Jonas erstarrte, denn Markus Blick war eine Mischung aus Entsetzen, Panik und Wut. Er suchte nach Worten, aber es wollte ihm einfach nichts Sinnvolles einfallen. Jetzt wäre die Möglichkeit, Markus zu sagen, dass er Matthias noch immer liebte und zu ihm zurück wollte. Dass er nicht mit Markus zusammen sein wollte, auch wenn er ihm das Blaue von Himmel versprach.
„Was wird das denn?", fragte Markus, bevor auch nur eine Silbe über Jonas Lippen gekommen war. Jonas schwieg und senkte verlegen den Blick auf den Boden. Markus schnaubte verächtlich und lachte trocken und freudlos, bevor er näher auf ihn zutrat und ihn so zurück ins Zimmer drängte. Jonas Finger umklammerten den Riemen seines Rucksacks so sehr, dass sich der feste Stoff in seine Haut drückte.
Wieso war er nur allein durch Markus Anwesenheit so eingeschüchtert? Was hinderte ihn daran, ihm einfach das zu sagen, was er sich in der letzten Stunde überlegt hatte? Markus schloss die Tür hinter sich und komischerweise kam es Jonas so vor, als verschließe er damit auch seinen Ausweg.
„Du wolltest abhauen?", fragte Markus, überraschenderweise nicht wütend, sondern matt und... ängstlich? Jonas hob den Blick und als er sah, dass Markus Lippe zitterte und Tränen in seinen Augen schwammen, fühlte er sich sofort schlecht, dass er wirklich hatte gehen wollen.
„Ich... ich wusste nicht, ob du... ich meine... du hast gesagt, ich soll verschwinden", sagte er so leise, dass er sich am liebsten selbst eine reingehauen hätte. Er war ein erwachsener Mann, verdammt noch mal! Er konnte seine Entscheidungen treffen, selbst wenn diese Markus nicht gefielen. Auf einmal schlang Markus so fest die Arme um ihn, dass ihm für einen Moment die Luft wegblieb.
„Ich war doch nur sauer, Schatz. Aber jetzt ist alles wieder gut zwischen uns. Ich habe nachgedacht und mir ist klar, dass du nicht morgen alles hier hinter dir lassen kannst", sagte er und im ersten Moment glaubte Jonas, er hätte sich verhört. Er stemmte die Arme gegen Markus Brust, um ihn von sich zu schieben, wobei ihm seine Umhängetasche von der Schulter rutschte und auf dem Boden landete. Allerdings lockerte Markus seine Umklammerung kein bisschen, sondern küsste ihn auf die Wange.
„Es tut mir leid, dass ich gemeine Sachen zu dir gesagt habe, Schatz. Aber bitte fahr mit mir morgen nach Creutzwald. Das Sozialhilfezentrum hat auch samstags vormittags geöffnet und ich kann ihnen alles erklären. Wir könnten das Wochenende dort verbringen und am Sonntagabend fahren wir wieder zurück, damit du zur Arbeit kannst. Was hältst du davon?", plapperte Markus und Jonas brauchte einen Moment, bis er begriff, was da gerade passierte.
Markus entschuldigte sich? Machte ihm einen vernünftigen Vorschlag? Verwirrt suchte er seinen Blick und als er in Markus blasse Augen sah, konnte er keinen Funken der Unehrlichkeit erkennen. Sollte Markus sich wirklich langsam ändern? Nein! Ganz sicher nicht! Was dachte er denn da schon wieder? Markus umfasste sein Gesicht mit den Händen und strich sanft mit den Daumen über seine Wangen.
„Was hältst du davon?", wiederholte er seine Frage und Jonas wurde klar, dass er sich hier und jetzt entscheiden musste. Noch vor einer Viertelstunde war er fest entschlossen, Markus zu verlassen und zurück zu Matthias zu gehen. Warum war seine Entscheidung schon wieder ins Wanken geraten? Eigentlich gab es dafür keine logische Erklärung. Wahrscheinlich hatte sein Hirn einfach irgendwelche komischen Aussetzer, die ihn vollkommen verrückte Dinge tun ließen.
„Schatz?"
Markus Stimme hallte in seinem Kopf wider, der sich plötzlich wie leergefegt anfühlte. Da spürte er auch schon Markus Lippen auf den seinen, sanft, zärtlich zu Beginn und immer drängender werdend. Wie automatisiert erwiderte er den Kuss und er musste zugeben, dass es sich gut anfühlte.
Erinnerungen an früher, an ihre glücklichen Jahre, blitzten vor seinem inneren Auge auf. Nach ein paar Sekunden löste Markus sich von ihm und griff stattdessen nach seinen Händen. Noch immer sah er ihn erwartungsvoll an, irgendwie so freudig und glücklich, dass Jonas nicht anders konnte, als zu nicken. Markus stieß einen erleichterten Laut aus.
DU LIEST GERADE
Slice of Life - L'Affaire
RandomJonas ist vollkommen gestresst von der Arbeit, worunter nicht nur er leidet, sondern auch sein langjähriger Freund Matthias und dessen Tochter Aaliyah. Bei all dem Stress kommt das bevorstehende Wochenende in Frankreich ganz recht. Ein alter Schulfr...