch wütend das Haus verlassen, weil meine Eltern, meine Beziehung zu den Männern, absolut gar nicht akzeptieren. 

Dass es noch eine dritte Möglichkeit geben könnte, war mir zuvor noch nicht bewusst gewesen, weil ich es eigentlich durchziehen wollte...

Stattdessen war ich wie ein Angsthase geflüchtet und hatte meiner Mutter und meiner Tante irgendwelche Lügen aufgetischt. 

Irgendwie fühlte ich mich so, als würde das Ganze langsam über meinem Kopf zusammenbrechen. Und, wenn ich nicht aufpasste, könnte das meine Welt in ein ganz großes Chaos stürzen...

Wie auf der Hinfahrt, zitterte ich und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Dieses Mal nicht vor Nervosität, sondern weil ich so genervt und wütend auf mich selbst war. 

Ich meine... Es wären doch nur sechs einfache Wörter gewesen: "Ich bin mit vier Männern zusammen."

Wo bestand das jetzt bitte die Schwierigkeit, Antonja?

Immer, wenn mich die Wut besonders stark einnahm, dauerte es auch nicht lange, bis ich anfing zu weinen. Es war wie eine automatische Reaktion meines Körpers, die ich einfach nicht verhindern konnte. 

So sehr es mich auch nervte... Vielleicht lag es auch daran, weil ich relativ selten weinte. Und, wenn mich etwas wirklich fertig machte, stürzten Tränen von so vielen negativen Gefühlen, die sich mit der Zeit ansammelten, gleichzeitig aus mir heraus.

Einzelne Tränen stiegen in meine Augen und rollten dann heiß und verräterisch über meine Wangen, bis sie sich an meinem Kinn trafen und gemeinsam in die Tiefe stürzten. 

Frustriert wischte ich sie weg, aber es kamen sofort Neue...

«Ach fick dich doch!» Schluchzte ich laut in die Stille des leeren Autos. Das war eindeutig an mich, meinen Körper und meine albernen Gefühle gerichtet. 

Gefühle die mir so viel erschwerten und die ich am liebsten abstellen wollte!

Ungeduldig kramte ich nach einem Päckchen Taschentüchern, das sich in meiner Tasche auf dem Beifahrersitz befand. 

Nur eine Sekunde...

Eine Sekunde sah ich nicht auf die Straße, sondern in meine Handtasche, als es laut hupte. 

Erschrocken fuhr ich zusammen: «AHHH!» Und in aller letzter Sekunde konnte ich das Lenkrad gerade noch so herumreißen, weil ich ansonsten mit einem Auto, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, zusammengekracht wäre. 

Aus Schock fuhr ich nur "etwas" langsamer und fühlte mich für einen Moment wie erstarrt. Dann sah ich in den Rückspiegel, obwohl das andere Auto schon längst verschwunden war. 

Es war so, als müsste ich mich davon überzeugen, dass ich wirklich keinen Unfall gebaut hatte.

Doch als ich den Spiegel checkte, sah ich nicht das Auto, dass an mir vorbeigefahren war, sondern einen schwarzen SUV mit verdunkelten Scheiben. 

An sich nichts Ungewöhnliches... Es sei denn, der Wagen hatte keine Nummernschilder und fuhr mir näher auf, als er eigentlich sollte. 

VERDAMMT! VERDAMMT! VERDAMMT! VERDAMMT!

Owned by them. (Mafia)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt