Es dauerte noch eine Ewigkeit, bis Sheila endlich ein passendes Kleid gefunden hatte. Es war viel zu aufreizend für seinen Geschmack, aber so war Sheila schon immer gewesen. Sie schlenderten noch eine Weile durch das Einkaufszentrum, bis Sheila beinahe erschrocken nach seinem Arm griff und ihn so aufhielt.
Als er zu ihr sah, bemerkte er, dass sie vor einem Juwelier stehen geblieben war und mit großen Augen die ausgestellten Schmuckstücke betrachtete. Unwillkürlich wanderte sein Blick ebenfalls zu den Ketten, Ringen und Uhren. Er selbst war nicht wirklich der Typ für Schmuck und auch Jonas hatte nur eine Kette und ein Armband, was er beides täglich trug.
„Guck mal", sagte Sheila und tippte mit dem Finger auf die Scheibe. Sie deutete auf einige Eheringe, die auf einer sich drehenden Etagere auf kleinen weißen Kissen lagen.
„Nicht mehr zufrieden mit deinem Ehering?", fragte er und warf unwillkürlich einen Blick auf ihren Ringfinger. Sheila verdrehte die Augen.
„Doch nicht für mich. Für dich", sagte sie und stupste ihn mit dem Ellbogen an. Matthias lachte.
„Auf keinen Fall. Ich heirate doch nicht", sagte er verächtlich, denn obwohl er keinen rationalen Grund nennen konnte, wollte er nicht heiraten. Es lag nicht an Jonas, natürlich nicht, sondern eher generell am Heiraten.
„Warum nicht?", fragte Sheila unschuldig, auch wenn sie schon oft über dieses Thema geredet hatten.
„Ich will einfach nicht. Das ist so... verbindlich", brummte er, was nun Sheila lachen ließ.
„Ihr seid euch doch sicher, dass ihr für immer zusammenbleiben wollt und ihr liebt euch. Warum also nicht heiraten?", fragte sie weiter und er wusste, dass sie und er bei diesem Thema eindeutig verschiedene Meinungen hatten.
„Ja, schon. Also kann doch auch alles so bleiben, wie es ist. Heiraten ist vollkommen überflüssig", erwiderte er und machte Anstalten, weiterzugehen. Allerdings drängte sich unweigerlich das Bild von Jonas in einem schicken Anzug in sein Hirn, das ihn nicht mehr losließ. Jonas wollte heiraten, das wusste er, aber diesen Wunsch würde er ihm nicht erfüllen. Einfach aus Prinzip nicht.
„Heiraten ist romantisch", widersprach Sheila, doch er blieb hart.
„Hör auf! Ich werde ganz bestimmt nicht heiraten. Das ist albern. Es ändert nichts", beharrte er.
„Wie du meinst. Du unromantischer Eisblock", brummte Sheila, hakte sich bei ihm unter und gemeinsam gingen sie weiter durch das Einkaufszentrum.
Allerdings ließ sich die Vorstellung nicht mehr aus seinem Kopf vertreiben, wie er Jonas einen Antrag machte. Schon oft hatten sie darüber geredet, allerdings hatte er Jonas ziemlich schnell den Wind aus den Segeln genommen. Immerhin wussten sie doch, dass sie sich liebten. Wieso sollte ein blödes Blatt Papier es irgendwie besser machen? Nein, er würde ganz sicher nicht heiraten.
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Eine Stunde später kam Matthias völlig erschöpft zu Hause an. Er zog seine Schuhe aus und ließ sich erschöpft auf das Sofa fallen. Es war heiß, viel zu heiß und er pellte sich ein wenig ungeschickt aus seiner Jeans. Er streckte sich und schaltete den Ventilator an, der neben dem Sofa stand, sodass ihm direkt die angenehm kühle Luft ins Gesicht blies. Er legte sich gemütlich auf die Seite und genoss ein paar Minuten einfach nur den kühlen Wind, bis sich sein Magen meldete.
Sein Blick fiel auf die Cupcakes, die noch auf dem kleinen Tisch vor ihm standen und kurzentschlossen setzte er sich auf und nahm den Deckel der Form ab. Er nahm einen der Cupcakes heraus und biss hinein. Genüsslich seufzte er und war nun doch froh, dass Jonas sie vergessen hatte. Gleich ein paar schlang er herunter, dann schaltete er den Fernseher ein und ließ sich ein wenig berieseln.
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Slice of Life - L'Affaire
AléatoireJonas ist vollkommen gestresst von der Arbeit, worunter nicht nur er leidet, sondern auch sein langjähriger Freund Matthias und dessen Tochter Aaliyah. Bei all dem Stress kommt das bevorstehende Wochenende in Frankreich ganz recht. Ein alter Schulfr...