Nervös hielt Jonas vor Antoines Haus. Er wagte es nicht zum Fenster zu sehen, denn sicherlich würde er entweder Antoine selbst oder seine Frau dort sehen, er spürte es einfach.
„Okay, ich werde nach Hause fahren und für uns ein Frühstück vorbereiten. Du kommst doch wieder zu mir zurück, hab ich recht?", versicherte Markus sich noch einmal, so als hätte er tatsächlich Zweifel.
Nein, ich komme nicht zu dir zurück, auch wenn ich dir noch vor einer halben Stunde versprochen habe, dir bis Sonntag Abend eine Chance zu geben, schrie es in ihm, aber natürlich verließen diese Worte seinen Mund nicht. Stattdessen nickte er kaum merklich.
„Gut, denn... Ich liebe dich wirklich und ich würde es nicht verkraften, wenn du einfach abhaust. Vergiss das nicht, Schatz. Denk daran, dass wir uns hier ein schönes Leben aufbauen und dass wir heiraten, sobald sich alles wieder ein bisschen normalisiert hat."
Jonas unterdrückte ein Seufzen. Dieses Geplapper machte ihn noch ganz wahnsinnig.
„Küss mich", forderte Markus und er spürte, wie er sich über die Mittelkonsole zu ihm beugte. Jonas hielt ihm die Wange hin, allerdings umfasste Markus seinen Kiefer und drehte seinen Kopf mit sanfter Gewalt zu ihm herum. Sein durchdringender Blick bohrte sich durch seine Augen bis tief in seine Seele.
Ganz langsam kam Markus näher, so als würde er ihm die Wahl lassen, den Kuss zu verweigern, gleichzeitig krallten sich seine Finger förmlich um seinen Kiefer und zwangen ihn so, stillzuhalten. Markus legte seine Lippen auf seine, erst unerwartet sanft, dann gewohnt fordernd. Er schob seine Zunge in seinen Mund und fand die seine und obwohl Jonas nicht wirklich in Stimmung war, erwiderte er den Kuss, er schloss sogar die Augen. Auch wenn Markus fordernd und bestimmend war, seine Liebe zu ihm war echt und allumfassend. Allmählich löste Markus sich von ihm, ein süffisantes Grinsen auf den Lippen.
„Wir sehen uns gleich, Schatz", sagte er, dann stieß er die Tür auf und stieg aus. Jonas sah ihm nach, bis er an seinem Auto angelangt war und sich hinein setzte. Erst da bemerkte er eine Bewegung im Augenwinkel und automatisiert drehte er den Kopf. Er erblickte Antoine, der mit verschränkten Armen im Türrahmen der Haustür stand und ihn kopfschüttelnd ansah. Jonas senkte verlegen den Blick auf den Schoß, während seine Hand zu dem Knopf wanderte, der den Gurt löste. Mit einem ratschenden Geräusch schnellte der Gurt zurück und Jonas versuchte, sich zusammen zu reißen.
Sicherlich würde es ihm gut tun, mit Antoine zu reden. Er warf einen Blick in den Seitenspiegel und sah, wie Markus gerade in die Mitte der Fahrbahn lenkte und davon fuhr. Erst als er nicht mehr zu sehen war, öffnete Jonas die Autotür und stieg aus. Er schob verlegen die Hände in die Hosentaschen und ging langsam durch Antoines Vorgarten.
„Was war das denn?", begrüßte Antoine ihn grimmig und erst als er nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war, wagte Jonas es, den Blick zu heben und ihn anzusehen. Antoine war eindeutig wütend – nein – fassungslos.
Jonas fühlte sich auf einmal wie ein kleines Kind, dass von Vater wegen einer Dummheit zurechtgewiesen wurde. Antoine seufzte, packte ihn am Arm und zog ihn ins Haus. Jonas hörte die Kinder oben quatschen, als er durch den Flur bis ins Wohnzimmer gezogen wurde.
„Also, was zur Hölle tust du hier? Zusammen mit ihm? Hast du vergessen, was für ein ekelhafter Mensch er ist? Und was für einen lieben Kerl du mit gebrochenem Herzen zu Hause sitzen hast?", echauffierte Antoine sich, drückte ihn auf das Sofa und baute sich vor ihm auf. Jonas schluckte schwer, denn er hatte ja recht. Dennoch ärgerte es ihn, dass Antoine seine offensichtlich vorhandenen Gefühle für Markus so herunterspielte. Immerhin war er mit ihm nach Hause gegangen und hatte zugelassen, dass er mit ihm schlief.
DU LIEST GERADE
Slice of Life - L'Affaire
RandomJonas ist vollkommen gestresst von der Arbeit, worunter nicht nur er leidet, sondern auch sein langjähriger Freund Matthias und dessen Tochter Aaliyah. Bei all dem Stress kommt das bevorstehende Wochenende in Frankreich ganz recht. Ein alter Schulfr...