„Halt an", hörte Jonas Markus sagen, allerdings klang seine Stimme ganz weit weg. Dabei saß er doch neben ihm auf dem Beifahrersitz.
„Schatz, ich meine es ernst. Halt bitte an", wiederholte er, dieses Mal eindringlicher. Jonas Sicht wurde verschwommen und er musste einsehen, dass er wirklich nicht in der Lage war, zu fahren. Mit quietschenden Reifen hielt er am Straßenrand und schaltete den Motor aus. Ein Schluchzen entwich ihm und eilig presste er die Hand auf den Mund.
„Hey, es ist alles okay. Ich bin für dich da. Lass mich fahren und du ruhst dich aus", sagte Markus einfühlsam und Jonas sah im Augenwinkel, dass er die Hand nach ihm ausstreckte. Keine Sekunde später spürte er sie auf seinem Arm. Markus strich mit dem Daumen sanft über seine Haut, eine vertraute und auch noch all den Jahren noch immer tröstliche Berührung.
Jonas zwang sich zur Ruhe, indem er ein paar Mal tief durchatmete. Allmählich wurde seine Sicht wieder klarer und ihm wurde bewusst, dass sie noch nicht wirklich weit gekommen waren, vielleicht vier oder fünf Kilometer. Die Grenze hatten sie auf jeden Fall noch nicht erreicht.
„Wir tauschen. Ich fahre", sagte Markus bestimmt und schwang sich mit einem Ächzen aus dem Wagen. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Jonas daran, einfach davon zu fahren und ihn hier stehen zu lassen, aber dafür fehlte ihm einfach die Kraft.
Markus ging vorne um das Auto herum und öffnete schließlich die Fahrertür. Jonas hatte sich noch keinen Millimeter bewegt. Markus beugte sich über ihn und schnallte ihn ab, danach nahm er seine Hände und zog daran. Jonas ließ es zu, dass er ihm aus dem Auto half, oder besser gesagt: er ergab sich seinem Schicksal. Denn in diesem Moment wurde ihm so richtig bewusst, dass er Markus so leicht nicht mehr loswurde. Markus Gefühle für ihn waren echt, keine Frage, aber wie war es mit seinen eigenen? Er liebte Matthias, da war er sich sicher, aber konnte er wirklich noch mit ihm zusammen sein, selbst wenn er ihm seinen Fehler verzieh? Den Fehler, den er übrigens immer weiter beging, indem er weitere Sekunden mit Markus verbrachte? Nein, vermutlich könnte er das nicht. Er hatte Matthias Vertrauen missbraucht, ihn auf die schlimmste Weise verraten.
„Na komm schon", sagte Markus und riss ihn so aus seinen Grübeleien. Noch immer hielt er seine Hände und erst da bemerkte Jonas, wie nah Markus ihm war. Nur wenige Zentimeter trennten sie und es wäre ganz leicht, die Augen zu schließen und Markus zu küssen. Ihm das zu geben, was er wollte.
Auf einmal löste Markus seine rechte Hand aus seiner, allerdings nur, um sie ihm an die Wange zu legen und sein Gesicht noch näher an seines zu ziehen.
„Es wird alles gut. Du und ich, wir gehören zusammen", hauchte Markus und auch wenn Jonas ihm widersprechen wollte, schaffte er es nicht. Nur wenige Augenblicke später küsste Markus ihn sanft, aber gleichzeitig bestimmt. Ja, das hier war wohl das, was er verdiente. Und immerhin hatte er sich schon einmal in Markus verliebt, als er achtzehn Jahre als gewesen war. Irgendetwas hatte er also an sich, das ihn anziehend machte. Sein Körper war es allerdings nicht mehr, aber auch er selbst war älter geworden.
Kopfschüttelnd löste Jonas sich von ihm und stolperte um das Auto herum, bis er irgendwie auf dem Beifahrersitz landete. Beinahe augenblicklich startete Markus den Wagen und fuhr los. Wie automatisiert kramte Jonas seine Zigarettendose und sein Feuerzeug hervor, doch erst als er die Dose öffnete, fiel ihm wieder ein, dass sie leer war.
„Hier", sagte Markus und deutete mit dem Finger auf die Mittelkonsole, wo er ein neues Päckchen Zigaretten fand. Anscheinend war das Markus Taktik, ihn mit Zigaretten zu bestechen. Aber in diesem Moment brauchte er dringend eine und er nahm sich eine aus der Packung und zündete sie an. Das Fenster öffnete er einen winzigen Spalt, damit der Rauch entweichen konnte.
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Slice of Life - L'Affaire
RandomJonas ist vollkommen gestresst von der Arbeit, worunter nicht nur er leidet, sondern auch sein langjähriger Freund Matthias und dessen Tochter Aaliyah. Bei all dem Stress kommt das bevorstehende Wochenende in Frankreich ganz recht. Ein alter Schulfr...