„Komm noch mal her", forderte Matthias und breitete die Arme aus. Jonas würde nur bis morgen Abend weg sein, dennoch fühlte es sich merkwürdig schwer an, ihn gehen zu lassen. Jonas gehorchte und umarmte ihn fest. Matthias legte seine Hände an seine Hüfte und zog ihn eng an sich. Er bemerkte den schwachen Geruch nach Rauch, der inzwischen so vertraut war, dass er ihn kaum noch störte.
„Okay, also... Pass auf dich auf", sagte er, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und suchte seinen Blick, die Hände noch immer an seinen Hüften.
„Mach ich. Ich bin ja morgen schon wieder zurück", sagte er sanft, allerdings bemerkte Matthias allein beim Klang seiner Stimme, dass er eigentlich nicht fahren wollte.
„Ich liebe dich", hauchte Matthias, küsste ihn zärtlich auf die Lippen und löste sich von ihm. Jonas lächelte und senkte verlegen den Blick. Es war schon verrückt, dass er tief in sich drin auch nach all den Jahren noch immer unsicher war.
„Ich liebe dich auch", erwiderte er, schob ihm mit einer schnellen Bewegung das Haar hinters Ohr und wandte sich zum Gehen.
„Schreib mir, wenn du angekommen bist", sagte er, was Jonas mit einem Nicken beantwortete, dann verschwand er aus der Wohnungstür.
Matthias machte einen Schritt nach vorn und schloss sie leise, anschließend schlenderte er mit den Händen in den Hosentaschen in Aaliyahs Zimmer, um dort ein wenig aufzuräumen. Vielleicht sollte er wirklich beharrlicher darauf bestehen, dass sie ihr Zimmer ordentlicher aufräumte. Er sammelte benutzte Gläser und Bonbonpapierchen ein und brachte beides in die Küche.
Auf einmal fiel sein Blick auf den Esstisch und die Kuchenform mit den Cupcakes, die Jonas mit zu Antoine nehmen wollte. Er stieß einen erschrockenen Laut aus, griff nach der Form und stürmte aus der Wohnung. So schnell er konnte rannte er auf Socken die angenehm kühlen Marmorstufen nach unten, doch als er auf die Straße trat, war von Jonas schon nichts mehr zu sehen. Sein Blick wanderte abwechselnd von den Cupcakes auf die Straße, aber er war zu spät. Jonas war schon gefahren.
Schulterzuckend ging er wieder nach oben und stellte die Cupcakes auf dem kleinen Wohnzimmertisch ab. Dann würde er sie eben alle allein essen müssen. Grinsend nahm er den Deckel ab und genehmigte sich einen der süßen kleinen Küchlein, die er gestern mit Aaliyah gebacken hatte.
Als er sich die Krümel von den Fingern wischte, bemerkte er die Stille, die ihn auf einmal umgab. Es war ungewohnt, dass er allein war und komischerweise fühlte er sich ein wenig beklommen.
Seine Gedanken schweiften zu Jonas und unweigerlich stellte er sich ihn in der Disko vor, wie er mit seinen Freunden trank und Spaß hatte. Natürlich gönnte er ihm, dass er sich nach all dem Stress auf der Arbeit noch einmal ablenken konnte, aber immer wieder schlich sich auch dieser elende Markus in seine Gedanken. Jedes Mal, wirklich jedes Mal, wenn Jonas in Frankreich war, tauchte dieser Kerl auf und brachte ihn durcheinander. Nicht, dass Jonas ihn betrügen würde, aber ihn störte einfach schon die bloße Tatsache, dass Markus ihn anscheinend liebte. Oder Gefühle für ihn hatte.
Matthias schnaubte, nahm sich noch einen Cupcake und holte sein Handy aus dem Schlafzimmer. Vielleicht würde ihm das Treffen mit seiner Schwester ganz gut tun, auch wenn sie offensichtlich mit irgendetwas zu kämpfen hatte.
Er entschied sich sie kurz anzurufen, damit sie einen Treffpunkt ausmachen konnten. Als er Sheilas Nummer wählte und anschließend dem Tuten lauschte, fing er an, nervös an seinem Daumennagel zu knabbern. Sicherlich würde es ihm auch guttun, wenn Sheila ihn ein wenig beruhigen könnte, dass Jonas sicherlich Markus nicht begegnete.
„Hey", begrüßte Sheila ihn, klang dabei aber müde und abgekämpft.
„Hey. Wann willst du dich treffen?", fragte er ohne Umschweife, woraufhin Sheila einen Moment lang überlegte.
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Slice of Life - L'Affaire
AléatoireJonas ist vollkommen gestresst von der Arbeit, worunter nicht nur er leidet, sondern auch sein langjähriger Freund Matthias und dessen Tochter Aaliyah. Bei all dem Stress kommt das bevorstehende Wochenende in Frankreich ganz recht. Ein alter Schulfr...