Kapitel 43 - Matthias

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Stechender Schmerz schoss durch seine Knie, als seine Beine ihm den Dienst versagten und Matthias unsanft auf dem Asphalt aufschlug. 

War das ein Schlussmachen? Wollte Jonas ihn wirklich verlassen für jemanden wie Markus? 

Matthias schluchzte, ohne dass er etwas dagegen hätte tun können. Sein Leben wurde vollkommen auf den Kopf gestellt. Was dachte Jonas sich nur dabei? Wie sollte er ohne ihn klar kommen? 

„Hey", sagte auf einmal eine vertraute Stimme, gefolgt von einem erstickten Laut. Anscheinend war Oskar ausgestiegen und zu ihm gekommen, denn keine Sekunde später schlang er den Arm fest um ihn, bevor er ihm tröstlich über den Rücken strich. 

„Was hat er gesagt?", fragte Oskar, aber Matthias war nur zu einem Schulterzucken fähig. Tja, was genau hatte Jonas eigentlich gesagt? Nicht viel, nur, dass er irgendwie Markus liebte. 

„Matthias", mahnte Oskar mit ruhiger, beinahe väterlicher Stimme und er bemühte sich, einigermaßen das Schluchzen in den Griff zu bekommen. Tief einatmen und ausatmen, sagte er sich, bis endlich die Tränen versiegten, zumindest vorerst. Mühsam hob er den Blick und sah in Oskars Gesicht. Er erkannte, dass in seinen Augen ebenfalls Tränen glitzerten, die er jedoch schnell wegblinzelte. 

„Ich glaube, er will mich verlassen. Aber... ich meine... so richtig hat er es nicht gesagt", erklärte er, denn genau so war es doch. Jonas hatte nicht richtig sprechen können, da Markus die ganze Zeit in der Nähe gewesen war. Einen Moment lang herrschte Stille, bis Oskar sichtbar schluckte und mitleidig den Kopf schief legte. 

„Das tut mir so leid, wirklich. Ich... komm her", brachte Oskar hervor, rutschte näher an ihn heran und umarmte ihn fest. Sofort erwiderte Matthias die Umarmung und er musste zugeben, dass es sich irgendwie tröstlich anfühlte. 

Eine ganze Weile lag er in Oskars Armen, bis allmählich die ersten Tränen versiegten. Er löste sich von Oskar und rappelte sich auf. Oskar streckte den Arm nach ihm aus, als befürchtete er, dass er jeden Moment wieder in die Knie gehen würde. 

„Fahren wir nach Hause", brummte Matthias, kramte den Autoschlüssel aus seiner Hosentasche und ging zu seinem Wagen. 

„Du willst doch nicht wirklich fahren, oder?", fragte Oskar vorwurfsvoll, was ihn verwirrt den Blick zu ihm herumreißen ließ. 

„Ich fahre. Keine Widerrede", sagte er bestimmt, hielt die Hand auf und bedeutete ihm mit einem Nicken, dass er den Schlüssel herausrücken sollte. Matthias seufzte, aber vermutlich hatte Oskar recht und er war viel zu aufgewühlt, um selbst zu fahren. Er reichte ihm den Schlüssel, ging um das Auto herum und ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder. Auch Oskar stieg ein, doch anstatt den Motor zu starten und loszufahren, drehte er sich seitlich, sodass er ihn ansehen konnte. Matthias erwiderte ausdruckslos seinen Blick, denn in seinen Gedanken kreisten immer wieder Jonas Worte. ... warum hätte ich sonst mit ihm geschlafen? Matthias rutschte unruhig auf seinem Sitz herum, denn was das alles wirklich bedeutete, konnte er noch gar nicht richtig einordnen. 

„Willst du zur Arbeit oder lieber...", setzte Oskar an, sichtlich auf der Hut. Matthias stöhnte, denn auch wenn er im Moment überhaupt keinen Kopf hatte, um zur Arbeit zu fahren, würde ihn genau das wahrscheinlich ablenken. Er wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und nickte. 

„Ja, ich... ich muss noch einiges schaffen, bevor am Freitag mein letzter Tag ist", sagte er und straffte die Schultern. Oskar biss sich auf die Lippe, als wäre ihm erst jetzt wieder eingefallen, dass er ihm von seiner Kündigung erzählt hatte. 

„Okay, wenn du es so willst, dann fahre ich dich", sagte er, drehte sich wieder nach vorn und startete endlich den Motor. Matthias wandte den Blick aus dem Fenster, während Oskar vom Parkplatz herunterfuhr und sich in den Verkehr einfädelte. 

Slice of Life - L'AffaireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt