𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 61

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»Hey. Kommt rein.« Nic öffnete den Eingang und trat beiseite, als er Robin mitsamt Elias vor seiner Türe vorfand.

»Hast du es ihr gesagt?« , war das Erste, was er sagte.

»Nein.« , beantwortete dieser. »Sie weiß es nicht. Und ... ich hab' sie heut' auch noch nicht gesehen. Nur gehört. Sie verschanzt sich in ihrem Zimmer.«

»Wieso?« , fragte Robin.

»Das ... solltest du mit ihr selbst ... klär'n.« , sagte er und zeigte ins Wohnzimmer. »Wir sind hier. Ihr Zimmer ist dahinten.« Sein Zeigefinger ging nun zu einer der Türen.

Robin schlappte einige Schritte und hielt dann an. Er war extrem nervös.

Was genau würde ihn erwarten?

War er tatsächlich bereit?

Ein Zurück gab es nicht mehr. Er war hier. Stunden war er unterwegs gewesen. Es trennte sie nur eine Türe.

»Was 's los?« , fragte Nic fast schon flüsternd hinter ihm.

»Ich hab's gleich.«

Sein Kumpel trat an ihm vorbei und klopfte umstandslos, als würde er ihm damit, den Schubser ins kalte tiefe Becken geben.

»Was?« , erklang Nias Stimme unfreundlich.

Robins Augen formten sich kurz zu Schlitzen, eh er die Klinke in die Hand nahm und die Türe öffnete.

Nia lag in ihrem Bett und hatte eines ihrer Kissen umschlungen neben sich. Als sie ihn sah, setzte sie sich auf. »Robin.«

Er trat ein, schloss die Türe und wollte gerade sprechen, als sie wie aus dem Nichts begann zu weinen. Gewohnheitsmäßig ging er sofort hin und umarmte sie, als er sich zu ihr setzte.

Sie schluchzte regelrecht in seinen Armen und Robin wusste nicht, wie er da überhaupt den Anfang machen sollte. Beruhigend streichelte er über ihren Rücken, als er sie sprechen hörte. »Was?« , fragte er, weil er durch ihr Schluchzen und Weinen nichts verstanden hatte.

Sie zog die Nase hoch und setzte sich einigermaßen aufrecht hin. Mit ihren Händen wischte sie die Tränen weg. »Du hast mir gefehlt.«

»Du ... du hast mir auch gefehlt.« , gab er zu.

»Ich hab' so viel Scheiße gebaut. Ich ... ich fühl' mich nich' gut.«

Robin griff nach ihrer Hand. »Was ... is' denn los?«

»So vieles. Ich ... ich schaff' die Schule nicht.« , jammerte sie. »Ich bin ein totales Opfer. Ich kann nichts. Ich verkack alles.«

»Hey. Das ... glaub' ich nicht. Du bist gut in ...«

»Nicht das es ausreicht. Ich hab' kein'n Bock zu lern'n und ich schaff das einfach nich'.«

»Ja Nia ... für manche Dinge muss man sich halt anstrengen, und ... das Leben ist halt so.«

»Ich schaff' das aber nicht.«

Er hob ihr Kinn leicht an, als sie den Kopf senkte. »Und wenn ich sage, ich glaube an dich.«

Nia sah ihn an ... und plötzlich spürte er schon ihre Lippen auf seinem Mund. Augenblicklich rutschte er zurück. Sie rutschte mit und merkte dann, dass er seinen Kopf wegdrehte. »Was ...?«

»Ich hab' eine Freundin.« , sagte er. »Das mit uns ...«

»Du hast mich aber ... so angeseh'n.«

»Nein. Ich ... ich wollt' ...« Er stand auf. »Nia, ich ... ich mag sie wirklich gern'. Wir beide sind ...« Robin schüttelte seinen Kopf.

Sie unterdrückte ihre Tränen und sah in eine andere Richtung. »'kay.«

Er hockte sich vor sie. »Nia, du ... du willst das doch gar nicht. Du willst mich nicht.«

»Vielleicht ja doch.« , sagte sie und blickte ihn wiederkehrend an.

Robin schüttelte abermals seinen Kopf. »Nein. Du hattest Recht, dass wir beide ... es passt halt nicht mit uns.«

»Ich weiß.« , sagte sie. »Aber ... ich will nicht mehr, das du ... du fehlst mir wirklich.«

»Mir fehlt auch ... meine beste Freundin.« , sprach er.

»Wirklich?«

Er nickte. »Ja. Ich will keinen Krach mehr mit dir. Ich bin hier, um das mit uns beiden ... wieder ... auf eine ...«

»Nimmst du mich mit?« Ihre Unterlippe zitterte. »Ich will nach Hause.«

Erneut nahm er sie in den Arm. »Natürlich. Wenn du ... wenn du wirklich wieder zurück willst, dann ... nehme ich dich mit.«

»Ich weiß nicht, wie ich mit meinen Eltern reden soll.«

»Die werden das verstehen.« , sagte er.

»Kommst du mit mir?«

»Wenn du willst, dass ich dabei bin, dann ... bin ich dabei.«

Sie nickte und schniefte in einem. »Ich hab' dich nicht verdient.« Nia zog erneut die Nase hoch. »Ich bin so ... kaputt. Und ... und du musst mir immer helfen. Ohne dich kann ich nichts.«

»Das stimmt doch gar nicht.« , war sein Versuch, sie aufzumuntern. »Du hast nur noch nicht deinen Platz gefunden.«

»Ich will ankommen. Irgendwo.«

»Nia, als ich meinte, du sollst etwas machen, wollte ich nicht, das du dir Druck machst. Du hast Zeit, deinen Weg zu finden ... und du solltest dir auch Zeit nehmen, damit du nicht falsch abbiegst.«

»Ich fühl' mich aber so leer. Ich hab' niemanden.«

»Du hast doch ... mich.«

Sie sah ihn mit ihren hellen Augen voller Tränen an. »Aber ich hab' nicht mehr uns.«

»Du hast uns. Nur halt anders. Ein ... richtiges uns willst du doch gar nicht.«

»Aber ... ich hab' Angst dich komplett zu verlieren, wenn ... wenn ich dich nicht habe.«

»Das wird nicht geschehen, okay?!« , versprach er ihr. »Niemals.«

»Ich weiß nicht, was ich will.« , schluchzte sie erneut. »Ich denke immer an früher und ... du warst da, als meine Eltern sich getrennt haben. Du warst da, als ... ich ins Krankenhaus kam, und ... ich hab' dich immer so gebraucht. Immer. Und dann ... dann hab' ich dich einfach ... vielleicht wollt' ich das nicht. Ich weiß es nicht. Ich ... ich kann keinen richtigen Gedanken fassen.«

»Nia, ich ... ich kann dir sagen, dass deine Entscheidung uns betreffend richtig war. Wir zwei haben uns nicht gutgetan. Du mir nicht und ich dir nicht. Wir sind Freunde. Und ... genau das werden wir auch bis zu unserem Lebensende bleiben.«

Sie nickte, weil sie ihm Recht geben musste. Nia wusste nicht mal, wieso sie ihn geküsst hatte. Irgendwie war es auf irgendeine Weise ein Versuch, ihn nicht ein weiteres Mal zu verlieren. »Versprichst du mir das?«

Robin nickte ebenfalls. »Bis zu unserem Lebensende.«

Und mein kleines Herz bounced, es ist fast wie im TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt