ℙ𝕣𝕠𝕝𝕠𝕘

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2024


Robin rannte wutentbrannt aus dem Restaurant.

Heut sollte doch so ein schöner Tag werden. Er hatte sich mit Absicht einiges vorgenommen, weil er wusste, wie viel auf dem Spiel stand. Nia sollte doch wissen, wie viel sie ihm bedeutete. Und auch wenn sie am selben Tag Geburtstag hatten, war es zudem der Tag, an dem sie zusammengekommen waren, weshalb er ihr dies sogar noch doppelt und dreifach zeigen wollte, wie wichtig sie ihm war.

Da er es einmal verpatzt hatte, sie nicht groß auszuführen, sollte heute alles perfekt sein. Seit Kurzem hatte er den Führerschein und sie auch mit seinem eigenen Wagen abgeholt. Er wusste ja, wie sie das mochte.

Robin hatte auf alles achtgegeben, so dass in der Tat die Gesamtheit ohne den kleinsten Fehler ablaufen konnte.

... und dann hatte sie den Abend versaut.

»Spinnst du?« , hörte er sie hinter sich rufen, als er sein Auto ansteuerte. »Du hast mich einfach sitzen lassen.«

»Wow, es ist dir in deiner kleinen Nia-Welt aufgefallen, wo niemand sonst existiert außer du, dass ich nicht mehr da bin.« , sprach er, ohne sich umzudrehen. »Respekt.«

»Was laberst du?«

In dem Moment drehte er sich um. »Was ich laber'?« Er wurde lauter. »Merkst du eigentlich noch etwas?«

»Du regst dich so unnötig auf.«

»Tu ich das?« Seine Stimmlage blieb erhöht.

»Ja.«

»Nein Nia. Du hast alles kaputtgemacht.«

»Spinnst du?« , wiederholte sie. »Du machst doch gerade den Abend kaputt.«

»Blendest du manchmal Dinge aus oder wie läuft deine Realität so ab?«

»Was? Du bist doch derjenige, der sich gerade voll dumm und kindisch verhält.«

Robin blinzelte sie an. Sie kannten sich seit seiner Geburt, dennoch ... überraschte sie ihn immer wieder. »In welcher Hinsicht?« , fragte er. »Weil ich dachte, dass mit uns bleibt ewig?«

»Du hast doch komplett Schluss gemacht. Nicht ich.«

»Dann frag' dich mal wieso. Hätte ich lieber applaudieren sollen, nachdem du mich so hintergangen hast?«

»Hintergangen?« Nun schrie sie und schubste ihn. »Wo hab' ich dich hintergangen?«

»Ist das dein Ernst? Da fragst du noch? Du hast mich belogen.«

»Ich hab' dich nicht belogen. Ich hab's dir nur nicht direkt erzählt.«

»Ja, weil du wusstest, wie ich ...«

»Du hast das doch gar nicht zu entscheiden. Das ist meine Angelegenheit und nicht deine Robin.«

»Wenn man zusammen ist, sollte man so etwas nicht alleine ...«

Ein weiteres Mal unterbrach Nia ihn barsch. »Wir sind nicht mehr zusammen. Das hast du vorhin ja laut und deutlich von dir gegeben.«

»Ja und du hast es anscheinend sehr schnell akzeptiert.«

»Was soll ich denn tun? Soll ich betteln?«

Robin sah sie starr an. »Du gibst uns also auf? Das war's?«

Sie blickte auf den Boden und dann in sein Gesicht. »Ich hatte eher eine Pause im Sinn.«

»Eine Pause? Du meinst, so lange du ...?«

»Wieso nicht?« , redete sie erneut dazwischen. »Andere bekommen ja auch so etwas hin. Es wird ja nicht ewig ...«

»Und ich soll jetzt dumm rumsitzen und auf dich warten?«

Ihre Schultern hoben sich an. »Ich weiß doch auch nicht.«

Robin schüttelte den Kopf. »Nein. Das kannst du vergessen.«

»Du ... du willst das echt durchziehen?«

Wiederholt sah er sie eine halbe Ewigkeit an. Das Mädchen, wo er so lange versucht hatte, seine Gefühle zu unterdrücken, und dann wiederum eine ellenlange Zeit gebraucht hatte, das sie mal registrierte, was er für sie empfand.

