Kapitel 41 - Matthias

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Tatsächlich hatte Matthias recht schnell einschlafen können. Blöderweise bevor ihm irgendetwas eingefallen war, das er Jonas würde sagen können. 

Er seufzte, strampelte das Bettlaken beiseite, das sich irgendwie um seine Füße gewickelt hatte und setzte sich auf die Bettkante. Seine Schultern waren angespannt und er spürte schon jetzt, dass er heute Kopfschmerzen bekommen würde. Außerdem schwitzte er unangenehm und er beschloss, duschen zu gehen. 

Ächzend stand er auf und ging zum Kleiderschrank. Was sollte er anziehen? Irgendetwas, das einen guten Eindruck machte am besten. Er lachte leise in sich hinein. Jonas kannte ihn, er musste keinen guten Eindruck mehr machen. Dennoch nahm er ein dunkelgrünes T-Shirt heraus, das Jonas immer besonders gut an ihm gefallen hatte und dazu eine frische Jeans. Allerdings entschied er sich für eine kurze, denn sicherlich wurde es heute wieder heiß und da er das Glück hatte, auf der Arbeit tragen zu können, was er wollte, fiel ihm die Entscheidung bei diesen Temperaturen leicht. 

Mit den Klamotten auf dem Arm verließ er das Schlafzimmer und zuckte heftig zusammen, als er Oskar am Esstisch sitzen sah, eine Tasse Kaffee und eine Schale mit Brötchen vor sich. Matthias hatte ganz vergessen, dass er hier war. 

„Hey", sagte er, als Oskar ihn angrinste. 

„So schrecklich sehe ich doch gar nicht aus", erwiderte er und fuhr sich mit den Fingern durch die blonden Haare. 

„Ich muss duschen", murmelte er, grinste noch einmal und verzog sich anschließend ins Bad. 

Wie von allein wanderte sein Blick zuerst in den Spiegel über dem Waschbecken und er erlaubte sich, ein paar Augenblicke hineinzusehen. Er sah nicht mehr ganz so fertig aus wie gestern, aber dennoch glaubte er, dass man ihm seinen inneren Schmerz ansah. 

Kopfschüttelnd riss er sich los und zog sich aus. Seine Klamotten warf er direkt in die Waschmaschine, die schon beinahe überquoll und er machte sich eine Notiz in sein imaginäres Aufgabenheft, dass er dringend Wäsche waschen sollte. Anschließend stieg er in die Dusche, drehte das Wasser auf und wusch den Schweiß von sich. 

Allerdings wanderten seine Gedanken sofort zu Jonas. Und Markus, mit dem er in einem Hotelzimmer übernachtet hatte und mit dem er, wenn Oskar sich nicht geirrt hatte, gestern ziemlich verliebt durch das Einkaufszentrum gebummelt war. Augenblicklich spürte er einen stechenden Schmerz in der Brust. Er legte er die Hand auf die Stelle über seinem Herzen, das mit Sicherheit nur noch ein Trümmerhaufen war. Jonas hatte ihn betrogen. Ihn hintergangen. Ihn für einen anderen verlassen. Für jemanden, der ihn mit Sicherheit ganz und gar nicht gut behandelte. 

Tränen schossen ihm in die Augen und auch wenn er verletzt war, schienen es Tränen der Wut zu sein. Warum hatte Jonas das getan? Warum ignorierte er ihn? Matthias ballte die Hände zu Fäusten und wartete einige Minuten, bis seine Wut ein wenig verraucht war. 

Er stellte das Wasser ab, schüttelte die Tropfen aus seinem Haar und riss den Duschvorhang mit einem reißenden Geräusch zur Seite. Komischerweise war er ganz außer Atem, so als wäre er gerannt. Möglichst schnell trocknete er sich ab, putzte seine Zähne und zog sich an, bevor er seine Haare föhnte. Zwar legte er nicht allzu großen Wert auf sein Äußeres, aber für Jonas wollte er gut aussehen. 

Sein Blick wanderte noch einmal in den Spiegel, allerdings war er beschlagen und sein Spiegelbild war merkwürdig milchig und verzerrt. Er brummte leise vor sich hin, wandte sich um und verließ das Bad. 

Als er das Wohnzimmer betrat, wanderte sein Blick zu Oskar, der noch genau wie vorhin am Esstisch saß. Gerade nahm er einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse. 

„Du hast Frühstück besorgt?", fragte Matthias und sah zu der Schale mit Brötchen. Oskar hob den Blick und sah ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er schwieg. Matthias zog den Stuhl zurück und ließ sich darauf nieder, den Blick auf seinen Freund geheftet. Erst da wurde ihm wieder bewusst, dass auch er im Moment ziemlichen Stress mit Johnny hatte und er kam sich auf einmal unglaublich egoistisch vor, dass er nur an Jonas dachte. 

Slice of Life - L'AffaireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt