Matthias fühlte sich vollkommen entspannt, allerdings störte ihn schon seit einigen Minuten das penetrante Vibrieren seine Handys. Noch immer lag er auf dem Sofa, bäuchlings und das Gesicht zwar dem Fernseher zugewandt, aber so wirklich achtete er nicht darauf.
Seine Gedanken schweiften von hier nach dort, ohne wirklich etwas zum Andocken und Nachdenken zu finden. Er mochte dieses Gefühl, auch wenn er wusste, dass es durch die Droge kam.
Wieder vibrierte sein Handy und langsam tastete er danach, bis er es zwischen den Kissen fand. Als er erkannte, dass Oskar ihn die ganze Zeit anrief, setzte er sich schwerfällig auf. Allerdings bemerkte er noch etwas anderes. Ein kleines Symbol, oben in der Ecke. Er hatte eine Nachricht im Messenger. Selbst in seinem bekifften Zustand schaltete er ziemlich schnell, dass das nur Jonas sein konnte.
„Sorry Oskar", murmelte er, klickte den Anruf weg und öffnete stattdessen die Nachricht.
„Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Markus ist ziemlich süß und... naja, er gibt sich wirklich Mühe", las er, allerdings dauerte es mindestens zwei Minuten, bis er den Sinn der Worte begriff.
Kopfschüttelnd starrte er auf die Buchstaben auf seinem Handy und wünschte sich, er könnte einfach in diesem Moment zu Jonas durch das Handy krabbeln, ihn an der Hand nehmen und wieder mit nach Hause ziehen. Denn das hier war sein zu Hause, hier gehörte er hin, an seine Seite. Nicht an die Seite dieses schmierigen Fettsacks, der ihn schon einmal betrogen hatte.
Matthias schüttelte sich, wenn er sich die beiden zusammen im Bett vorstellte. Nicht, dass er der Adonis schlechthin wäre und natürlich war das Aussehen nicht alles, aber an Markus war wirklich nichts Attraktives. Weder äußerlich noch innerlich.
Matthias atmete tief durch und zwang sich zur Konzentration. Er fühlte sich wie in einem Test, in dem er nun bei der Frage war, die darüber entschied ob er durchfiel oder nicht. Was konnte er Jonas nur antworten, dass er endlich begriff, dass er ihm verzieh und er kein schlechtes Gewissen mehr haben brauchte? Sicher, er würde sehr ausführlich mit ihm über diese ganze Geschichte reden müssen und höchstwahrscheinlich würde sein Herz noch eine ganze Weile schmerzen, aber er konnte und wollte sich ein Leben ohne Jonas nicht vorstellen.
Seine Finger schwebten über der Tastatur und er hasste diesen Moment, weil er es nicht begreifen konnte, dass es zwischen ihm und Jonas so kalkuliert geworden war. Er musste sich überlegen, was er ihm schrieb, das war früher nicht so gewesen. Sie hatten sich das sagen können, was gerade durch ihren Kopf schoss und das war wirklich eine der Sachen gewesen, warum Matthias geglaubt hatte, dass Jonas der Eine für ihn wäre.
Noch einmal atmete er tief durch, schloss die Augen für einen Moment und richtete seine Konzentration auf sein Handy. Ohne länger darüber nachzudenken schrieb er einfach das, was ihm als erstes in den Sinn kam.
„Jonas, also wirklich. Selbst wenn er sich Mühe gibt, das ändert nichts daran, dass er ein Arsch ist. Du verdienst es nicht, schlecht behandelt zu werden! Ich bin nicht perfekt, aber ohne mich selbst in den Himmel loben zu wollen, ich bin besser als er. Und ich weiß, dass du das auch so siehst. Also bitte, komm zurück, rede mit mir und lass uns zusammen auch dieses Kapitel zu Ende lesen und mit dem nächsten weitermachen. Du weißt, was ich will – nämlich dich! Mir ist egal, was du mit ihm getan hast, lass doch nicht ein paar Tage zehn Jahre deines Lebens kaputt machen."
Kaum dass er auf Senden gedrückt hatte, spürte er, wie eine Last von ihm abfiel. Hoffentlich begriff Jonas nun, dass er genau so wie er nicht aufgeben sollte. Dafür hatten sie doch viel zu viel erlebt. Sie hatten sich ein gemeinsames Leben aufgebaut, das er doch nicht einfach wegen einem Fehler wegschmeißen konnte!
Matthias schnaubte, ließ sich wieder in die Kissen sinken und legte sein Handy neben sich. Erst da fiel ihm wieder ein, dass Oskar anscheinend ziemlich dringend mit ihm sprechen wollte und er nahm sein Handy wieder in die Hand. Er wählte Oskars Nummer, stellte aber auf Lautsprecher, damit er sah, wenn Jonas ihm antwortete. Es dauerte kaum drei Sekunden, da hatte Oskar den Anruf angenommen.
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Slice of Life - L'Affaire
RandomJonas ist vollkommen gestresst von der Arbeit, worunter nicht nur er leidet, sondern auch sein langjähriger Freund Matthias und dessen Tochter Aaliyah. Bei all dem Stress kommt das bevorstehende Wochenende in Frankreich ganz recht. Ein alter Schulfr...