Kapitel 79

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Antonja

Ein Traum in weiß. Genau so würde es in Zeitschriften oder im Fernsehen beschrieben werden. Und normalerweise lachte ich in der Vergangenheit immer über solche Bezeichnungen. Aber, wenn man erst einmal selbst ein weißes Kleid anzog, am Tag der Hochzeit... Dann veränderte sich das eigene Denken auch schnell mal.

Ich strich zaghaft über die weiße, fast durchsichtige Spitze, welche leicht über meinen großen Bauch fiel. Mit Absicht hatte ich etwas Luftiges gewählt... Etwas worin ich mich wohlfühlen würde. Und lediglich das dezente, schmale Band unterhalb meiner Brust und oberhalb meines Bauchansatzes, hielt Alles irgendwie an Ort und Stelle. Es war vielleicht ein Accessoire, welches manch Anderen nicht auffallen würde, aber für mich bedeutete es sehr viel.

Denn das Band wurde aus dem Saum, des Hochzeitskleides meiner Mutter gemacht... 

Die Ärmel begann erst ein wenig unterhalb meiner Schultern und waren aus genau demselben Spitzenstoff und reichten bis zu meinen Handgelenken. Der Ausschnitt war sehr sittsam und passend dazu trug ich einen schlichten Blumenkranz in meinem Haar, welches Daniella lockig frisierte. 

Vor dem großen Ganzkörperspiegel drehte ich mich immer wieder... Ich achtete auf jedes noch so kleinste Detail. Doch es war... einfach nur perfekt!

«Ich gebe es zu, dass ich misstrauisch war.» Gestand Cat, die etwas weiter hinter mir auf einem cremefarbenen Sessel saß und mit ihrem Glas voll Sekt in der Hand, mich aufmerksam musterte. 

Währenddessen stand Daniella hinter mir und strich über die Rückseite meines Kleides, um die letzten Falten verschwinden zu lassen. 

Nervös hob ich Einer meiner perfekt gezupften Augenbrauen: «Du warst misstrauisch? Wieso? Doch nicht etwa, wegen der Wahl meiner Bräutigame?» Ich grinste, weil ich wusste, dass das definitiv kein Problem war. 

Meine Familie und meine Freunde hatten sich daran gewöhnt, dass ich mich nicht nur mit einem Mann zufrieden gab. Und, solange sie nicht daran dachten, wie wir Sex hatten, war es eigentlich gar nicht so unnormal...

«Ach was... Ich fand es viel mutiger von dir, so kurz vor der Geburt zu heiraten. Ich will nicht fies klingen, aber ich dachte schon das Kleid könnte eventuell Probleme machen.» Sie schwenkte den Alkohol in ihrem Glas. «Umso erleichterter bin ich, dass du wunderschön aussiehst.»

Und das Lächeln, welches mir meine Zwillingsschwester daraufhin schenkte, war so ehrlich, dass ich ihr definitiv auch glaubte... Schon eigenartig, wie wir jahrelang Probleme miteinander hatten. Und jetzt fühlte es sich an, als hätten wir uns nie zerstritten. 

«Ich finde du siehst nicht nur wunderschön aus, sondern auch ziemlich heiß!» Wie als Bestätigung pfiff Daniella lautstark. 

Ein wenig verunsicherte mich das allerdings: «Aber nicht zu heiß? Oder?» 

Ja, das Kleid war etwas durchsichtig. Und ja, natürlich hatte ich es gewählt, weil ich meinen vier Männern auch ein wenig einheizen wollte. Aber dennoch waren auch meine Eltern anwesend und ich wollte auf keinen Fall wie ein Flittchen wirken. 

«Es ist sexy nicht billig! Also genau die richtige Wahl.» Cat prostete mir zu und Daniella nickte zustimmend. «Zu schade nur, dass die Jungs dir das nicht ausziehen dürfen.»

Schlagartig verwandelte sich mein Gesicht in eine düstere Grimasse. Denn leider hatte meine beste Freundin damit Recht. In zwei Wochen war der errechnete Geburtstermin und theoretisch dürften mir Camillo, Vito, Tizo und Giulio das Kleid auch ausziehen, aber da wir uns wahrscheinlich dann nicht mehr zügeln könnten, würde es erst gar nicht dazu kommen...

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