Ihre Locken hatte sie am heutigen Tage geglättet. Das tat sie neuerdings öfters. Es stand ihr und das hatte er ihr an diesem Tag auch mehrmals gesagt. Sie hörte halt gerne Komplimente.

Damals ... wie heute.

Er fühlte sich plötzlich ganz lose geschraubt und klapprig von innen. Egal, was er sagen würde, es war schon kaputt. Nia hatte sich entschieden. »Du willst dein Ding ja auch durchziehen, oder?« , fragte er dennoch und hoffte auf ein Nein.

Sie zog die Lippen ein und nickte. »Ja, ich will das.«

Und wie eine einzige Verhöhnung fing es genau in diesem Augenblick zu regnen an. Es geschah haargenau in jener Sekunde, als Robin bemerkte, dass sie zur Diskussion Stehendes mit kein bisschen Traurigkeit von sich gegeben hatte.

Ihre Entscheidung war längst gefallen. Das wusste er ja, als sie ihm vorhin alles ... gebeichtet hatte, nachdem es aufgeflogen war.

Wieso hatte er im weiteren Fortgang mit etwas anderem gerechnet?

Oder ... gehofft?

Nia war sich sicher.

Obwohl ... es gab noch eine Option, die ihr in die Quere kommen könnte. »Und deine Eltern? Wie willst du das ...?«

»Ich bin neunzehn.« Sie bemerkte, dass der Regen mehr wurde, und sah sich nach einer Schutzmöglichkeit um. »Die können nicht für mich bestimmen. Keiner kann das. Ich alleine entscheide. Das ist mein Leben. Nur meins.« Ihr Zeigefinger ging zu seinem Auto. »Lass uns reingehen. Ich werde ganz nass.«

Robin blickte irgendwie durch sie hindurch. Jedes Wort von ihr knallte metaphorisch auf den Asphalt, nachdem es sich mit dem Regen mischte. Er hatte das Gefühl, als würde das Universum ihm mitteilen, das seine Beziehung gerade tatsächlich den Bach runterging.

Wie gnadenlos sie im wahrsten Sinne des Wortes war.

»Es liegt nicht an dir.« , hörte er sie nun sagen und er sah ihr daraufhin in die blauen Augen. »Du weißt doch, wie ...«

»Jaja, das hast du eben auch schon am Tisch gesagt.« Er konnte es nicht mehr hören.

»Dann versteh' mich doch bitte.«

»Das kann ich aber nicht.« Er wurde wieder lauter, während seine Haare klatschnass auf seiner Stirn pappten.

»Könnten wir jetzt einfach in dein Auto. Ich hab' heut nicht umsonst meine Locken geglättet.«

»Nia, es war umsonst. Oder willst du mir sagen, der heutige Abend ist gelungen?«

»Ich wollte nicht, das es so ... endet.«

Nia war noch nie einfach zu lieben. Das wusste Robin. Darüber war er sich schon immer im Klaren. Aber das es sein Herz brechen würde ... und dieses Mal so richtig ... über diese Tatsache hatte er nie einen Gedanken verschwendet.

Er drückte auf den Knopf und öffnete somit seinen Wagen.

Nia sprintete sofort auf den Beifahrersitz und stieg ein. Robin hingegen ging gemächlich los. Er musste erst einmal ins Bewusstsein aufnehmen, das es in der Tat vorbei war ... und sie anscheinend nicht mal darüber nachdachte, wie er sich dabei fühlte.

Wie in einer Zeitlupenaktion öffnete er seine Türe und stieg klatschnass ein. Nia besah sich im Spiegel und kämmte ihre Haare, als wäre nichts gewesen.

Robin startete den Wagen. »Soll ich dich nach Hause fahren, oder ...?«

»Ja. Ich hab' jetzt noch einiges vor.« , lachte und sprach sie ... und sprach sie ... und sprach sie ...

... während Robin gar nicht mehr zuhörte.

Und mein kleines Herz bounced, es ist fast wie im TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt